Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwei Schritte hinter mir

Zwei Schritte hinter mir

Titel: Zwei Schritte hinter mir
Autoren: Norah McClintock
Vom Netzwerk:
er so etwas nur denken! »Mein Vater war klug und lustig und …« Ich schüttelte den Kopf. »Gregg ist nichts von alledem. Ich weiß nicht, was meine Mutter an ihm findet.«
    »Bist du deshalb die ganzen Male weggelaufen?«
    Ich wollte nicht gerne darüber sprechen, aber ich wusste, dass ich ihm antworten musste.
    »Wahrscheinlich schon.« »Bist du letzten Samstag auch weggerannt, Stephanie? Wolltest du deine Mutter nach eurem Streit bestrafen? Wolltest du ihr eine Lektion erteilen?«
    »Was? Nein! Ich habe Ihnen doch gesagt, was passiert ist. Jemand hat mich angegriffen. Sie müssen doch von den anderen beiden Mädchen erfahren haben, die verschwunden sind. Sie waren so alt wie ich, sie hatten lange braune Haare wie ich und sie wurden auf dem Heimweg nach Einbruch der Dunkelheit entführt wie ich.«
    »Hattest du daher die Idee, Stephanie? Du wolltest, dass deine Mutter glaubt, dass du entführt worden bist?«
    »Ich bin entführt worden!« Hörte er mir denn nicht zu? »Ich wurde betäubt und entführt – von demselben Kerl, der die anderen beiden Mädchen entführt hat.«
Mir wurde klar, dass ich eine Woche lang keine Nachrichten mehr gehört hatte. »Haben Sie das zweite Mädchen gefunden?«
    Er nickte so grimmig, dass ich nicht mehr fragen musste, ob sie noch lebte. »Du weißt eine ganze Menge über diese Mädchen, nicht wahr, Stephanie?«, fragte er. »An eurer Kühlschranktür hängt ein Zeitungsausschnitt. Du weißt, dass alle, einschließlich deiner Mutter, deswegen nervös sind. Und du bist schon öfters nach einem Streit mit deiner Mutter davongelaufen.«
    »Ja, aber dieses Mal bin ich nicht davongelaufen.«
    »Bist du sicher, Stephanie?«
    »Natürlich bin ich sicher! Glauben Sie, ich würde das erfinden?« Was war denn nur los mit ihm? Doch dann fiel auf einmal der Groschen und ich verstand. »Sie glauben mir nicht. Sie glauben mir nicht, dass ich entführt wurde.«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    Aber ich wusste, dass ich recht hatte.
    »Ihnen wäre es lieber, ich wäre tot und hätte diese Kette in der Hand«, stellte ich fest. »Dann könnten Sie sicher sein, dass Sie einen Hinweis haben, mit dessen Hilfe Sie den Mörder der anderen beiden Mädchen schnappen können. Aber ich bin nicht tot. Ich lebe. Ich bin entkommen. Und darüber sind Sie so enttäuscht, dass Sie mich beschuldigen, ich würde lügen.«
    »Ich beschuldige dich überhaupt nicht, Stephanie.
Ich versuche nur, mir aus dem, was du erzählst und dem, was wir über die anderen beiden Mädchen wissen, ein Bild zu machen. Das ist mein Job.« Er stand auf. »Möchtest du deine Mutter sehen?«
    Ich nickte. Er ging zur Tür und öffnete sie und eine Sekunde später kam meine Mutter hereingestürmt und umarmte mich, während ich mich bemühte, aufzustehen. Sie hielt mich so fest, dass ich fürchtete, sie würde mir die Luft abdrücken. Als sie schließlich zurücktrat, um mich anzusehen, liefen ihr Tränen über die Wangen. Ihr Gesicht war blass und sie hatte dunkle Ringe unter den Augen. Während ich im Wald gewesen war, hatte ich Angst gehabt und gewusst – oder zumindest gehofft – dass sich meine Mutter Sorgen um mich machte. Jetzt sah ich, dass sie sich mehr Sorgen gemacht hatte, als ich mir hatte vorstellen können.
    »Du siehst so blass und müde aus«, sagte sie. »Und dein Knöchel …« Wieder umarmte sie mich, noch heftiger als zuvor. »Ich habe mir solche Sorgen gemacht. Die Leute haben dauernd gesagt, dass es wahrscheinlich dieser Serienkiller war. Ich … ich glaube selbst nicht, dass ich das sage, aber ich habe gehofft, dass du nur weggelaufen bist. Ich liebe dich, Stephanie. Ich weiß nicht, was ich tun würde, wenn dir etwas zustößt. «
    »Ich liebe dich auch, Mom.« Auch ich weinte. »Ich
habe geglaubt, ich würde nie wieder nach Hause finden. Ich habe geglaubt, ich würde …«
    »Shhht«, sagte sie, wieder umarmte sie mich und hielt mich lange fest. Es tat so gut. Zum ersten Mal seit einer Woche fühlte ich mich wieder sicher. »Komm«, sagte sie schließlich. »Wir gehen nach Hause, dann kannst du dich waschen.« Sie legte mir den Arm um die Schultern und ich humpelte auf Krücken hinaus.
    Draußen sprach Gregg mit Sergeant Andruksen. Er war genauso blass und erschöpft wie meine Mom, aber als er mich sah, leuchtete sein Gesicht auf.
    »Wir hatten solche Angst um dich«, sagte er und kam auf mich zu, als wolle er mich umarmen. Doch plötzlich blieb er verlegen stehen und ließ die Arme an den Seiten hängen. Ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher