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089 - Das Heer des Untoten

089 - Das Heer des Untoten

Titel: 089 - Das Heer des Untoten
Autoren: Dämonenkiller
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„He, Woody!"
    Der dunkelhaarige Junge gab keine Antwort. Er lehnte an der Korridorwand und blickte dem anderen gleichgültig entgegen. Sein schmales Gesicht war verschlossen. Der bittere Zug um den Mund kündete von frischen Wunden, die seine junge Seele davongetragen hatte.
    Der Junge, der auf ihn zukam, war Georgie, ein kleiner rothaariger Kerl. Er war mit knapp fünfzehn Jahren der Jüngste in der Klasse, zart, fast ein wenig mädchenhaft, Was ihm manchen Spott eintrug. Wie Woody war er ein Waisenkind. Deshalb fühlte sich Woody in diesem Internat mehr zu ihm hingezogen als zu den anderen der Klasse. Charakterlich waren sie recht verschieden. Während Georgie schluckte, was an Ärger auf ihn zukam, begehrte Woody meist auf oder rächte sich. Während Georgie sich bemühte, immer freundlich zu sein und zu vermitteln, zog sich Woody zurück und kapselte sich ab. Er dachte nicht wie sie. Seine Interessen lagen auf anderer Ebene. Aber darüber schwieg er. Es war sein Geheimnis.
    Woody war nicht sein richtiger Name, nur ein Spitzname, den sie ihm gegeben hatten, weil er die oft recht handfesten Strafen ohne Geschrei und Gezeter ertrug. Auch bei zwanzig Hieben, wie man sie bekam, wenn man das Internatshaus unerlaubt verließ, kam kein Schmerzenslaut über seine Lippen - als sei er ein Klotz, ein Stück Holz. Woody.
    „Woody", sagte der Junge atemlos, als er vor ihm stehenblieb. „War es schlimm?"
    Woody starrte ihn stumm an. Aber schließlich gab er sich einen Ruck und nickte. Er senkte den Kopf.
    „Sehr?" drang Georgie in ihn. „Erzähl schon."
    „Ja", sagte Woody. „Sehr."
    „Hiebe?
    „Das auch. Ein Dutzend… "
    „Was noch?"
    „Sie haben meine Bücher genommen, und ich darf nur noch unter Aufsicht in die Bibliothek." Einen Augenblick sah es so aus, als wollte er in Tränen ausbrechen. Aber dann kehrte der brütende Ausdruck in sein Gesicht zurück.
    „Bücher?" fragte Georgie verständnislos. „Du hattest Bücher? Die dir gehörten?"
    „Ja, die mir gehörten", erwiderte Woody heftig. „Und irgendeiner wußte davon und hat mich verraten. Wer war es, Georgie? Weißt du es?"
    Der Junge erschrak ein wenig vor dem Zorn in Woodys Augen.
    „Ich glaube, ja", stammelte er unsicher. „Alex - er sagte gestern zu einigen seiner Freunde, daß er es dir schon zeigen würde…"
    „Was will er mir zeigen?"
    Georgie zuckte ein wenig ängstlich mit den Schultern. „Wie man so sagt, wenn man jemandem eins auswischen will. Er sagte auch, bei dir sei alles nur faule Ausrede, und er würde schon beweisen, daß du einer bist…" Er hielt unsicher inne.
    „Daß ich was bin?" fragte Woody ruhig.
    „Ein - ein Feigling. Aber ich weiß, daß du keiner bist", fügte Georgie rasch hinzu.
    „Woher?" fragte Woody sarkastisch.
    Georgie senkte den Kopf. „Ich weiß es eben."
    „Ach was", sagte Woody verärgert und rieb unbewußt seine Kehrseite. „Ihr wartet alle nur darauf, daß ich mich genauso idiotisch benehme wie ihr und um das Haus der alten Hexe herumstreune. Aber sie ist keine Hexe, nur eine verschrobene alte Dame…"
    „Alex ist anderer Ansicht…"
    „Alex!" entfuhr es Woody. „Und was Alex sagt, das glaubt jeder, hm? Ihr seid wirklich Flaschen, auf diesen Angeber hereinzufallen. Aber ich habe ihn ja selbst unterschätzt. Ich dachte nicht, daß er so gemein wäre. Dieses Aas, dieses…" Er brach ab und ballte die Fäuste. „Wo sind die anderen?" Georgie zuckte die Schultern. „Ein paar sind im Bad unten, ein paar im Turnsaal. Der Unterricht wurde abgebrochen, kurz nachdem sie dich geholt hatten. Bradley ist krank.“
    Woody nickte und wandte sich zum Gehen.
    „Wohin gehst du?" fragte Georgie.
    „Aufs Zimmer… “
    „Darf ich mitkommen ? Bitte."
    „Also gut, wenn du willst."

    „Was sind das für Bücher?" fragte Georgie neugierig, als sie in dem Zimmer ankamen, das Woody mit zwei anderen teilte - mit John Longley, den jeder nur den Langen nannte, und mit Peter Sage, einem Mischling, der es in diesem konservativen Internat bei den Lehrern nicht leicht hatte.
    Aber nun waren sie allein im Zimmer und starrten aus dem Fenster in den Hof hinab, der trostlos und kahl war. Die untergehende Sonne spiegelte sich in dem kleinen Stück des Sees, das man von hier aus sehen konnte. Wolken türmten sich am Horizont.
    Statt zu antworten sagte Woody: „Es wird ein Gewitter geben."
    „Sag schon, was waren das für Bücher, die sie dir weggenommen haben?" drängte Georgie unbeirrt. Woody zögerte. Dann schürzte er
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