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Zwei Toechter und drei Hunde

Zwei Toechter und drei Hunde

Titel: Zwei Toechter und drei Hunde
Autoren: Hans G Bentz
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Unendlichkeit. Dann wandte sie sich mit einem Ruck um und ging auf ihr Haus zu. Buddy drehte sich nach ihr um, unternahm aber keinen Versuch, ihr zu folgen, sondern wandte sich wieder dem See zu und begann kleine Steinchen ins Wasser zu werfen. Es gab jedesmal einen Silberkringel, rundherum Wellenringe und dann wieder nichts.
    Merkst du denn gar nichts, dachte ich mir, da ist doch was passiert! Nein, du merkst wirklich nichts. Leitung unterbrochen...
    In diesen stillen Wochen entdeckte ich Cocki, und er gehört jetzt ganz mir. Es gab, das gestehe ich mir, nach seinem Auftauchen Augenblicke, in denen ich zweifelte, ob in meinem Leben genügend Platz für ihn bleiben würde. Mein Leben ist so voller Arbeit, Menschen und den trivialen Problemen, mit denen wir uns täglich alle herumschlagen müssen, und es sind ja auch schon zwei geliebte Hunde da, und dieser neue hier braucht nicht nur Liebe, eigentlich braucht er alle Liebe, die es überhaupt gibt. Ich muß sehr aufpassen, daß er mich nicht vom Peterle und vor allem von meinem süßen kleinen Kastenbart abdrängt, von meinem geliebten Weffchen, das immer noch so schön ist wie am ersten Tag, aber nun doch schon alt und müde wird und froh ist, wenn die beiden anderen miteinander spielen und er in der Sonne liegen und in den Garten blinzeln und an seinen niedlichen rosa Steckkrallen herumknabbern kann.
    Cocki kann noch so weit weg sein — zum Beispiel auf seinem Lieblingsplatz vor der Küchentür oder in der Hecke, in der er mal die Igelfamilie getroffen hat —, sobald ich mir mein Weffchen auf den Schoß nehme, ihm ins Ohr flüstere und einen Brustkratz mache, daß er das rechte Hinterbein hebt, um mitzukratzen —, ist der Dicke da, wie aus dem Boden gewachsen. Ganz zweifellos hat er den sechsten Sinn. Er richtet sich dann an meinem Knie hoch und beginnt an Weffis Gesicht herumzuschnuffeln. Er wagt nicht zu knurren oder gar zu bellen, denn er weiß genau, daß der andere der Senior ist und die älteren Rechte hat. Aber er schafft es auch so. Mein kleiner weißer Lord mit den Greta-Garbo-Wimpern ist von diesem Geschnuffe und Gepuste sichtlich angewidert, springt schließlich vom Schoß und geht still irgendwohin. Und nun hat Cocki mich wieder für sich! Mit seinem halben Zentner erklimmt er meinen Schoß, leckt mir das Gesicht, tatzelt mir die Brille herunter, daß ich halb blind auf dem Teppich herumkriechen und sie mir wieder suchen muß. Das findet er wahnsinnig lustig, schmeißt sich auf den Rücken, läßt die Zunge heraushängen, und dann geht’s zur Tür: >Komm ‘raus! Toben!<
    Er ist für mich eine Quelle ständiger Überraschung und freiwilliger Komik. Dazu gehört unter anderem seine Verfressenheit. Ich glaube, sie haben ihm auf dem Bauernhof mit den vielen Mehlspeisen eine Magenerweiterung angefüttert. Er atmet zum Beispiel seinen wohlgefüllten Mittagsnapf ein, läßt sich von Peterchen ein paar weitere Bissen zustecken, von der Mama heimlich stopfen und schließlich von Frauchen mit einem endgültig letzten Fleischklumpen aus der Küche bewerfen. Darauf kommt er mit schaukelndem Wanst zu mir herunter, rülpst dröhnend, reißt mir die Hand samt Füller vom Manuskript und läßt allen Jammer der Kreatur in seinen unheimlich menschlichen Augen erscheinen: >Wenn dir daran liegt, deinen armen Liebling vor dem Hungertod zu retten: jetzt ist die Zeith Und damit winkt er gegen den Italienerschrank, in dem die Plätzchen und die Schokolade liegen. Es hat keinen Zweck, ihn wegen dieser Unverschämtheit aus dem Haus zu schmeißen. Er würde sofort von irgend jemandem oder irgendwoher etwas Freßbares organisieren. Er ist ein Freßgenie, das mitten in der Wüste Sahara ein Kotelett ausgraben würde.
    Da ist zum Beispiel die Sache mit den Kühen. Mein Dicker beachtete das Hornvieh zunächst gar nicht. Er kennt es ja auch zur Genüge von seinem Bauernhof. Dann jedoch, als ich mal über den Zaun lange und die Fliegen von den armen, geplagten Kuhaugen scheuche undOhrchen krabbele und jene weiche Stelle unter der Kinnlade, wo man’s so gern hat, wird er aufmerksam. Er kehrt um und beginnt zu meiner größten Überraschung und zur weit größeren Überraschung der Kuhgemeinde, Küßchen zu verteilen. Eine Riesenschnute nach der anderen wird abgeschnudelt, und die ältesten und schlechtestgelaunten Kuh-Tanten sind völlig fassungslos vor diesem pazifistischen Ausbruch. Ein Blick aus goldenen Augen trifft mich: >Na, wie habe ich das gemacht? Aber paß auf, ich
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