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TS 14: Das Erbe der Hölle

TS 14: Das Erbe der Hölle

Titel: TS 14: Das Erbe der Hölle
Autoren: Raymond F. Jones
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1. Kapitel
     
    Weit jenseits der Marsbahn wand sich die Lavoisier vorsichtig durch den Asteroidenring. An Bord des Laborschiffes waren sich nur wenige Mitglieder der Smithsonschen Asteroidenexpedition der Tatsache bewußt, daß sie sich in Bewegung befanden. Wenn man ein oder zwei Jahre hintereinander in dem Feld lebte, gab es nur noch wenig, das man registrierte – außer den verstreuten Trümmern einer Jahrtausende alten Kultur, die einen auf allen Seiten umgaben.
    Im Augenblick stellte den einzigen Kontakt mit der Erde die Funkverbindung dar, über die Dr. Delmar Underwood Dr. Illia Morov von der Terrestrischen Zentralen Sanitätsbehörde rief.
    Illias blondes, sorgfältig frisiertes Haar stach nur schwach gegen das grelle Weiß ihres Chirurgenkittels ab. Ihre Augen weiteten sich erfreut, als sie Underwood auf dem Schirm erkannte.
    „Del! Ich glaubte schon, du hättest dich dem ewigen Schlaf der Mumien dort draußen zugesellt. Seit einem Monat hast du nichts mehr von dir hören lassen. Was gibt es Neues?“
    „Nicht viel. Terry entdeckte einige neue Hinweise auf Stroid III. Phyfe ist ein Metallbrocken mit Inschriften in die Hände gefallen, und außerdem stießen wir auf etwas, das wie eine fünfhunderttausend Jahre alte Elektronenröhre aussieht. Momentan befasse ich mich damit, sie auseinanderzunehmen. Sonst ist alles wunderbar ruhig.“
    „Immer noch der ewige Einsiedler?“ Illias Augen verloren einiges von ihrem Spott, aber nichts von ihrer Zärtlichkeit.
    „Hier draußen herrscht mehr Zufriedenheit, als ich je zu finden gehofft hätte. Illia, bitte komm hierher. Komm für einen Monat. Wenn du dann nicht bleiben und mich heiraten willst, kannst du zurückkehren, und ich werde kein Wort mehr darüber verlieren.“
    Sie schüttelte entschlossen den Kopf.
    „Die Erde braucht ihre Wissenschaftler nötig. Zu viele sind schon davongelaufen. Ich sagte dir bereits vor einem Jahr, daß es nicht damit getan sei, einfach der Erde den Rücken zu kehren.“
    „Und ich sagte dir vor einem Jahr“, versetzte Underwood, „daß für einen vernünftigen Menschen Flucht das einzig Mögliche ist.“
    „Du kannst nicht deiner eigenen Kultur entfliehen, Del. Die Expedition, die dir die Möglichkeit zu deinem Einsiedlerleben bot, ist von der Erde abhängig. Wenn der Kongreß die Mittel des Instituts kürzt, stehst du wieder da, wo du zuvor warst.“
    „Im Notfall bleiben immer noch die venusischen Kolonien.“
    „Du weißt, daß es unmöglich ist, dort ohne die Unterstützung der Erde zu existieren.“
    „Ich spreche nicht von Wissenschaft und Technologie. Ich rede von dem sozialen Verfall. Ihn braucht ein Wissenschaftler bestimmt nicht mitzunehmen, wenn er versucht, ihn hinter sich zu lassen.“
    „Die Kultur trifft keine Schuld“, entgegnete Illia ernst, „ebensowenig wie die Menschheit. Niemand wird ein Kind wegen seiner Unbeholfenheit tadeln, wenn es die ersten Schritte unternimmt.“
    „Ich hoffe, die menschliche Rasse ist aus ihren Kinderschuhen heraus!“
    „Relativ gesehen – nein. Dreyer meint, wir wären jetzt erst im Begriff, uns aus dem Stadium des Höhlenmenschen zu lösen, und ich nehme an, man könnte diese Periode als die Kindheit der Menschheit bezeichnen.“
    „Ich hielt ihn für einen Semantiker.“
    „Du würdest wissen, daß er es ist, wenn du jemals mit ihm gesprochen hättest. Er zerpflückt jedes deiner Worte und kehrt es gegen dich. Aber seine ‚Führer’-Theorie trifft auf jeden Fall zu. Danach benötigen menschliche Wesen auf dieser Stufe ein Haupt oder einen ‚Führer’, der stärker als sie selbst ist, um sie zu lenken, die Verantwortung zu übernehmen und die Folgen zu tragen, wenn die Gesamtheit scheitert.“
    „Und die ganze Verwirrung und Instabilität soll damit zusammenhängen?“
    „Sie ist Jahrzehnte hindurch angewachsen. Wir selbst erleben, wie sie während unseres Lebens ihren Höhepunkt erreicht. Die alten Fetische haben versagt, die Führer sich als hohle Götzen erwiesen, und die Menschheit hat sich dem Nihilismus ergeben.“
    „Und das ist rassische Entwicklung?“
    „Ja, weil daraus ein Volk hervorgehen wird, das in sich selbst die Kraft gefunden hat, die es früher in den Führern suchte. Es wird eine Rasse kommen, in der das Individuum fähig ist, die Verantwortung auf sich zu nehmen, die es stets an den ‚Führer’ weitergegeben hat. Dieser ‚Führer’ ist dann überflüssig.“
    „Also – endgültige Anarchie.“
    „Das ‚Führer’-Konzept hat
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