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Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum

Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum

Titel: Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum
Autoren: Andrea Schacht
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war, es täte mir gut, meine Aggressionen im Zaum zu halten. Mir hat das gefallen, und ich habe Ehrgeiz darin entwickelt. Raufen auf Matten, weißt du. Nicht ernsthaft. Anfangs war er auch stolz auf meine Medaillen und Erfolge in den Wettkämpfen. Aber dann kam Sabine. Ich war tierisch verknallt in sie.«
    »Mauaua!«
    »Na, mit achtzehn, Raufer, da sind die Hormone mächtig in Wallung. Jedenfalls war Bobby, zwei Jahre jünger als ich, auch hinter ihr her, weshalb wir uns geprügelt haben.Dabei hat er sich – nun, ich habe ihm die Nase gebrochen. Wäre alles nicht so schlimm gewesen, wenn seine Mutter nicht Zeter und Mordio geschrien und mich angezeigt hätte. Das wiederum hat meinen Vater auf die Palme gebracht, und er hat mich entsetzlich niedergemacht. Er hatte gerade die volle Partnerschaft einer renommierten Anwaltskanzlei erhalten und sah seinen Ruf geschädigt. Ich verweigerte jede Aussage, aber Sabine, die dumme Nuss, hatte sich für den Verlierer Bobby entschieden und posaunte überall herum, ich hätte die Schlägerei angefangen. Kurzum, mein alter Herr sah in mir einen hirnlosen Raufbold und ich in ihm einen karrieregeilen Idioten.«
    Raufer krabbelte auf Kris’ Schoß und rollte sich dort zusammen.
    »Hey, du weißt gar nicht, wie schön das ist, wenn jemand einen trotzdem mag.«
    »Brrrrmmm.«
    Noch einmal seufzte Kris.
    »Wahrscheinlich ist er ebenso wenig ein karrieregeiler Idiot wie ich ein hirnloser Raufbold, meinst du?«
    »Mirr!«
    »Und ich sollte meinen Frieden mit ihm machen?«
    »Mau!«
    »Schon um es Anja zu zeigen, was?«
    »Mrrrr.«
    »Na gut. Ich schlucke die Kröte. Morgen. Ich schicke ihm eine E-Mail.«
    22. Hoher Besuch
     
    Raufer war recht zufrieden mit sich. Von seinem linken Vorderbein hatte man den Verband nun bereits abgenommen, und seine Pfoten wurden immer kräftiger. Selbst auf die Küchentheke konnte er inzwischen springen, was ganz neue Horizonte eröffnete – vor allem, wenn Kris sich sein Futter zubereitete. Er nahm sich Zeit dazu und verwendete hochinteressante Zutaten. Allerdings hatte es einige demonstrative Ermahnungen gebraucht, um Kris dazu zu bringen, ihn von den Köstlichkeiten probieren zu lassen.
    Und Kröten waren nie dabei.
    Drei Tage waren vergangen, seit Kris ihm davon erzählt hatte, dass er Kröten schlucken würde, und Raufers Sorge hatte sich allmählich gelegt. Mit Kröten hatte er nämlich äußerst schlechte Erfahrungen gemacht. Die hatten so etwas in der Haut, dass ihn fürchterlich hatte schäumen lassen, als er mal in eine gebissen hatte.
    Ansonsten folgten sie beide ihren Gewohnheiten, dem üblichen Tagesablauf und den Revierkontrollen. An diesem Nachmittag döste Raufer gerade an seinem Fensterplatz. Hier war es von unten her schön warm, und weil die niedrige Dezembersonne durch das Glas fiel, wurde sein Pelz auch von oben schön mollig aufgeheizt. Na ja, so konnte man schon leben. Er schreckte auch nicht auf, als die Tür aufgeschlossen wurde und Inas Stimme erklang. Sie kam mit Kris in das Wohnzimmer.
    »Natürlich können Sie hier auf ihn warten. Ich bin ganz sicher, dass er nichts dagegen hat. Er ist vermutlich gleich zurück, er wollte nur eine Kleinigkeit in der Stadt erledigen.«
    »Danke, Frau Hummel. Und machen Sie sich keine Sorgen mehr wegen der Futterstelle.«
    Raufer spitzte die Ohren.
    Nein, das war nicht Kris, obwohl die Stimme ganz ähnlich klang.
    Alarmiert hob Raufer den Kopf.
    »Danke, Herr Dr. Grimal. Und das dort ist Raufer, von dem ich Ihnen erzählt habe.«
    »Nichts zu danken, Frau Hummel. Nun, dann werde ich wohl mal Bekanntschaft mit dem Kater machen, der für so viel Aufregung gesorgt hat.«
    Ina verabschiedete sich, und der Mann blieb zurück. Eigentlich hätte Raufer in Abwehrstellung gehen müssen, aber irgendwie kam ihm der Mann bekannt vor. Und er ließ ihm auch genügend Zeit, ihn zu beobachten, denn als Ina fort war, sah er sich mit einem sehr verblüfften Gesichtsausdruck um. Gut, das Wohnzimmer war ein großer, luftiger Raummit hoher Decke. Den Kamin hatte Raufer auch schon zu schätzen gelernt, obwohl Kris selten die Zeit dafür aufbrachte, ihn mit Holz zu füllen. Aber dreimal hatte er es schon gemacht, und die gezähmten Flammen hatten Raufer fasziniert. Auch das große ausgestopfte Ledertier, auf dem sie manchmal zusammensaßen, war einer seiner Favoriten, genau wie der weiche Teppich und die großen Grünpflanzen.
    Raufer erhob sich aus einem Korb und stakste auf den Mann zu. Nach längerem Liegen
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