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Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Titel: Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)
Autoren: Hansi Hartwig
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sich mit jedem schweren Atemzug weiter von ihr zurück. Ihm graute davor, sie könnte ihn berühren. Und doch brauchte er ihre Zärtlichkeit, brauchte sie so dringend.
    „Nicht , Karo, tu das nicht“, murmelte er. „Es sieht schrecklich aus.“
    Mit ihren Lippen verschloss sie seinen Mund und küsste jeden weiteren Einwand fort. Ungeachtet seiner Proteste knöpfte sie die Pyjamajacke weiter auf und liebkoste seine Brust und die unzähligen Narben darauf. Wo sie früher mit den Fingern durch den dichten Flaum seiner schwarzen Haare gefahren war, fand sie jetzt lediglich vereinzelte, graue Härchen auf den wenigen unversehrten Stellen zwischen …
    „Karos“, bemerkte sie erschüttert und Tränen tropften auf seine nackte Haut.
    „Tatsächlich. Ein richtiges Kunstwerk, findest du nicht? Ich konnte es bisher nicht sehen. Dabei haben sie sich alle Mühe gegeben, einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Verstehst du jetzt, warum ich dich nie hätte vergessen können? Selbst wenn ich es wirklich gewollt hätte, diese Narben würden mich bis an mein Lebensende an dich erinnern. Vermutlich sehe ich überall so aus. So und noch schlimmer.“
    Sie richtete sich weiter auf und bedeckte seinen geschundenen Oberkörper mit ihren Küssen. Reglos, die Arme unter dem Kopf verschränkt und die Augen geschlossen, genoss er das sanfte Spiel. Wie lange hatte er auf diesen Moment gewartet? Karo. Nur noch ein einziges Mal bei ihr sein. Er hatte nicht umsonst drei Jahre gewartet, gelitten und gehofft. Die Liebe würde ihm den Weg aus seinem zerschlagenen Körper weisen, damit er ihn hinter sich lassen und davonfliegen konnte. Er war frei!
    Karos Hand streifte über seinen Unterleib. Sie spürte die Erregung, die Angel bei ihren Berührungen erfasst hatte.
    „Entschuldige , das wollte ich nicht“, flüsterte sie verwirrt und zog ihre Hand zurück. Sie errötete wie ein Schulmädchen und biss sich auf die Lippen.
    Die harten Züge um Angels Mund wurden weicher. Er umfasste ihre Hand und führte sie behutsam am Laken hinunter. Sein Körper spannte sich an und erbebte.
    „Das ist … schön. Ich konnte mir nicht einmal mehr vorstellen, dass … es … auch schön sein kann. Ich hatte Angst. Davor. Immer, wenn ich an dich gedacht habe, kamen der Schmerz und die Übelkeit zurück. Ich habe befürchtet, ich müsste mich übergeben vor Scham und Hass auf mich selbst, wenn du mich berühren würdest. Es ist ganz anders. Du wirst mich retten.“
    Mit den Blicken aus müden Augen liebkoste er sie, ihr strahlendes Lächeln, ihren gewölbten Bauch. Bei Gott, er wollte nicht gehen! Nicht heute oder morgen. Niemals. Er wollte sich von diesem Bett erheben mit der Kraft eines jungen Mannes – gesund, erfolgreich und unbeschwert, ohne Schmerzen und voller Stärke, um seine Frau in die Arme zu schließen. Und nie wieder herzugeben.
    Doch es sollte nicht sein. Der Zeitpunkt war gekommen und er fragte sich, ob Karo wohl ahnte, dass er sterben würde, oder ob sie vorgab, nichts zu wissen. Hatte Danilo die Wahrheit vor ihr verschwiegen, um sie zu schützen?
    Im nächsten Augenblick riss er sich m it Gewalt von ihr los. Er zitterte am ganzen Körper und es brauchte mehr als einen Moment, bis er sein Verlangen unter Kontrolle hatte.
    „ Nein. Hör auf“, stieß er heiser hervor und Karo spürte, wie viel Überwindung ihn diese Worte kosteten. „Wir … Ich will es nicht.“
    Und Angel wusste , dass es eine weitere Lüge war, die er damit seinem Schuldenregister anfügte. Er legte seinen Arm um ihre Schulter und drückte Karo sanft an seine Brust. „Ich werde dich lieben, solange ich lebe. Bis in alle Ewigkeit“, verbesserte er sich. „Trotzdem kann ich nicht … Ich bin nicht dein Mann.“
    Nur langsam legte sich die übergroße Anspannung, während sie kein Wort sagten. Mit dem Mut der Verzweiflung blickte er schließlich zu ihr und strich ihr zärtlich über die Wange.
    „ Vergiss niemals, dass ich dich über den Tod hinaus lieben und auf dich warten werde.“
    „ Rede nicht von Tod und Sterben, Angel! Und du musst nicht länger auf mich warten. Ich bin bei dir und der Professor hat mir versichert, nichts dagegen zu haben, wenn ich dich von jetzt an jeden Tag besuche.“
    Aus gutem Grund ging Angel nicht auf diese Ankündigung ein, sondern meinte: „Danilo hat behauptet, du würdest inzwischen Kinderbücher schreiben und illustrieren. Seit dem Unfall hättest du nie wieder gemalt. Dabei bist du eine begnadete Malerin. Er hat mir die
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