Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwei Schritte hinter mir

Zwei Schritte hinter mir

Titel: Zwei Schritte hinter mir
Autoren: Norah McClintock
Vom Netzwerk:
zu dem Wäschekorb. Bildete ich mir das nur ein oder fragte er sich, warum sein Hemd
nicht so sauber zusammengefaltet war wie alles andere?
    »In deinem Zimmer müssten tonnenweise frische Sachen sein«, meinte er. »Hast du da schon nachgesehen?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Ein paar Tage, nachdem du weg warst, habe ich die Wäsche gemacht.«
    »Du hast Wäsche gewaschen?« So etwas tat Gregg nie. Er warf seinen Kram immer nur ins Bad und überließ es Mom, die es gelegentlich mir überließ. Ich musste jedes Mal fast würgen, wenn ich seine dreckige Unterwäsche anfassen musste.
    »Ich weiß, wie man Wäsche wäscht«, behauptete er. »Ich habe lange genug allein gelebt. Außerdem war deine Mutter dazu gar nicht in der Lage. Irgendjemand musste die Dinge ja in die Hand nehmen.«
    Er erwartete doch nicht, dass ich das glaubte, oder? Ich hatte eine ziemlich gute Vorstellung, warum er sich zum ersten Mal dazu entschlossen hatte, die Wäsche zu übernehmen. Ich humpelte an ihm vorbei und nach oben. Meine Mutter war in der Küche.
    »Ich gehe zu Allison«, verkündete ich.
    »Oh«, sagte meine Mom. »Ich habe ganz vergessen, dir zu erzählen, dass Allison heute Morgen angerufen hat. Sie hat sich nach dir erkundigt.«
    »Wahrscheinlich hat sie sich Sorgen gemacht. Deshalb wollte ich ja zu ihr.«

    »Sie hat sich Sorgen gemacht. Aber ich habe ihr gesagt, dass du heute mir allein gehörst. Nach dem, was geschehen ist, lasse ich dich nicht aus den Augen. Ich möchte, dass wir den Rest des Tages zusammen verbringen. Allison kannst du auch morgen noch sehen.«
    »Aber …«
    »Allison versteht das, Stephanie. Sie versteht, wie es mir geht.« Wieder umarmte sie mich. So viele Umarmungen an einem Tag hatte ich noch nie bekommen. »Weißt du noch, als wir immer einen ganzen Tag in der Küche verbracht haben, um für deinen Dad ein Gourmetessen zuzubereiten?«
    Daran erinnerte ich mich noch. Ab und zu hatten meine Mutter und ich beschlossen, etwas ganz Besonderes zu tun. Wir gingen Kochbücher und Zeitschriften durch und suchten uns Gerichte aus, die wir noch nie ausprobiert hatten, und dann standen wir den ganzen Tag in der Küche und bereiteten Vorspeisen, ein Hauptgericht und ein ausgefallenes Dessert zu. Wir deckten den Tisch mit einem Tischtuch und dem besten Geschirr und Besteck und Mom zündete Kerzen an. Mein Dad suchte die Musik aus – immer etwas Klassisches – und dann taten wir so, als seien wir Könige und genossen das beste Essen, während ein ganzes Orchester nur für uns spielte.
    »Ich habe mir gedacht, es wäre schön, so etwas heute
wieder einmal zu machen«, meinte Mom. »So wie wir es früher getan haben.«
    »Aber Dad …« Ich biss mir auf die Zunge, als ich den Schmerz in ihren Augen aufflackern sah. Es war lange her, seit ich diesen Blick das letzte Mal gesehen hatte und mir wurde klar, dass sie, egal, was ich dachte und mit wem sie jetzt zusammen war, meinen Vater vermisste. Sie vermisste ihn schrecklich.
    »Das war die schönste Zeit, Stephanie«, sagte meine Mutter leise. »Die allerschönste.«
    Am liebsten hätte ich losgeheult.
    »Okay, Mom.« Wenn sie das gerne wollte, würde ich es tun. Außerdem hatte ich vielleicht die Gelegenheit, etwas zu überprüfen, wenn wir zusammen in der Küche standen.
    Gregg kam nach oben.
    »Braucht ihr beiden hier Hilfe?«, erkundigte er sich.
    »Nein, wir kommen schon klar. Es hilft uns schon, wenn du aus der Küche verschwindest, damit wir anfangen können.«
    »Kann ich mir das Spiel ansehen?«
    »Nein«, sagte ich, während Mom gleichzeitig »Ja« sagte.
    »Ich dachte, wir legen Musik auf, wie wir es immer gemacht haben«, sagte ich zu Mom.
    »Wir schaffen das auch ohne«, lächelte sie. »Geh und sieh dir das Spiel an, Gregg. Es ist schön, wenn wir alle zusammen sind.«

    Gregg nahm sich ein Bier aus dem Kühlschrank, holte sein Fahrtenbuch vom Ecktisch in der Küche und ging ins Wohnzimmer, um den Fernseher anzustellen. Dort saß er den ganzen Nachmittag, trank Bier und sah fern.
    Mom und ich beschäftigten uns den ganzen Nachmittag mit Kochen. Ich hätte viel Spaß haben können – wenn die Lage anders gewesen wäre. Aber das war sie nicht.
    Gregg mochte das Essen, aber die klassische Musik gefiel ihm nicht sonderlich, daher schaltete er einen Rocksender ein. Meine Mutter widersprach nicht. Sie bat ihn, eine Flasche Wein aufzumachen, aber er trank nichts davon.
    »Ich bin Biertrinker«, behauptete er. Das war er auch. Und er machte sich nicht einmal die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher