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Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum

Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum

Titel: Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum
Autoren: Andrea Schacht
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Raufer. Das passiert uns allen mal.«
     
    Die Episode war nicht vergessen, und nicht vergessen war auch die Frage nach den zwischenmenschlichen Beziehungen. Die galt es, mit Nimoue zu klären.
    Da er nun freien Zugang zum ganzen Haus hatte, trabte Raufer mit Kris am nächsten Tag zwar die Treppe bis zum ersten Absatz hinunter, blieb aber maunzend vor Inas Tür stehen.
    »Heute Besuch bei deinen Freundinnen, Raufer?«
    »Mau!«
    Kris gehorchte und klingelte.
    Ina lud ihn selbstverständlich höflich ein, und Nimoue zeigte sich erfreut über sein Kommen.
    »Du hast gestern ganz richtig vermutet, nicht wahr, Raufer?«
    »Ja, Kris wurde verletzt. Aber nicht schlimm, denke ich. Er war ganz munter. Liegt es vielleicht daran, dass Anja ihn – mhm – mag?«
    »Schon möglich. Sie knüpft auch ein Band zu ihm. Sie hat dich zu ihm gebracht, sie hilft Ina, und ihm hat sie gestern auch beigestanden. Du hast doch selbst gemerkt, was Hilfe bedeutet.«
    »Ja, so muss man das wohl sehen.«
    »Sie kommt gleich zu uns, weil sie noch Sachen von dem Basar zurückbringen will. Wir können sie ja mal etwas intensiver beobachten.«
    Die Gelegenheit hatten sie schon bald. Anja schleppte zwei leere und einen halb gefüllten Korb an und eine Tasche mit allerlei Tütchen.
    »Wir haben trotz der kleinen Unterbrechung einen ganz guten Umsatz gemacht. Und nicht zuletzt wegen Ihrer Gestecke, Ina. Schauen Sie, es sind nur noch vier Stück übrig.«
    »Dann nehmen Sie sie für sich mit.«
    »Oh, danke. Und hier sind noch ein paar Beutelchen mit Gebäck. Schmuggeln Sie die doch bitte Kris in die Keksschale auf seinem Tisch. Die hat sich nämlich auf wundersame Weise ziemlich geleert.«
    »Sie mögen ihn, nicht wahr?«, fragte Ina.
    Nimoue stupste Raufer an. »Sieh mal, Anja bekommt rote Öhrchen.«
    »Was heißt das?«
    »Sie ist verlegen, weil Ina gemerkt hat, dass sie ein Band zu Kris knüpfen will.«
    »Warum macht sie das denn verlegen?«
    »Weil sie entweder sich noch nicht ganz klar über dieses Gefühl ist oder es ihr unheimlich vorkommt. Das ist bei ihr nicht anders als bei dir, Raufer. So etwas bringt Verpflichtungen mit sich.«
    Das konnte der Kater nun wieder gut nachvollziehen, und mit noch größerer Aufmerksamkeit betrachtete er die junge Frau. Anja aber hatte geschickt das Thema gewechselt und erkundigte sich nun nach den Streunerkatzen im Hof.
    »Ach herrje!«, seufzte Ina. »Das macht mich ganz ratlos, Anja. Ich habe noch ein Schreiben von diesem Anwalt bekommen. Wenn ich nicht das Füttern einstelle, werde ich angezeigt. Aber die Katzen verhungern doch. Jetzt, wo es so frostig geworden ist. Was soll ich nur machen? Ich kann schon gar nicht mehr schlafen vor lauter Sorge. Und wenn die mir ein Bußgeld aufbrummen – meine Rente reicht nicht so weit, dass ich mir das leisten kann.«
    »Und ich sehe das auch überhaupt nicht ein, dass Sie eines zahlen sollten«, meinte Anja empört. »Die Katzen werden weitergefüttert, Ina. Ich werde nachher gleich mal mit meinen Leuten vom Tierschutzbund reden. Und mit meinem Vater. Hah, das wäre doch gelacht, wenn wir diese Kuh nicht vom Eis kriegen. Auch wir können uns auf die Unterstützung einiger guter Juristen verlassen. Einigen der besten sogar, und die werden diesen Winkeladvokaten hier«, sie klopfte auf das Schreiben, das Ina ihr gereicht hatte, »das Fürchten lehren.«
    »Anja kann ganz schön Feuer spucken«, meinte Nimoue.
    »Mir gefällt das. Ich kannte mal eine Kätzin, die genauso war. Immer gleich raus die Kralle. Aber schnurren konnte die!«
    »Und vermutlich mag dein Kris das auch«, schnurrte Nimoue.
    »Meinst du?«
    »Achte mal drauf …«
    Raufer nahm es sich vor, und dabei erfuhr er dann noch weit interessantere Dinge von seinem Menschen.
    21. Krötenschlucken
     
    Jetzt hör mir mal zu, Kris!«, fauchte Anja und starrte in das versteinerte Gesicht ihres Gegenübers. »Dein einsilbiges Nein geht mir allmählich auf die Nerven. Ina ist eine alte, kranke Frau, die außer sich vor Sorgen um ihre Streunerkatzen ist. Nur weil dieser dämliche Hausverwalter einen noch dämlicheren Anwalt gefunden hat, der sie mit dämlichen Forderungen und Drohungen unter Druck setzt. Und du hast die Möglichkeit, mit einem einfachen, winzigkleinen Anruf einen der besten Anwälte dazu zu bringen, dem Idioten eins vor den Latz zu knallen, dass er nie wieder seinen Namen unter so ein Dokument kritzelt. Und was tust du? Du stehst stur wie ein Ochse vor mir und blökst: ›Nein.‹«
    Kris’ Miene
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