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Zwei Schritte hinter mir

Zwei Schritte hinter mir

Titel: Zwei Schritte hinter mir
Autoren: Norah McClintock
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aufhoben. Aber Gregg war wie ein verwöhnter Teenager und meiner Mom schien es nichts auszumachen. Nun, ich würde seine ekligen Sachen nicht aufheben. So viel hatte ich mich nun auch nicht verändert. Stattdessen trat ich sie beiseite.
    Dann fiel mir wieder ein, wie ich mich gefühlt hatte, als ich da draußen im Wald ganz allein gewesen war. Mir fiel wieder ein, wie überglücklich ich gewesen war, als meine Mutter mich auf der Polizeiwache endlich sehen durfte – und wie rücksichtsvoll Gregg mir gegenüber gewesen war und wie aufmerksam gegenüber meiner Mutter. Sie musste während der Zeit, in der ich verschwunden war, die Hölle durchgemacht haben und er war die ganze Zeit für sie da gewesen, hatte sich um sie gekümmert und sie getröstet. Ich bückte mich und hob vorsichtig seine Jeans und Wäsche hoch – wobei ich mir wünschte, ich hätte Gummihandschuhe an – und warf sie in den Wäschekorb.
    Dann nahm ich seine Socken – weiß mit schwarzen Sohlen, als ob er mit Socken draußen herumgelaufen wäre – und sein Hemd. Auch diese Sachen steckte ich in den Wäschekorb. Als ich den Deckel schloss, fiel mir ein Fleck innen am Hemdkragen auf – ein Schweißfleck?
Ich nahm das Hemd heraus und betrachtete ihn. Was war das? Bestimmt etwas Ekliges.

    Als ich am nächsten Morgen die Augen aufschlug, schien die Sonne in mein Zimmer. Ich warf einen Blick auf meinen Radiowecker. Moment mal. Es war gar nicht Morgen. Es war Nachmittag.
    Von draußen erklang ein Schrei.
    Ich stieg aus dem Bett und hopste ans Fenster. Mom und Gregg waren in der Auffahrt und wuschen Greggs Truck. Moms T-Shirt war ganz nass. Gregg musste sie mit dem Schlauch angespritzt haben, deshalb hatte sie geschrieen. Jetzt starrte er grinsend auf ihre Brüste. Ich wollte ihn mögen. Ich wollte das fühlen, was ich gefühlt hatte, als ich so allein und verloren war. Aber er machte es mir wirklich schwer.
    Ich zog mich an und ging hinaus. Gregg und meine Mutter rangelten wie die Kleinkinder um den Wasserschlauch. Schließlich nahm Mom ihm den Schlauch weg und spritzte ihn ebenso nass wie er sie. Er lachte und zog sich das T-Shirt aus, dann packte er sie und drückte sie an sich. Sie schrie erneut auf. Mrs Prendergast von gegenüber sah die beiden an und schüttelte den Kopf. Vielleicht tat sie es, weil sie alt war und einfach alles missbilligte. Aber ich glaube eher, dass sie es
tat, weil sie Gregg für genauso kindisch hielt wie ich. Ich drehte mich wieder um und ging hinein, als ich einen Blick auf Greggs Rücken erhaschte. Erstarrt blieb ich stehen.
    »Stephanie«, sagte meine Mutter, als sie mich endlich bemerkte. Sie sah erholt und glücklich aus. »Wir haben schon geglaubt, du wolltest den ganzen Tag schlafen.«
    Ich dachte an den Abend meiner Entführung.
    Ich dachte darüber nach, wo jeder gewesen war.
    »Stephanie?«
    Ich zuckte zusammen, als jemand meine Schulter berührte. Es war meine Mom.
    »Alles in Ordnung?«, erkundigte sie sich.
    Ich nickte.
    »Hast du Hunger? Soll ich dir etwas zu essen machen? «
    »Nein, danke, Mom. Ich … ich glaube, ich nehme ein Bad.«
    »Du hast gestern so lange geduscht, dass das heiße Wasser alle war«, behauptete Gregg.
    »Wenn wir jeden Tag für den Rest unseres Lebens kein heißes Wasser mehr haben, weil Stephanie gerne lange duscht, dann ist das für mich in Ordnung«, erklärte meine Mutter und umarmte mich kräftig.
    »Mom! Du bist klatschnass!«
    »Ja, und das bist du auch gleich!« Sie drohte mir mit
dem Schlauch. Mit einem Quieken hoppelte ich wieder nach drinnen und direkt nach oben ins Bad, wo ich den Deckel vom Wäschekorb riss. Er war leer.
    Das Hemd war weg.

15
    Ich ging in den Keller hinunter. Auf den Krücken nach unten zu gehen war viel schwieriger als hinaufzugehen. Meine Mutter musste gleich am Morgen die Wäsche gewaschen haben. Sowohl Waschmaschine als auch Trockner waren leer und im Korb lagen saubere und ordentlich gefaltete Wäschestücke. Ich durchwühlte ihn, bis ich Greggs Hemd fand, faltete es auseinander und betrachtete den Kragen. Er war so sauber wie neu. Keine Spur des Flecks, den ich am Abend zuvor dort gesehen hatte.
    Ich versuchte, zu entscheiden, was ich tun sollte, als ich Schritte auf der Kellertreppe hörte. Ich warf das Hemd auf den Wäschestapel, als Gregg erschien. Er schien ebenso überrascht wie ich.
    »Was machst du denn hier unten, Steph?«, fragte er. »Ich dachte, du wolltest ein Bad nehmen?«
    »Ich … ich wollte frische Sachen holen.«
    Sein Blick glitt
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