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Schweinehunde / Roman

Schweinehunde / Roman

Titel: Schweinehunde / Roman
Autoren: Lotte & Søren HAMMER
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Prolog
    D er Mann auf dem Feld warf das letzte Spaltholz an seinen Platz. Danach richtete er sich auf, presste sich die Handrücken ins Kreuz und beugte sich ein paarmal nach hinten, um seinen empfindlichen Rücken zu entlasten. Er war körperliche Arbeit gewohnt, so dass ihm die paar Stunden, die er gebraucht hatte, um die Grube zu füllen, nicht sonderlich viel ausgemacht hatten. Außerdem stand das leichte Ziehen der Muskeln in keinem Verhältnis zu dem, was er im Laufe dieses Tages vollbracht hatte. Es verwunderte ihn lediglich.
    Etwas schwerfällig nahm er den letzten Kanister Petroleum und kippte den Inhalt über die Meterscheite, deren oberste Lage mit dem Erdboden abschloss. Ungefähr fünfzehn Raummeter trockenes Buchenholz, vermischt mit Ulme, Kastanie und Birke, samt einigen wenigen schweren Pflaumenholzstücken, die er an der rotbraunen Rinde erkannt hatte, die diese Bäume auf der Sonnenseite bekamen. Des Weiteren einunddreißig Sack Kohle, die Anzahl hatte er sich vor Beginn der Arbeit genau eingeprägt und Sack für Sack abgezählt, als er sie hierher getragen hatte. Auf diese Weise war ihm die Arbeit weniger monoton vorgekommen. Er blickte auf seine Uhr und bemerkte, dass das Zifferblatt mit Blut verklebt war und er keinen der Zeiger erkennen konnte. Wie beim letzten Mal, als er einen Blick darauf geworfen hatte. Irritiert nahm er sie ab und warf sie auf das Holz, bevor er seinen Blick auf den immer dunkler werdenden Himmel richtete. Die niedrige Wolkendecke im Westen wurde von der untergehenden Sonne dunkelrot angestrahlt, während der See, der unterhalb des Feldes lag, nur grau und undeutlich zu erkennen war. Ein Unwetter war im Anmarsch.
    Er holte frische Kleider und eine Packung feuchte Tücher aus seinem Rucksack und entblößte seinen durchtrainierten Oberkörper. Obgleich ihm schnell kalt wurde, genoss er die Feuchtigkeit auf seiner Haut, als er sich methodisch zu waschen begann. Besonders gründlich war er mit dem Kopf und den Händen, auf denen der Kohlenstaub seine Spuren hinterlassen hatte, wodurch er in der Öffentlichkeit aufgefallen wäre. Ihm kam in den Sinn, dass er an einen Spiegel hätte denken sollen, bevor er lächelnd in die Dämmerung blickte. Normalerweise kümmerte er sich nicht um sein eigenes Spiegelbild, aber dieser Tag war kein normaler Tag. Vielleicht hätte er gerade heute, auf diesem gottverlassenen Acker auf Seeland, mit einem gewissen Stolz auf sich selbst schauen und möglicherweise sogar seinen bescheuerten Spitznamen ablegen können. Alle nannten ihn
Kletterer.
Nur wenige, wenn überhaupt jemand, kannten seinen richtigen Namen; ein Name, der noch aus einer Zeit stammte, in der sich Menschen um ihn gekümmert und er etwas für andere empfunden hatte. Bis … bis es dann nicht mehr so gewesen war.
    Der Gedanke an seine Kindheit blieb nicht ungestraft: Die Schmerzen in seinem Rücken strahlten plötzlich wie ein scharfes Ziehen in seine Hoden und über die Rückseite seiner Schenkel aus. Er ignorierte sie und konzentrierte sich darauf, die frischen Kleider anzuziehen, während er die alten aufs Holz warf. Als er fertig war, spürte er, wie ihn die Süße der Rache berauschte. Abgesehen von einer einzigen nicht vorhergesehenen Situation, die er für sich behalten hatte und später auf eigene Faust hatte lösen müssen, hatte er seinen Job ordnungsgemäß erledigt. Jetzt waren die anderen der Gruppe an der Reihe.
    Er holte das Feuerzeug hervor, kniete sich hin und zündete das Holz an. Das Petroleum brannte sofort, und die Flammen schlugen ihm entgegen, so dass er erschrocken ein paar Schritte nach hinten zurückwich. Einen kurzen Moment lang wärmte er sich an den Flammen, doch die tiefe Abneigung, die er für Feuer empfand, gewann schnell die Oberhand.
    Ein Blitz zerriss die Dämmerung, und er drehte sich ruhig um und betrachtete den Himmel. Das Unwetter war schneller gekommen, als er es erwartet hatte. Über den Hang links von ihm, dort wo der Wald steil zum Wasser hin abfiel, trieben zwei scharf umgrenzte schwarze Regenwände auf ihn zu, als hätte die Erde sich geöffnet und die dunklen Kräfte der Unterwelt freigegeben. Wieder ein Blitz, und eine dritte Wasserwand raste über den Hang auf ihn zu. Dann war der Regen da. Große, aggressive Tropfen, Tausende scharfer Pfeile, die vom Boden zurückgeworfen wurden und Erdpartikel bis über die steifen Stoppeln herausrissen. Machtvoll, reinigend, voller Gerechtigkeit.
    Einen Augenblick lang sah er besorgt auf die
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