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Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum

Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum

Titel: Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum
Autoren: Andrea Schacht
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verspürte er bei ihr ein deutliches Zeichen von Schwäche. Als er Anja losließ, hatte sie die Augen geschlossen und klammerte sich an ihn, als ob sie weiche Knie hätte.
    »Mal sehen, was sich jetzt daraus machen lässt«, murmelte er in ihre Locken.
    »Mhmm.« Anja hob die Lider und sah ihn an. »Mal sehen – Mausespeck!«
    Lachend befreite sie sich und lief die Treppe hinunter.
    Zufrieden mit dem Ergebnis kehrte Kris zu seiner Familie zurück, und zur Freude von Nimoue und Raufer wurden nun die Geschenke ausgepackt.
     
    Nachdem die beiden ausgiebig Fetzen erzeugt und Bänder gehascht hatten, sagte Kris: »Und nun, Raufer, kommen wir zu deinem Weihnachtsgeschenk.«
    Man ging zur Tür, und Kris riss das aufgeklebte Geschenkpapier von der Katzenklappe ab. Irritiert stand Raufer davor.
    »Das ist der Weg in die Freiheit«, erklärte ihm Nimoue und stupste mit dem Kopf gegen die Klappe. Sie schwang auf, und gemächlich glitt die Ehrwürdigste durch die Öffnung. Raufer traute sich das noch nicht so recht, er benutzte erst einmal seine Pfote, um das bewegliche Teil aufzudrücken. Es schien ganz leicht zu gehen. Mutiger nahmer nun auch den Kopf, schob ihn durch die Öffnung und sah sich auf dem oberen Treppenabsatz um. Nimoue wartete auf ihn, und so ließ er seinen restlichen Körper folgen.
    Kaum war er draußen, öffnete sich auch schon die Tür, und Ina kam, gefolgt von Kris aus der Wohnung. An seinem Arm stieg sie langsam die Treppe hinunter. Nimoue huschte voraus und setzte sich vor ihre Tür.
    »Ein wunderbarer Heiligabend, Kris. Vielen Dank dafür. Und dir und deinen Eltern wünsche ich noch eine schöne Zeit«, sagte Ina.
    »Soll ich meine Mutter bitten, Ihnen zu helfen?«
    »Nein, nein, in mein Bett finde ich schon noch alleine.«
    »Das ist gut. Ich bringe den Streunern jetzt ihr Futter und zeige Raufer den Weg nach draußen.«
    Ina streichelte Kris über den Arm und nickte. Dann kraulte sie auch Raufer, der sich das schnurrend gefallen ließ.
    »Mach’s gut, kleiner Freund. Und lauf nicht so weit weg! Du weißt ja, im Häuschen wartet immer ein gefüllter Napf auf dich.«
    Nimoue begleitete sie, dicht an ihre Beine gedrückt, in ihre Wohnung, und Kris forderte Raufer auf, ihm zu folgen. Der Kater trabte dann auch hinter ihm die Treppe nach unten, doch statt die Tür zum Studio zu öffnen, wies Kris ihn auf die andere, die ihm bisher immer verschlossen geblieben war. Auch hier befand sich eine Klappe in katzengerechter Höhe und Form.
    »Bitte sehr, Raufer.«
    Raufer schnüffelte. Es roch nach kalter Winterluft, nach feuchtem Pflaster, Erde, Laub. Schon lange hatte er diese Düfte nicht mehr in der Nase gehabt. Sehnsucht kroch in ihm hoch, und mutig drückte er den Kopf durch die Klappe.
    Draußen.
    Freiheit.
    Sein Revier.
    Ganz langsam zog er eine Runde, schnüffelte die Ecken ab, an denen üblicherweise die Nachrichten hinterlassen wurden, und stellte fest, welche Veränderungen sich in der letzten Zeit ergeben hatten. Nur ganz nebenbei bemerkte er, wie Kris die Schalen auswischte und neu befüllte, doch als er ihn rief, war Raufer gerade so intensiv damit beschäftigt, ein verlockendes Rascheln unter einem Laubhaufen zu verfolgen, dass er sich nicht ablenken lassen mochte. Irgendwann fiel die Tür zu, und er war alleine im Hof.
    Noch einmal machte er sich auf die Runde, fand auch den Weg durch das Tor auf die Straße. Kühl und rau fühlte sich der Asphalt unter seinen Pfoten an. Ein Schneerieseln ließ weiße Sternchen in der Luft tanzen. Das Mäuerchen zu einem Vorgarten konnte Raufer nun wieder mit Leichtigkeit erklimmen. Er fand den winterlich braunen Garten vor, in dem die Rote ihr Quartier hatte, und suchte nach ihren Spuren. Sie war vor Kurzem dort gewesen, im Augenblick aber wohl auch unterwegs.
    Still war es in den Straßen, kaum fuhr mal irgendwo ein Auto vorbei. Doch viele Fenster waren erleuchtet, hier und da blinkten sie bunt, hinter anderen flackerten Kerzen in goldenem Schein. Eine ganze Weile wanderte Raufer durch sein altes Hoheitsgebiet, hinterließ die Botschaft, dass er seinen Anspruch darauf wieder geltend machte, und trottete schließlich zum Hof zurück, um zu schauen, ob nicht doch jemand aus dem Clan sich dort zum Futtern einfand.
    Schon als er durch die Toreinfahrt trat, nahm er die Gegenwart eines anderen Katers wahr.
    Eines ziemlich präsenten Katers, der markanten Markierung zufolge.
    Und dann hörte er auch schon das warnende Brummen.
    »Du hast hier nichts zu suchen!«, kam
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