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Bad Hair Days - das Leben ist keine Dauerwelle

Bad Hair Days - das Leben ist keine Dauerwelle

Titel: Bad Hair Days - das Leben ist keine Dauerwelle
Autoren: Ravensburger
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Mein Haar sah super aus an dem Tag, als das ganze Schlamassel anfing.
    Es war mein fünfzehnter Geburtstag und zur Feier des Tages hatte ich mir lila Strähnchen gemacht (Typ Blue Haired Freak von SFX ), mit einer genialen Methode, für die ich nur einen Färbepinsel, einen Stielkamm und Küchenfolie benötigte. Ich war sehr zufrieden mit dem Ergebnis, aber Tante Lilah brauchte nur eine Nanosekunde, um mir den Spaß daran zu verderben. Kaum hatte ich die Schwelle zu ihrem Wohnzimmer überschritten, rief sie mir auch schon entgegen: »Du siehst ein bisschen blass aus, Sadie. Interessant irgendwie – muss wohl an den blauen Haaren liegen.«
    »Das ist Lila, nicht Blau.«
    »Aber du hast doch gesagt, der Farbton heißt Blue Haired Freak?«
    »Ja, stimmt«, gab ich zu, »aber es ist trotzdem Lila.«
    »Also von hier sieht es blau aus, stimmt’s, Angela?«, fragte meine Tante und wandte sich beifallheischend an Mum.
    »Jetzt lass doch die Haare«, sagte Mum. »Mir gefällt es, Sadie.«
    Mum zwinkerte mir verschwörerisch zu. An meinem Geburtstag wird sie immer total sentimental – aber an ihr Haar lässt sie mich trotzdem nicht ran.
    »Mir gefällt es ja auch«, sagte Tante Lilah schnell. »Versteh mich nicht falsch. Sie hat es wirklich gut gemacht, aber es ist blau.«
    Tante Lilah ist Friseurin und es passt ihr nicht, dass ich mir meine Haare seit einiger Zeit selber style. Sie gehört noch zu der alten Friseurgarde, die Strähnchen mit der Haube färbt. An ihrer Stelle würde ich allerdings den Mund halten: Bei ihr sieht man schon den Ansatz.
    Mein Geburtstag läuft immer nach demselben Muster ab. Mum und ich gehen zu Tante Lilah, Onkel Zé und meinem Cousin Billy, die ihre Wohnung über zwei Geschäftsräumen haben – dem Friseursalon von Tante Lilah und dem Café von Onkel Zé. Seit ich denken kann, versammeln wir uns dort jeden Freitagabend zum Essen. Der Unterschied zum normalen Familienstress ist nur, dass Tante Lilah an meinem Geburtstag peinliche Babygeschichten über mich erzählt, statt wie sonst nur ihre Weisheiten über die Welt im Allgemeinen zum Besten zu geben. Mum bekommt feuchte Augen und drückt mir ständig den Arm, und Onkel Zé kocht mein Lieblingsessen nach einem Rezept von den Philippinen, wo er herkommt. In diesem Jahr gab es Adobo  – Schweinebauch mit Reis, so wie sein Tito es in Manila für ihn gekocht hat, als er noch ein kleiner Junge war.
    »Ich mache das extra für dich, Anak . Ich kann es kaum glauben, dass du schon fünfzehn bist. So erwachsen. Zu erwachsen, denke ich manchmal. Fast wie eine junge Frau.«
    Wenn es nach Onkel Zé ginge, würde ich immer noch in Kniestrümpfen herumlaufen, und er findet es schade, dass ich nicht in einer Nonnentracht oder in einer Burka in die Schule muss.
    Billy, mein nerdiger Cousin, fing an zu prusten und zu feixen, wie immer an meinem Geburtstag, weil er weiß, wie sehr ich es hasse, im Mittelpunkt zu stehen. Er hatte mir sogar angedroht, seine Band Rock Dove einzuladen, um Happy Birthday für mich zu singen – natürlich die Post-Rock-Version davon. Was hoffentlich ein Witz war. Mir bricht der kalte Schweiß aus, wenn ich nur dran denke – das ganze Zimmer voller Leute, die Happy Birthday to you singen. Billy hatte seinen fünfzehnten Geburtstag seit fast einem Jahr hinter sich und spielte jetzt den Obercoolen, um mir unter die Nase zu reiben, dass das alles Kinderkram für ihn war. Ich hätte ihn ohrfeigen können, wie er da auf seinem Stuhl fläzte.
    Damit war es allerdings vorbei, sobald Großtante Rita zur Tür hereinrauschte und sich an den Tisch setzte. Billy fuhr hoch, denn bei ihr bekommt jeder weiche Knie, sogar er. Großtante Rita ist die Tante von Mum und Tante Lilah, die Älteste in meiner ganzen Verwandtschaft, jedenfalls von denen, die ich kenne. Sie ist eine imposante Persönlichkeit, eine unerschrockene jüdische Lady, die zu unseren Familienessen und an hohen Fest- und Feiertagen extra mit dem 25er-Bus von Ilford anreist.
    »Na, wie geht’s meiner kleinen Lieblingsgroßnichte?«, fragte sie und schielte mich vielsagend an.
    Ich bin ihre einzige Großnichte und der Witz ist uralt, aber sie sagt es trotzdem immer wieder.
    »Gut, Tante Rita.«
    Großtante Rita starrte missbilligend zuerst auf den Schweinebauch (eindeutig nicht koscher und ungefähr so unjüdisch wie der Papst) und dann auf mein lila gesträhntes Haar.
    »Du hast blaue Haare, Sadie«, verkündete sie.
    »Nein, lila – das soll nämlich lila sein«, klärte
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