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Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Titel: Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)
Autoren: Hansi Hartwig
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schrie sie ihn an. „Du darfst nicht aufhören mit Atmen! Lass mich nicht wieder allein! Bleib bei mir!“
    D ie Tür wurde aufgerissen und Danilo stürmte in das Zimmer, seinen Arztkittel hielt er noch in der Hand, das Stethoskop war ihm aus der Tasche gerutscht und lag auf dem Boden.
    Karo stürzte auf ihren Mann zu und zerrte ihn zu Angels Bett. „Danilo! Angel ist … Er atmet nicht mehr. Du … du musst etwas tun, dass er wieder anfängt. Beeile dich.“
    Der Arzt versuchte ihre Hand abzuschütteln, Karos Finger allerdings krallten sich mit unglaublicher Kraft in seinem Unterarm fest, wo sie blutige, halbmondförmige Spuren auf seiner Haut hinterließen.
    „Lass ihn nicht sterben!“
    Vorsichtig löste Danilo Karos Finger aus seinem Arm. Er sah, wie das Blut aus den tiefen Kratzern perlte und über seine Haut rann.
    „ Hör auf, Karo.“ Er hielt ihre Fäuste fest, die wild auf seine Brust einschlugen.
    Sie konnte ihn nicht hören. Unverwandt starrte sie auf Angels bleiches Gesicht. Er sah so aus, als würde er gleich aufwachen. Vielleicht sollte sie noch etwas lauter rufen? Er musste sie doch hören!
    Sie wirbelte zu Danilo herum und stampfte voll Ungeduld mit dem Fuß auf. „Verdammt, tu endlich etwas!“
    „Karo, h ör mir zu“, bat er in sanfterem Ton. „Wir können ihm nicht helfen.“
    Sie achtete nicht auf sein Gerede. Stattdessen zerrte sie erneut wie irr an seinem Kittel. „Steh nicht so rum! Hilf ihm.“
    „Er ist … eingeschlafen, Karo.“
    „Neeein! Nein, sag das nicht. Das darfst du nicht, denn es ist nicht wahr.“
    Sie presste sich die Hände auf die Ohren und ging neben Angels Bett in die Knie, dann ließ sie ihren Kopf auf seine Brust sinken und drückte ihre Wange an ihn.
    Aber da war kein Herzschlag mehr zu hören. Nicht das leiseste Geräusch. Nichts.
    Wieder sprang sie auf die Füße und packte Angel an den Schultern. Sie wollte ihn schütteln und anbrüllen: „Du kannst es! Komm zurück zu mir“, als sich zwei kräftige Hände um ihre Oberarme legten und sie zurückhielten.
    Danilo zwang seine Frau, sich zu ihm umzudrehen, legte seine Hand unter ihr Kinn und hob es leicht an. Ihre Augen ertranken in Tränen, die er mit seinen Daumen von ihren Wangen wischte. Sie schüttelte heftig den Kopf.
    „Karo, sieh mich an.“
    Sie schluchzte auf und versuchte, sich aus Danilos Armen zu winden.
    „Nicht, Karo. Wir können nichts mehr für ihn tun.“
    „Aber mit Adrenalin? Oder dem Defi?“ Ihre Stimme war nicht mehr als ein dünner Windhauch, ein letzter verzweifelter Versuch. „Dani, du weißt, wie man das macht.“
    „Nein, Karo. Es ist vorbei.“
    „Ihr habt das schon einmal geschafft. Das bringt ihn zurück. Ihr könnt das“, beschwor sie den Arzt.
    „Karo, versteh doch …“
    Langsam drehte sie den Kopf zur Seite. Sie konnte kaum atmen, so sehr schmerzte ihr Körper vor Trauer. Verstehen. Wie konnte sie so etwas verstehen? Angel sta rb. Er wollte sie wieder alleinlassen. Und diesmal sollte es endgültig sein. Was hatte sie falsch gemacht? Sie konnte es nicht verstehen, nicht nach dem gestrigen Nachmittag, als es ihm gut ging, als sie gemeinsam lachten und miteinander redeten und am Abend und die ganze Nacht über beieinandergelegen hatten.
    Zögernd schaute sie auf und blickte in Angels entspanntes Gesicht. In seinen ausdrucksvollen Zügen lagen Ruhe und Zufriedenheit. Hatte er sein Ende kommen sehen? Hatte er geahnt, dass es soweit war? Deswegen seine Bitte, bei ihm zu bleiben, bis es vorbei war? Angel hatte ihr keine Antwort auf die Frage gegeben, was er damit meinte. Jetzt wusste sie es. Und sie hatte ihm seinen Wunsch erfüllt und war bei ihm geblieben. Ein letztes Mal. Das endgültig letzte Mal.
    Sie spürte den sanften Druck von Danilos Fingern auf ihren Schultern, mit dem er sie aus dem Zimmer dirigieren wollte.
    „Ich will nicht, dass er geht.“
    „ Dennoch musst du ihn loslassen, Karo. Er kann nicht bleiben.“
    Unter unmenschlichen Qualen zerriss ihr Herz. Karo hob die Faust und biss sich auf die Knöchel. Sie durfte n icht schreien. Wenngleich es wehtat, sie musste an ihre Kinder, an seine Kinder denken. An das werdende Leben unter ihrem Herzen. Angel hätte nicht gewollt, dass sie aufgab.
    „Ich liebe dich“, flüsterte sie tränenerstickt und trat an das Krankenbett. Sie legte die Hände um Angels Gesicht und küsste ihm voll Sehnsucht die kühle Stirn. „Ich werde dich immer lieben“, versprach sie ihm, „und nie vergessen.“
    Danilo hatte sein
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