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Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)

Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)

Titel: Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)
Autoren: Alexandra Pilz
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nicht vernünftiger, wenn sie …
    »Em.«
    Mit einem Mal waren all die Gedanken an das Dorf, ihre Mutter, an die Reise aus Emilys Hirn gefegt.
    »Lukas.« Sie blieb wie angewurzelt stehen.
    Es war ein herrlicher Frühsommertag, wie es ihn nur in München gab, der Himmel blau, die Luft so klar wie die blank geputzten Scheiben der Straßenbahn, die vorbeirumpelte, laut und vertraut. Die Sonne strahlte mit all ihrer Kraft. Emily musste ihre Augen gegen das grelle Licht abschirmen und blinzelte in Lukas’ Gesicht. Er sah unsicher aus, und Emily spürte sofort, wie sich ein Teil seiner Beklommenheit auf sie übertrug. Sie hatte ihn eine Ewigkeit nicht gesprochen. Und sie hatte gehört, dass er jetzt mit Laura zusammen war, doch zusammen gesehen hatte sie die beiden noch nicht – bis jetzt.
    »Oh, Emily, hallo.« An Lauras gelangweiltem Tonfall hatte sich jedenfalls nichts geändert. »Wie schön, dich zu sehen«, log sie ohne jede Spur von Sympathie. Sie hatte sich bei Lukas eingehakt und ihre perfekt manikürten Fingernägel malten pinkfarbene Ovale auf seinen Unterarm. »Wo ist denn deine Freundin Fee abgeblieben?«, fuhr sie fort.
    »A-Hörnchen und B-Hörnchen heute mal getrennt?«
    Emilys Augenlider zuckten. Lukas räusperte sich.
    »Wir sind auf dem Weg in die Stadt«, erklärte er rasch, bevor Emily auch nur Luft holen konnte. Er vergrub seine Hände tiefer in den Taschen seiner Jeans, und Lauras Fingerspitzen glitten wie selbstverständlich seinen Arm hinunter.
    Emily sagte nichts. Sie hatte es so gewollt, oder etwa nicht? Sie hatte Lukas fortgeschickt, und er hatte sich einer anderen zugewandt. Dass er sich ausgerechnet mit dem Mädchen tröstete, das nie müde wurde, Emily seine Verachtung zu zeigen, konnte sie ihm nicht vorwerfen. Wollte sie nicht. Und sie waren ein imposantes Paar, das musste sie zugeben, wie aus einem perfekten Teenie-Film. Die Jahrgangsschönste schnappt sich den Schulschwarm, so wie es sein sollte. Womöglich hatte sie, Emily, weder blond noch barbiehaft, nie wirklich an diesen Arm gehört.
    Laura unterbrach ihre Überlegungen. »Ein Mittagessen mit meinem Vater«, säuselte sie. »Er möchte mit Lukas einige Details besprechen, bevor er uns den Schlüssel zu seiner Finca auf Mallorca übergibt. Wir werden den Sommer dort verbringen.« Sie rückte, wenn überhaupt möglich, noch ein Stück näher an Lukas heran, und dessen Brustkorb spannte sich. Es sah nicht so aus, als habe er sich schon an die Rolle des Ken gewöhnt.
    Emily holte Luft. »Ja, also dann …« Eine Finca auf Mallorca. Klar. Sie nickte Lukas zu. »Ich werde mal besser … .«
    »Geht es dir gut?«
    Emily blinzelte überrascht. Lukas hatte sich von Laura gelöst und war einen Schritt auf sie zugegangen. Sie konnte förmlich spüren, wie das Mädchen den Atem anhielt, und so sehr sie Laura auch verabscheute, sie würde sich nicht auf deren Niveau herablassen und ihr bewusst einen Stich versetzen.
    »Mir geht es prima«, beeilte sie sich deshalb zu sagen. »Sehr gut, wirklich.« Sie rang sich ein Lächeln ab. »Ich werde selbst ein paar Wochen weg sein«, fuhr sie fort. »England. Ich besuche das Dorf, in dem meine Mutter aufgewachsen ist.«
    Da. Sie hatte sich also entschieden.
    »Deine Mutter war Engländerin?« Lukas sah sie entgeistert an.
    Oh, nein! Emily spürte, wie ihre Wangen heiß wurden. Es war der Knackpunkt ihrer dreimonatigen Beziehung gewesen, dass sie nicht zuließ, dass Lukas an ihrem Leben teilhatte, dass er sich ausgeschlossen fühlte, weil sie nicht bereit war, sich ihm zu öffnen.
    »Ja, ich …«, setzte sie hilflos zu einer Erklärung an, aber Lukas unterbrach sie, die Lippen zu einer schmalen Linie geformt.
    »Wir müssen los«, sagte er, nahm Lauras Hand und zog sie mit sich. »Ciao, Emily. Viel Spaß in England.«
    Emily sah den beiden nach, doch Lukas drehte sich nicht noch einmal um. Dafür hörte sie Laura, laut und deutlich und gehässiger denn je.
    »Wenn du etwas über A-Hörnchen wissen möchtest, musst du B-Hörnchen fragen, das weiß doch jeder«, erklärte sie spitz. Dann verschwanden die beiden in der nächsten Straße, die sie Richtung Isar führte.
    Emily schloss für zwei Sekunden die Augen. Dann holte sie tief Luft und lief nach Hause.
    »Emily? Bist du das? Ich bin in der Küche!« Die Stimme ihrer Großmutter hallte durch den breiten Flur, als Emily die schwere Holztür hinter sich ins Schloss fallen ließ.
    »Wer soll es sonst sein?«, antwortete sie automatisch, stellte ihren
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