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Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Titel: Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)
Autoren: Hansi Hartwig
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Portraits gezeigt, die du damals in der Klinik gezeichnet hast. Er hütet sie wie einen Schatz. Meine Güte, Bilder von mir! Vielleicht solltest du meine Geschichte aufschreiben.“
    „Was ?! Ich kann überhaupt nicht schreiben.“ Karo fasste sich erschrocken an die Stirn.
    „Ach wirklich? In meiner Grundschule war das eins der Hauptfächer. Und wie bekommst du dann Kinderbücher hin?“
    „ Das sind erdachte Geschichten, Spinnereien, etwas völlig anderes als eine wahre Begebenheit … ich meine, so etwas … nein, ich kann nicht, Angel.“
    Er lachte leise. „Das ist doch ein guter Grund, damit anzufangen. Oder willst du dein Leben lang bloß das machen, was du schon kannst? Tu es für meine Babys. Und für mich.“
    „ Ich habe bisher lediglich die Märchen aufgeschrieben, die Danilo für die Jungs erfindet. Aber deine … nein, Angel, wirklich nicht. Sieh mal, wenn deine Geschichte ein See wäre und du mich fragen würdest, wie viel ich davon verstanden habe, müsste ich der Ehrlichkeit halber gestehen: höchstens drei Tropfen. Wie also sollte ich einem Leser etwas präsentieren, das so unglaublich, so unfassbar ist?“
    Er drängte seine Frau nicht weiter, erzählte stattdessen immer wieder von sich und Danilo, beantwortete all die unausgesprochenen Fragen, auf die er Karo nach dem Unfall keine Antwort geben konnte. Die Nacht in seinem Leben, die seine schmerzlichen Erinnerungen im schützenden Dunkel eingeschlossen hatte, war vorüber. Seine Dämonen konnten ihm nichts mehr anhaben. Und so redete er den ganzen Abend, bis seine Stimme nichts als ein raues Krächzen war, doch erst dann konnte er sicher sein, dass zwischen ihnen nichts mehr ungeklärt blieb. Er hatte sich von seiner Vergangenheit befreit.
    Karos Herz dagegen lief über vor Glück. Sie konnte kaum begreifen, dass sich Angels Gesundheitszustand schlagartig gebessert hatte. Er konnte wieder sehen! Danilos Niere würde ihm ein normales Leben ohne Dialyse ermöglichen. Bald würde Angel essen und kräftiger werden und irgendwann gesund aus der Klinik entlassen werden.
    Zwar hatte Danilo seine Hälfte des Doppelhauses nach ihrer Heirat vermietet und war zu Karo gezogen, aber vorerst wäre auch Platz in ihrer Wohnung. Solange Angel sich nicht alleine versorgen konnte, würde er bei Danilo und ihr wohnen. Bei seinen Kindern. Sie wären die besten Freunde und unzertrennlich wie in alten Zeiten.
    Völlig übermüdet von den Anstrengungen des Tages fielen ihr immer wieder die Augen zu. Sie musste Angel noch etwas fragen, schoss es ihr durch den Kopf. Irgendetwas in ihrem Unterbewusstsein drängte auf eine Antwort. So sehr sie auch nachdachte, sie konnte sich nicht e ntsinnen, was es gewesen war. Bloß ein paar Minuten ausruhen, bevor sie sich gleich von ihm verabschieden musste. Bis dahin würde es ihr schon einfallen. Jeden Moment müsste Danilo hier auftauchen, um sie zum Abendessen in ihrem chinesischen Lieblingsrestaurant abzuholen.
    Und dann war sie doch eingeschlafen.
    Mit einem zufriedenen Lächeln auf dem blassen Gesicht lauschte Angel den gleichmäßigen Atemzügen der Frau in seinem Arm. Zärtlich strich er über ihr Haar und berauschte sich am Duft ihrer Haut. Er wusste, die wenigen Stunden und Tage mit ihr würden zu denen gehören, für die es sich gelohnt hatte zu leben. Zu leben und zu sterben. Er bereute nichts.
    Der Morgen dämmerte bereits, als er seine letzten Worte sprach, bevor auch er einschlief: „Verzeih mir, Karo, aber ich kann dich nicht mit Danilo teilen. Ich liebe dich zu sehr.“
     

Epilog
     
    Noch immer lächelnd saß er am nächsten Morgen in seinem Bett, den Rücken entspannt an das aufgestellte Kopfteil gelehnt. Als Karo aufwachte, rutschte seine Hand schlaff von ihrer Schulter.
    „Was ist … Angel? Oh, ich bin tatsächlich eingepennt. Bist du schon wach?“, murmelte sie schlaftrunken und rieb sich die Augen. Ihre Hand tastete über das Nachttischchen, wo sie ihre Brille vermutete. Und erstarrte mitten in der Bewegung.
    Irgendetwas war nicht so, wie es sein sollte.
    Bereits den Bruchteil einer Sekunde später schrie sie schrill auf: „Nein! Angel, nicht!“
    Wie elektrisiert sprang sie aus dem Bett und drückte gleichzeitig den Alarmknopf über dem Krankenbett. Ihre Hände umfingen Angels schmales Gesicht, aber er wurde davon nicht wach und schlug seine wunderschönen Augen auf, um sie anzulächeln und ihr einen guten Morgen zu wünschen.
    „ Angel, bitte nicht! Du musst atmen! Atme, verdammt noch mal“,
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