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Zwei Schritte hinter mir

Zwei Schritte hinter mir

Titel: Zwei Schritte hinter mir
Autoren: Norah McClintock
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konnte es ihm nicht verdenken. Mein altes Ich hätte geschrien, wenn er versucht hätte, mich zu umarmen. Wie sollte er wissen, dass ich mich geändert hatte. »Wir hatten solche Angst, dass wir dich nie wieder sehen, Steph.«
    »Ich hatte auch Angst, euch nie wiederzusehen«, gestand ich. »Es tut mir leid, dass ich so gemein war, Gregg.«
    Meine Mutter drückte meine Schultern und lächelte durch Tränen.
    »Du bist nicht gemein«, erwiderte Gregg. »Du bist nur ein Kind, das seinen Vater vermisst.« Er warf einen
Blick auf Sergeant Andruksen. »Wir können dann doch gehen, oder? Sie mit nach Hause nehmen?«
    Sergeant Andruksen sah Detective Carlysle an, der nickte.
    »Wenn dir noch irgendetwas einfällt, was du mir sagen möchtest, Stephanie«, sagte er, »egal was, dann ruf mich an.« Er gab mir seine Karte.
    Ich sah ihn an. Seine Fragen hatten mir nicht gefallen.
    »Darf ich Sie etwas fragen?«, wandte ich mich an Sergeant Andruksen. »Unter vier Augen?«
    Er sah überrascht aus, nickte jedoch und ging mir einen Gang entlang voran, weg von Detective Carlysle, meiner Mom und Gregg.
    »Was gibt es, Stephanie?«
    »Er glaubt mir nicht«, nickte ich zu Detective Carlysle hinüber.
    »Er ist ein Detective, Stephanie. Er entscheidet sich erst, wenn wir alle Fakten zusammen haben und daran arbeiten wir noch.«
    »Was ist mit der Kette, die ich Ihnen gegeben habe? Hilft Ihnen das nicht?«
    »Wir werden der Sache nachgehen. Ich kann dir versprechen, dass wir den Entführer finden werden, wenn uns die Kette dabei helfen kann. Und Stephanie? Erwähne die Kette bitte niemandem gegenüber, ja? Es gibt immer ein paar Details, die wir vor der Öffentlichkeit
zurückhalten. Es könnte uns einen Vorteil verschaffen, verstehst du?«
    Ich nickte.
    Ich hätte ihm gerne noch eine letzte Frage gestellt. Ich hätte gerne gewusst, ob er mir glaubte. Aber ich hatte Angst davor, wie seine Antwort lauten würde.

14
    Während der ganzen Heimfahrt drehte sich meine Mutter immer wieder zu mir um, um mich anzusehen, als hätte sie Angst, dass ich jeden Augenblick wieder verschwinden könnte. Und immer wieder sagte sie: »Ich habe mir solche Sorgen gemacht. Ich habe mich die ganze Zeit gefragte, was mache ich bloß, wenn ich mein Baby nie wiedersehe? Was wenn …«
    Gregg drückte ihre Hand.
    »Sie ist hier bei uns, Trish«, sagte er. »Alles ist gut. Sie ist in Sicherheit.«
    Meine Mutter sah mich wieder an und in ihren Augen schimmerten Tränen. Ich wusste genau, wie sie sich fühlte. Mir ging es ebenso, nur umgekehrt. Sie war froh, mich zurückzuhaben, ich war froh, zurück zu sein.
    Als ich nach Hause kam, stellte ich mich zuerst unter die Dusche. Ich konnte nicht fassen, wie dreckig ich war. Als ich mich im Badezimmerspiegel ansah, sah ich, dass meine Poren mit Dreck verstopft waren.
Stundenlang stand ich unter dem heißen Wasser und seifte mich immer wieder ein. Schließlich wusch ich mir die Haare, trocknete mich ab und zog mir einen sauberen Trainingsanzug an.
    Im ganzen Haus roch es herrlich. Ich erkannte den Geruch augenblicklich. Meine Mutter machte Lasagne.
    »Sie ist in ungefähr einer Stunde fertig«, sagte sie. »Wenn du es nicht abwarten kannst, kann ich dir auch vorher schnell etwas machen.«
    »Ich kann warten.« Meine Mutter machte die beste Lasagne, die ich je gegessen hatte. Sie hatte das Rezept von ihrer Großmutter, deren Großmutter es wiederum aus ihrer Heimat mitgebracht hatte. Es lohnte sich, auf die Lasagne meiner Mutter zu warten.
    Als ich herunterkam, saß Gregg im Wohnzimmer. Das Wohnzimmer grenzt an die Küche, liegt aber zwei Stufen tiefer. Es gibt keine Wand dazwischen. Gregg gefiel das, denn so konnte er während des Essens fernsehen. Er stand auf und lächelte mich an, als ich in die Küche ging, blieb aber, wo er war. Zum ersten Mal schien er einzusehen, dass ich bei meiner Mutter sein wollte.
    Mom machte mir eine heiße Schokolade und ich setzte mich an den Tisch, während sie einen Salat anrichtete und eine Soße dazu machte.
    »Der Polizeisergeant hat uns erzählt, was passiert ist«, sagte sie. »Er hat gesagt, du hättest dich im Wald
erstaunlich gut gehalten, und dass dein Großvater dir das beigebracht hätte. Das hast du mir nie erzählt.«
    »Es war nicht leicht, als ich von Grandpa zurückkam«, erklärte ich.
    Meine Mutter schien erneut die Fassung zu verlieren. »Wenn ich daran denke, was für gemeine Dinge ich über Charlie gesagt habe …« Charlie war mein Großvater gewesen. »Ich wünschte
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