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Zurueck in die Nacht

Zurueck in die Nacht

Titel: Zurueck in die Nacht
Autoren: Claudia Walter
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verschaffen. Wofür könnt ihr denn durch die Zeit
gehen?“
    „Das können die
aber auch!“, erwidere ich. Doch sie hat ja Recht. Wir sollten es wenigstens probieren.
    Mike hat schon Pattis
Hand genommen und eilt wieder voran, quer durch das Gewölbe in den gegenüber
weiterführenden Gang. Ich überhole ihn. „Lass mich vorlaufen. Ich spüre
Clarissa immer deutlicher.“
    „Okay. Dann
los!“
    Ich folge
einfach meinem Bauchgefühl. Wir kommen an zwei Türöffnungen vorbei, an denen
Treppen wieder nach oben zu führen scheinen, aber ich laufe weiter. Erst bei
der dritten habe ich das dringende Gefühl, ihr folgen zu müssen. Etwa auf Mitte
der Treppe gibt es einen ähnlichen Absatz wie vorher, aber diesmal erwarten uns
dort keine Wächter. Vielleicht liegt es daran, dass wir in der Zeit rückwärts
gelaufen sind und es mittlerweile vor unserer Ankunft hier sein müsste,
vielleicht ist es auch einfach nur Glück. Oder sie haben es aufgegeben, uns
mühsam zu verfolgen und warten bei ihr. Ich mache mir darüber keine weiteren
Gedanken. Ich kann es ja doch nicht ändern. Ich verlasse die Treppe und wir
folgen einem Gang, der diesmal nicht durch Fackeln, sondern durch das
Mondlicht, das ab und zu durch schmale Fensteröffnungen herein fällt,
erleuchtet wird. Das Gefühl, mich Clarissa zu nähern, wird stärker.
    Rechts tut sich
auf einmal eine größere Öffnung auf und im Vorbeilaufen erhasche ich einen
Blick auf den Burghof, auf dem die Verfolgungsjagd begann. Ich sehe ein paar
Wächter auf die rechte Ecke der Mauer zu laufen und kann gerade noch ein paar
dunkle Gestalten erkennen, die in einer anderen Öffnung verschwinden. Sind das
wir? Falls ja, könnte das bedeuten, dass wir ein paar Minuten Vorsprung haben.
Der Gedanke gibt mir neue Kraft.
    Plötzlich öffnet
sich links von uns wieder ein Durchgang. Instinktiv renne ich hinein – und
pralle fast zurück. Das Gefühl von Clarissas Anwesenheit ist plötzlich so
stark, dass es mich total überwältigt.
    „Was ist los?“
Mike stößt gegen mich.
    „Sie ist hier,
ganz nah!“
    „Worauf wartest
du dann noch?“
    Das weckt mich
aus meiner Starre. Ohne ein weiteres Wort stürme ich die Treppe hoch, die vor
uns liegt. Auch dies ist eine Wendeltreppe, noch enger als die nach unten in
die Verliese. Und sie führt ohne jede Unterbrechung schnurstracks nach oben.
Flüchtig denke ich, dass wir uns in einem Turm befinden müssen und dass wir
dort oben so richtig schön in der Falle sitzen werden. Dann ist für Gedanken
kein Platz mehr in meinem Kopf. Nur noch für Clarissa. Sie ist hier. Ganz
sicher. Und das ist alles, was zählt.
    Nach einiger
Zeit endet die Treppe unvermittelt vor einer Tür. Einer geschlossenen Tür. Ich
rüttle an dem eisernen Griff, aber außer gefährlichen Lärm zu verursachen, der
todsicher die Wächter auf uns aufmerksam macht, bewirkt das gar nichts.
    „Verdammt!“
    „Lass mich mal!“
Mike drängelt sich an mir vorbei, aber natürlich hat auch er nicht mehr Erfolg.
    Er sieht mich
an. „Los, auf drei!“
    Ich nicke. Dann
nehmen wir nebeneinander Aufstellung, zählen bis drei und stürmen gleichzeitig
vorwärts. Unsere Schultern krachen in die Tür – und wir prallen zurück. Mike
stöhnt und auch ich habe das Gefühl, meine Schulter nie wieder bewegen zu
können. Die Tür hingegen wirkt völlig unberührt.
    „Männer! Immer
mit dem Kopf durch die Wand!“ Patti sieht uns kopfschüttelnd an, dann schiebt
sie mich zur Seite. Sie holt ein ziemlich professionell aussehendes
Taschenmesser aus ihrer Hosentasche, klappt nach kurzer Überlegung eine Klinge
aus und fummelt dann vorsichtig damit zwischen Tür und Rahmen herum. Es knackt
leise. „ Voilà! “ Sie tritt zur Seite, rüttelt noch einmal an dem Griff –
und die Tür geht knarrend auf.
    Dahinter befindet
sich, soweit ich es von hier aus sehen kann, ein kreisrundes Zimmer. Und mitten
in diesem Zimmer steht – oder besser liegt, denn er ist nicht sehr hoch – ein
eiserner Käfig auf dem steinernen Fußboden, von dessen vier Ecken aus sehr dick
und schwer aussehende Ketten zu vier Eisenringen in der Wand führen. In dem
Käfig liegt ein Mensch. Ihre Arme und Beine sind gespreizt und mit Ketten an
den Käfigecken befestigt. Ihre Augen sind weit offen und starren blicklos an
die Decke. Sie sieht grau aus. Mir sacken die Knie weg. Ich stütze mich an der
Wand ab. Das ist mehr, als ich ertragen kann. Clarissa!
    Arik?
    Ganz leise nur
höre ich meinen Namen. Wie ein Hauch, der sofort wieder
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