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Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum

Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum

Titel: Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum
Autoren: Andrea Schacht
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hineinbekomme.«
    »Mausespeck? MAUSESPECK?«
    20. Nimoues Lektionen
     
    Raufer strich sehr vorsichtig um Kris herum, als der endlich eingetroffen war. Nimoue war flugs durch die Tür gewitscht, sie wollte zu Ina, die schon einige Zeit vor ihm nach Hause gekommen war.
    Kris roch nach Blut und nach Tierarzt – oder zumindest nach dem Zeug, das der auch verwendet hatte. Aber er humpelte nicht und hatte auch keine sichtbaren Verbände. Das erleichterte Raufer ein wenig.
    »Zieh dich um, Kris! Ich mache dir inzwischen einen Happen zu essen«, sagte Anja und streichelte auch den Kater. »Und dem hier auch!«
    »Das musst du nicht.«
    »Ich weiß, Mausespeck.«
    »Anja!«
    Es klang ausgesprochen drohend, und Raufer zuckte zusammen. Würde Kris etwa die Frau hauen? Aber dann überraschte ihn Anja damit, dass sie auf Kris zutrat und ihm kräftig das Gesicht abschleckte.
    »Wofür war das denn?«
    »Für deine Mama. Gib ihn bei Gelegenheit weiter.«
    »Mpf.«
    »Raus hier, umziehen!«
    Gehorsam verließ Kris den Raum, und auch wenn die Küche lockte, musste Raufer ihm erst einmal folgen. Er brauchte Gewissheit, ob seine Ahnung stimmte.
    Als Kris sich auszog, sah er den Verband an seinem Arm. Er drückte sich vorsichtig an sein Bein und fragte: »Mau?«
    »Nein, Raufer. Das ist nicht schlimm. Nur eine kleine Balgerei, weißt du.«
    Nachdem er ein wenig gezauselt worden war, strebte Raufer dann doch zur Küche, da Kris sich in den Raum zurückgezogen hatte, in dem er sich mit nassem Wasser putzen würde.
    Anja war dabei, einige Brotscheiben mit Fleisch und Käse zu belegen.
    »Ein Häppchen Roastbeef gefällig?«
    Immer doch!
    Aber dann beobachtete er sehr kritisch, wie sie ein kleines, weißes Scheibchen zu Pulver zerdrückte und dieses dann auf das Fleisch streute.
    »Ich streiche Senf drüber, dann merkt er es nicht«, flüsterte sie verschwörerisch.
    Aha, sie wollte Kris genauso betrügen, wie Ina und er es mit ihm gemacht hatten. Na gut, er hatte ja auch so getan, als würde er den komischen Nachgeschmack nicht bemerken.
    Genauso reagierte Kris auch, stellte Raufer amüsiert fest. Er schmeckte es, aber er sagte nichts.
    Und Anja sah stolz auf sich aus.
    »Ich muss zurück zum Tierheim, Kris. Die brauchen bestimmt noch meine Hilfe beim Aufräumen.«
    »Ich komme mit.«
    »Deine Hilfe wird dort nicht benötigt, du hast deinen Anteil erledigt.«
    »Ich …«
    »Du kümmerst dich um Raufer, schaust dir einen Film an und gehst früh zu Bett.«
    »Warum schubst ihr Frauen mich eigentlich immer so rum?«, murrte er.
    »Weil ihr Männer das braucht. Und nun gib mir deinen Schlüssel. Ich lasse jemanden dein Auto vorbeibringen.«
    »Rumschubsen!«
    Anja kicherte schon wieder, nahm den Schlüssel, schlüpfte in ihre Jacke und stülpte sich die Mütze über dieLocken. Dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen und schleckte Kris noch einmal über die Lippen.
    »Und wem soll ich den weitergeben?«, fragte der.
    »Den kannst du behalten.«
    Weg war sie.
    Raufer putzte sich angesichts dieses seltsamen Verhaltens den Latz. Es half ihm beim Nachdenken. Und nachdenken musste man unablässig über diese Menschen. Zwar hatte Nimoue ihm schon sehr viel erklären können, aber das hier war neu. Es herrschte ein eigenartiges Vibrieren zwischen Kris und Anja, das er nicht recht deuten konnte. So eine Ahnung von einem dünnen Fädchen, das sich zwischen ihnen spann.
    Sicher, Kris spielte sich rumpelig ihr gegenüber auf, aber er hatte klaglos ihre Hinterlist mit der Tablette hingenommen. Und ganz eindeutig hatte ihm das Schlecken gefallen.
    Jetzt setzte er sich auf das Sofa und machte tatsächlich die Flimmerkiste an, genau wie Anja es ihm geraten hatte. Und so richtig missmutig sah er nicht drein.
    Noch viel zufriedener wirkte er, als Raufer auf das Polster sprang und vorsichtig fragte, ob er sich neben ihn setzen dürfte.
    »Komm her, Kumpel.«
    Raufer ließ sich mit einem Plumps an Kris’ Beinen nieder und streckte seine Vorderpfoten aus.
    Sogleich wurde sein Nacken gekrault. Das angenehme Gefühl lenkte ihn umgehend von seinen schwierigen Gedankengängenab, und Stückchen für Stückchen glitt er in ein beseligtes Koma. Ja, es ging so weit, dass er zu schnurren begann und sich doch wirklich auf den Rücken drehen musste, damit diese kraulenden Finger an sein weiches Bauchfell herankamen.
    Irgendwann kehrte sein Bewusstsein wieder zurück. In blinder Panik sprang er auf. Wie konnte ein wilder Kater sich so weit vergessen?
    »Schon gut,
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