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Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum

Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum

Titel: Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum
Autoren: Andrea Schacht
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muss, und sie ist nach der Behandlung immer ziemlich schwach. Darum wollte ich sie hier bei mir zu einer kleinen Feier einladen. Anja hat auch versprochen vorbeizukommen.«
    »Hat Frau Hummel keine Angehörigen mehr?«
    »Nein, sie steht ganz alleine.«
    »Und du kümmerst dich um sie? Und um verletzte Kater und Streunerkatzen und deine Jugendmannschaft und so weiter?«
    »Wir scheinen uns in manchen Dingen eben ähnlich zu sein. Wer tritt denn für den Tierschutzbund ein undkämpft für die Rechte der Tiere, vermutlich nicht eben mit Star-Honoraren?«
    »Mache ich eben manchmal«, brummelte Kris’ Vater, und Raufer spürte, dass er ein bisschen verlegen war.
    »Weißt du was, kommt du und Mutter doch an Heiligabend auch zu mir. Ich bin nicht ganz ungeschickt in der Küche, und zwei Teller mehr werden sich auch noch in den Schränken finden.«
    »Pappteller, so wie du eingerichtet bist.«
    »Ja, aber mit Goldrand!«
    Stimmte nicht, stellte Raufer fest. Weder die Pappe noch der Goldrand. Aber ein großes Essen, das fand seine Zustimmung.
    23. Weihnachtsfeier
     
    Anja hatte den schnurrenden Raufer auf dem Schoß, während Sana Grimal, Kris’ Mutter, den letzten Verband abwickelte. Man war sich einig, dass man dem Kater einen weiteren Tierarztbesuch ersparen sollte.
    »Das ist sehr gut geheilt, Raufer. Jetzt kannst du deinen tierischen Aufgaben wieder in alter Frische nachgehen«, meinte die Ärztin.
    »Es wird ihm die eine oder andere Auseinandersetzung bevorstehen. Ein Tigerkater hat seine Position in dem Clan eingenommen, der die so ohne Weiteres nicht aufgeben wird.«
    Ina sah blass aus, war aber munter und nahm an den Vorbereitungen zum Weihnachtsessen regen Anteil. Mit seinen Eltern verstand sie sich gut, stellte Kris fest, der die Pfannen und Töpfe auf dem Herd überwachte und gelegentlich ein Auge auf den Putenbraten im Ofen warf. Raufer und Nimoue taten das Nämliche, wie er belustigt feststellte.
    Es machte ihm grundsätzlich Freude zu kochen, noch mehr Freude bereitete es ihm, eine Mahlzeit für seine Gäste zu komponieren, die größte Freude aber war es, dass sein Vater und seine Mutter wirklich die Einladung angenommen hatten. Seit er sich mit seinem Vater ausgesprochen hatte, war eine jahrelange Last von ihm genommen, eine gut versteckte Bitterkeit dahingeschmolzen wie die Butter in der Pfanne vor ihm. Es war ihm erst jetzt, als er ihn mit Raufer herumschmusen sah, bewusst geworden, wie sehr ihn die Zeit des Grollens bedrückt hatte.
    Doch völlig ungetrübt war auch heute sein Glück nicht. Denn vor einer halben Stunde hatte Kris sein Weihnachtsgeschenk für Raufer an den Türen angebracht. Noch hatte er es ihm nicht gezeigt, aber später würde der Augenblick kommen, an dem er ihn in die Freiheit entlassen würde. Es war für ihn eine Option auf die Zukunft, dass er die Katzenklappen beschafft hatte. Denn ob Raufer jemals wieder zurückkehrte, stand in den Sternen. Aber wenn nicht, würde er den Kater vermissen, das wusste er jetzt schon.
    Resolut schob Kris die Gedanken daran beiseite und widmete sich der Sauce. Anja klapperte mit Bestecken und Tellern, Ina faltete Servietten zu kleinen Kunstwerken, und sein Vater öffnete die Champagnerflasche. Kerzen standen auf dem Tisch, im Kamin flackerte ein Feuer, leise Musik füllte den Raum mit weihnachtlichen Klängen, geschmückte Zweige in einer großen Vase verströmten Tannenduft, unter ihnen lagen etliche hübsch eingewickelte Päckchen – na gut, zwei davon wiesen bereits Kratzspuren auf. Nimoue hatte versucht, sie auszuwickeln.
    Um auf Ina Rücksicht zu nehmen, die schnell ermüdete, setzten sie sich bereits um fünf Uhr an den Tisch.
    Es wurde ein harmonisches Essen, das sich über zwei Stunden hinzog. Schließlich schlürften alle wohlig gesättigt ihren Kaffee. Anja, die den Abend bei ihren Eltern verbringen wollte, kam ächzend von ihrem Platz hoch und entschuldigte sich bei den Anwesenden. Kris begleitete sie zur Tür.
    »Jetzt bist du froh, dass du dich mit deinem Vater wieder vertragen hast«, sagte sie. »Auch wenn ich dich dazu herumschubsen musste.«
    »Ein bisschen rechthaberisch warst du – das kann man nicht leugnen.«
    »Das lernt man im Tierheim. Es sind die ganz Ungebärdigen, die dann und wann eine starke Hand brauchen. Wehe, man lässt sie ein Zeichen von Schwäche spüren«, meinte Anja lächelnd.
    »Ja, das ist ganz, ganz gefährlich.« Kris fasste sie um die Taille und zog sie an sich.
    Und schon nach ganz ganz kurzer Zeit
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