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Zurueck in die Nacht

Zurueck in die Nacht

Titel: Zurueck in die Nacht
Autoren: Claudia Walter
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spüre ich, wie jemand so
dicht hinter mir stehenbleibt, wie es eben noch geht, ohne mich zu berühren.
    „Clarissa.“
    Seine Stimme
wirft mich fast um. Und dann erinnere ich mich wieder. An alles. Die Wächter. Das
Feuer. Und Arik. Ich bleibe starr stehen und rühre mich nicht. Nur mein Herz
klopft wie verrückt.
    „Wirst du mir
jemals verzeihen?“
    „Was?“ Die
Worte, mehr noch aber der flehende Klang seiner Stimme werfen mich völlig aus
der Bahn. Langsam drehe ich mich zu ihm um. Sein Blick nimmt mir den Atem.
    „Besteht
irgendeine Chance, dass du mir jemals verzeihst, was ich dir angetan habe?“
    „Du… mir?“,
stammele ich. Ich muss mich verhört haben.
    „Ja. Dass ich
dich wieder und wieder im Stich gelassen habe. Dass ich dir nicht vertraut
habe. Dass ich…“ Seine Stimme stockt. Sein Blick wird dunkel. „Ach nein,
natürlich nicht“, unterbricht er sich auf einmal selbst. Er ballt die Fäuste.
„Was erwarte ich denn… Es tut mir leid. Sehr, sehr leid. Vergiss mich.“ Damit
dreht er sich abrupt um und geht davon.
    Ich stehe da wie
vom Donner gerührt und es dauert eine endlose Sekunde, bis ich wieder zu mir
komme. Dann jedoch rase ich los. „Arik! Warte!“
    Erleichtert sehe
ich, wie er langsamer wird. Dann bleibt er stehen und dreht sich zögernd um.
Unsicher sieht er mir entgegen, und ich halte, plötzlich ebenfalls wieder von
Unsicherheit überwältigt, ein paar Schritte von ihm entfernt an. Wir sehen uns
nur an. Es gibt nichts mehr außer uns. Mein Herz klopft immer lauter.
Irgendetwas wächst in mir, was ich nicht mehr zurückhalten kann.
    „Ar…“ – „Cla…“,
setzen wir beide gleichzeitig an – und plötzlich liegen wir uns in den Armen. Das
Gefühl, das mich wie ein Blitz durchschießt, ist so überwältigend, dass ich in
die Knie sinke. Ihm geht es nicht besser. Ich lache und weine gleichzeitig –
und dann spüre ich seine Lippen auf meinen. Glühend heiß, wie flüssiges Feuer. Sofort
stehe ich von Kopf bis Fuß in Flammen. Und ich weiß, dass alles gut ist. Alles,
alles ist gut.
     
    Später (eine
ziemlich lange Zeit später) sitzen wir eng aneinander gekuschelt über den
Klippen und versuchen, uns zusammenzureimen, was überhaupt passiert ist. Und
wieso wir noch am Leben sind. Ich glaube schlicht und einfach an ein Wunder.
Arik, Mike und Patti hingegen haben eine etwas weniger himmlische Erklärung.
Ja, auch die beiden leben noch. Wie wir sind sie im Burghof aufgewacht. Und wie
wir können sie gar nicht nah genug beieinander sitzen.
    „Ich schätze,
durch unsere gegenseitigen Energiestöße haben wir uns irgendwie durch die Zeit
katapultiert. Und deinen Käfig sozusagen vaporisiert“, sagt Mike mit einem
Blick in meine Richtung. Die Brandmale, die sich wie rote Bänder um meine Arme
und Beine ziehen, scheinen seine Theorie zu bestätigen. „Das ist die einzige
Erklärung, die Sinn macht.“
    „Und wo sind wir
jetzt?“, fragt Patti.
    Arik blickt auf
seine Uhr. „Wenn das stimmt, was hier steht, wieder im 21. Jahrhundert. 2043,
um genau zu sein.“
    „Wow.“ Mir ist
etwas unheimlich zumute. „In der Zukunft. Ehrlich gesagt, würde ich lieber
wieder in unsere Gegenwart zurück.“
    „Nicht mal einen
kleinen Blick riskieren?“ Arik zwinkert mir zu.
    Ich schüttele
vehement den Kopf. „Nein, danke. Das kann warten.“ Von Zeitreisen habe ich fürs
Erste die Nase voll.
    Er drückt mich
an sich, gibt mir einen Kuss auf die Stirn und ich vergesse augenblicklich
alles andere.
    Nur Pattis
Räuspern holt mich in die Wirklichkeit zurück. „He, ihr Turteltauben. Das kann
auch noch ein bisschen warten. Lasst uns lieber zusehen, dass wir hier
wegkommen! “ Sie erhebt sich und zieht Mike mit sich hoch. „So ganz sicher
fühle ich mich hier nämlich trotzdem nicht!“
    Zögernd folgen
Arik und ich ihrem Beispiel. Am liebsten würde ich für immer mit ihm hier
sitzen bleiben, aber ich weiß, dass Patti Recht hat. Denn auch wenn wir bislang
keinen Wächter mehr erblickt – oder gespürt – haben: Wenn wir dieses Inferno
überlebt haben, können sie das schließlich auch. Und an diesem Ort suchen sie
uns mit Sicherheit zuerst.
    Also kehren wir
zurück. Im Jahr 2043 zwei Motorräder zu finden ist kein Problem, und so halten
wir nach einer relativ kurzen Fahrt wieder vor dem Hotel, wo wir Claire und
Raphael zurückgelassen haben. Das Wiedersehen ist unbeschreiblich, und zu meiner
großen Verlegenheit schließt Claire auch mich wie eine verlorene Tochter in die
Arme. Mein
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