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Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Titel: Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)
Autoren: Hansi Hartwig
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nachsichtig, als er in Karos bestürztes Gesicht blickte. „Du hast davon nichts gewusst? Oh, Karo, Nic war großartig. Du hast einen wunderbaren Sohn. Er hat mich sehr stolz gemacht. Natürlich habe ich nicht den geringsten Anteil daran. Und das bedaure ich so wie viele andere großartige Dinge, die ich versäumt habe. Und es lässt sich nie mehr nachholen.“
    Karo schob Angels Rollstuhl vom Friseur zur Terrasse, zu Professor Vogel und von dort zum Schwesternzimmer. Überall wurde er mit Applaus empfangen und die Freude und Erleichterung über die Rückkehr seines Lebenswillens war nicht nur seinen Kollegen ins Gesicht geschrieben.
     
    Völlig erschöpft sank er an diesem Abend in sein Bett. Seine Augen strahlten noch immer in einem klaren Blau.
    „Bleib bei mir, Karo. Nur heute. Bis das alles … vorbei ist.“
    Er nahm keine Notiz von ihrem fragenden Blick. Wenngleich es beinahe über seine Kräfte ging, redete er ohne Pause weiter: „Du musst mir von den Kindern erzählen. Von dir. Ich war viel zu lange weg. Verrate mir, was sich der Professor dabei gedacht hat, dich nicht zu mir zu lassen. Er hat meine Frage vorhin einfach überhört. Fandest du nicht auch, dass er gar nicht so überrascht gewesen ist, wie eigentlich zu erwarten gewesen wäre? Er sah vielmehr … mmmh, traurig aus. Und genauso hat er sich von mir verabschiedet. Eigenartig. Er ist alt geworden in den drei Jahren.“
    „Er hat dich sehr vermisst. Und er vermisst natürlich seine Lieblingsoberschwester.“
    Angel hob den Kopf und beobachtete m it gerunzelter Stirn die Schwester, die in das Zimmer polterte, nachdem ihr ein Personenschützer die Tür geöffnet hatte. Auf dem kleinen Wagen, den sie vor sich her schob, lagen Infusionsflaschen, Blutdruckmanschette und Stauschlauch, Kanülen, Einmalspritzen und Nadeln, daneben mehrere Schälchen mit Medikamenten.
    „Ah, mein Abendessen ist im Anmarsch“, höhnte er verärgert über die S törung. „Was es heute wohl geben mag? Blutdruck und Temperatur messen? Blutabnahme? Und was bringen Sie als parenterale Nachspeise?“
    Angel hielt Karo an der Hand zurück, als sie aufspringen und der Schwester Platz machen wollte. „Es dauert nicht lange, Karo. Geh nicht weg. Du solltest in der Zwischenzeit ebenfalls etwas essen. So übel ist das Angebot in der Kantine nicht, wenn ich mich recht erinnere. Versprich mir zurückzukommen. Karo?“ Er zog sie noch dichter zu sich heran. „Versprich es. Geh nicht. Nicht heute.“
    Als sie eine halbe Stunde später wieder das Krankenzimmer betrat, war Danilo gerade dabei, eine Kanüle aus Angels Armvene zu ziehen. Dessen Gesicht war aschgrau, schweißnass und von unmenschlichen Schmerzen gezeichnet. Er atmete unregelmäßig und ließ sich ohne jede Reaktion den Schweiß von der Stirn wischen. Danilo stand mit dem Rücken zur Tür und bemerkte Karo erst, als er zu seiner großen Überraschung Angel plötzlich lächeln sah.
    „Karo! Du? Was machst du denn hier?“, entfuhr es Iwanow. „Tut mir leid, ich wollte sagen, wieso bist du hier?“, versuchte er seinen Ausruf des Entsetzens abzuschwächen, konnte jedoch nicht verhindern, dass ein bitterer Ton in seiner Stimme mitschwang.
    „Ich hatte heute den ersten Termin bei Doktor Bernd. Ich bin mir nicht sicher, ob ich dir davon erzählt habe.“
    Natürlich hatte sie das getan, sogar mehr als ein Mal. Und das wusste Karo ganz genau! Er hatte ihr versprochen , sie zu begleiten, hatte sich darauf gefreut, sein Kind zum ersten Mal auf dem Ultraschallbild zu sehen. Betreten nickte Danilo und spürte, wie seine Ohren rot anliefen. Er hatte es vergessen. Und keine plausible Entschuldigung dafür. Wenn sie deswegen verärgert war, ließ sie es sich zumindest nicht anmerken.
    „Und als ich den Flur in Richtung Ausgang entlang lief … Na ja, die Tür zu Angels Zimmer stand zufällig offen.“ Karo hob belustigt die Augenbrauen und schmunzelte vergnügt. „Nein, natürlich stand sie nicht offen. Die Bodyguards gestatten sich nicht den kleinsten Fehler. Selbst bei einer so langweiligen Aufgabe sind sie ganz bei der Sache. Es hat mich verdammt viel Überzeugungsarbeit gekostet, den Wachhund zu bewegen, mich wenigstens einen Blick durch die Tür werfen zu lassen. Der Professor hatte lediglich Besuche verboten und ich hatte ganz bestimmt nicht vor, seinen Befehl zu missachten. Nur ein Blick. Ich hoffe, ich bekomme keinen Ärger?“
    Danilos Mund verzog sich kläglich. „ Selbstverständlich nicht. Ich habe gehört, was
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