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0388 - Der Dämonensarg

0388 - Der Dämonensarg

Titel: 0388 - Der Dämonensarg
Autoren: Jason Dark
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Das Säuseln des Windes blieb. Die Nacht hatte ihn aus einem Schlaf geweckt. Aber es waren auch andere wach geworden, die lange und fest geschlafen hatten, die sich versteckten, die bewachten und die das Raunen des Küstenwindes wie einen an sie gerichteten Ruf empfangen hatten. Das Flüstern lag plötzlich in der Luft.
    Hätte jemand zugehört, es wäre ihm nicht möglich gewesen, seine ursprüngliche Richtung zu bestimmen. Von überallher schien es zu kommen, auch aus den düsteren Wolkenbergen, die beinahe lässig über den nachtdunklen Himmel trieben.
    Es waren beklemmende Sätze und Worte, die sich die drei noch Unsichtbaren zuwisperten. Sie erzählten von einer anderen Zeit, die tief in der Vergangenheit vergraben lag und erst jetzt an das Licht des Tages und in den Rhythmus der Gegenwart geholt worden war.
    »Er ist in Gefahr«, sagte die eine Stimme, deren Klang vom Wind weitergetragen wurde.
    »Ja, ich merke es«, erwiderte die zweite Stimme.
    »Wir dürfen es nicht zulassen«, meldete sich die dritte Stimme.
    »Dann müssen wir uns zeigen!« stellte die erste energisch fest. Es klang wie ein Befehl.
    Die anderen beiden schwiegen. Sie sahen, obwohl sie nicht zu sehen waren. Sie schauten, sie kontrollierten, und sie merkten genau, daß etwas nicht stimmte.
    Einiges war anders geworden. Man hatte den Zeitstrom unterbrochen. Jemand befand sich auf dem Weg zu Dingen, die keinen anderen etwas angehen durften.
    Man mußte es verhindern, denn es war so wertvoll wie ein Schatz. Es durfte nicht gefunden werden.
    »Was tun wir?« fragte der zweite.
    »Wir müssen die Dimension verlassen.« Der dritte hatte gesprochen. Er hörte auf den Namen Tri-Arion.
    »Ohne ihn zu fragen?« wandte Casial, der erste Sprecher, ein.
    »Bleibt uns dazu die Zeit?«
    »Nein, Tri-Arion«, erwiderte der mittlere. »Ich, Murghal, bin auch dafür, daß wir es jetzt tun.«
    Casial hatte noch einen Einwand. »Aber es ist viel geschehen. Die Jahre sind vergangen. Zeiten haben gewechselt. Dort, wo es verborgen ist, hat sich etwas verändert.«
    »Dann müssen wir es eben hervorholen.«
    »Menschen werden da sein.«
    Tri-Arion lachte über den Einwand. »Was sind schon Menschen? Einfache Geschöpfe. Stehen wir nicht hoch über ihnen?«
    »Ja«, bekam er von zwei Seiten Antwort. »Das stimmt. Wir stehen über ihnen. Wir sind mächtiger und besser.«
    Sie schwiegen. Die noch im Unsichtbaren lauernden Geschöpfe hingenihren eigenen Gedanken nach.
    Casial war es, der das Schweigen unterbrach und aufseufzte. »Ob er Bescheid weiß?«
    Niemand konnte ihm eine Antwort geben. Tri-Arion aber vertraute ihm. »Er ist nicht allwissend, aber mächtig. Er wird es bestimmt erfahren haben. Worauf wir uns aber nicht verlassen sollten. Wir werden handeln und ihm beweisen, daß er auf uns zählen kann, obwohl soviel Zeit vergangen ist. Seid ihr auch der Meinung?«
    »Das sind wir.«
    »Dann laßt uns die Grenzen überwinden«, schlug Tri-Arion vor.
    »Ich freue mich«, sagte Casial. »Wir sehen Menschen, sie sehen uns. Wir werden sie…«
    »Warte es ab…«
    Es war der letzte Satz, den einer der drei gesprochen hatte. Kein Flüstern der Stimmen mehr, kein geheimnisvolles Raunen, kein Wispern oder Erzählen.
    Der Nachtwind war wieder allein.
    Und doch hatte sich etwas verändert. Es begann in der Ferne, wo die Klippen an das Meer grenzten. Zuerst sah es so aus, als wollte es aus der Tiefe steigen, weil es sich plötzlich über den Felsen gebildet hatte. Es war ein großer schwarzer Fleck, fast ein Klumpen, der sich erweiterte und zu einer Wolke wurde.
    Schwarz wie Tinte.
    Noch schwärzer als die Nacht.
    Ein unheimlicher Schatten, der sich in die Länge zog und lautlos über das Land bewegte. Er trudelte, der drehte sich, zitterte und bliebplötzlich stehen, weil er von zwei verschiedenen Seiten her die beiden anderen Schatten entdeckt hatte, die sich ihm näherten.
    Auch sie bewegten sich lautlos. Sie huschten über das Gras, berührten es und ließen es dennoch in Ruhe, weil sich nichts mehr an den langen Halmen bewegte.
    Die Schatten glitten hindurch, auch über verstreut liegende Steine, sie huschten einen Hang hoch, umfingen die im Weg stehenden Bäume wie dünne Schleier, um weiter zu wandern und zu dem Ziel zu kommen, an dem sie sich treffen wollten.
    Sie waren gestaltlos, amorph, wie auch ihr Herr und Meister, dem die Schatten dienten, aber sie konnten sich verändern, wenn sie ihre Dimension verlassen hatten.
    Die Distanz zwischen ihnen dreien schrumpfte
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