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Zurueck in die Nacht

Zurueck in die Nacht

Titel: Zurueck in die Nacht
Autoren: Claudia Walter
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Flucht gewählt, auch wenn das natürlich
gar nichts heißt. Die Wächter können auch schon wenige Minuten danach jetzt und
hier gelandet sein und auf uns warten. Andererseits war Claire der Meinung,
dass sie in der Nähe ihrer Burg am wenigsten mit uns rechnen werden. „Für sie
gibt es absolut keinen vorstellbaren Grund, warum ihr zurückkommen solltet. Sie
glauben nicht, dass Menschen dazu fähig sind, selbstlos zu lieben. Und solche
wie ihr schon mal gar nicht. Sie sind mit Sicherheit davon überzeugt, dass ihr
längst über alle Berge seid.“ Ich hoffe nur, dass sie Recht hat.
    Als wir eine
kleine Höhle in den Klippen entdecken, die uns zumindest notdürftig verbirgt,
halten wir an. Es wird Zeit, mit Clarissa Kontakt aufzunehmen. Ich versuche es
zunächst allein, doch so sehr ich mich auch anstrenge und sie rufe, ich habe
keinen Erfolg. Ich höre gar nichts außer dem Rauschen des Meers. Doch auch,
nachdem Mike meine eine und Patti meine andere Hand hält, ändert sich nichts.
Zwar höre ich plötzlich nicht mehr nur das Meer, sondern auch viele Stimmen aus
der Burg über uns. Aber Clarissas ist nicht dabei. Und ich habe Angst, nach ihr
zu rufen, denn wenn wir die Wächter hören können, geht das bestimmt auch
umgekehrt. Wir lauschen trotzdem noch eine ganze Weile, aber es ist vergeblich.
Die Stimmen bleiben unklar und fern. Schließlich geben wir auf. Dann müssen wir
sie eben auf die altmodische Art suchen.
     
     
    Mike
     
    Den ganzen Weg
vom Hotel bis zur Burg und in die Höhle hadere ich mit mir. Und mit Patti. Ich
hätte sie am liebsten im Hotelzimmer eingesperrt und am besten noch am Bett
festgebunden, damit sie uns nicht folgen kann. Aber sie ist so verdammt stur.
Warum will sie sich unbedingt in Lebensgefahr begeben, noch dazu für Menschen,
die sie kaum kennt? Selbst mit mir hatte sie ja nie viel zu tun, bis ich
angefangen habe, sie mit meinen Problemen zu belästigen. Inzwischen mache ich
mir bittere Vorwürfe, dass ich auf Raphael gehört und sie gefragt habe, ob sie
uns begleiten will. Wenn ihr irgendetwas zustößt, bin ich schuld daran. Und das
würde ich mir niemals verzeihen. Während unserer Wartezeit in der kalten,
ungemütlichen, engen Höhle merke ich, dass sie mich öfter von der Seite
ansieht. Ich versuche, so zu tun, als ob nichts wäre. Ich weiß nicht, was ich
ihr sagen soll. Ich weiß ja nicht einmal, was ich denke. Oder fühle.
    Es wird dunkler.
Irgendwann bricht Arik das Schweigen. „Wir sollten langsam los.“
    Ich fahre
zusammen und bleibe unschlüssig sitzen. Patti hingegen springt so flott auf,
als ob sie es gar nicht erwarten kann. „Na los, müder Mann“, zieht sie mich auf
und reicht mir ihre Hand.
    Ich habe das
Gefühl, mein Herz ist zentnerschwer. Schwerfällig erhebe ich mich. „Du hast es
ja ziemlich eilig“, murmele ich. Ihre Hand liegt warm in meiner. Ich kann mich
nicht entscheiden, sie loszulassen.
    „Du nicht?“ Sie
sieht mich fragend an. „Ich dachte, du willst sie auch so schnell wie möglich
da raus haben?“
    „Ja, schon“,
erwidere ich zögernd.
    „Aber?“
    „Aber…“ Ich atme
tief durch. Sie sieht mich ernst an. „Aber…“ Ich schüttele den Kopf. „Mir wäre
einfach viel wohler, wenn du in Sicherheit wärst. Weit weg von hier. Und nicht
kurz davor, mit offenen Augen ins Verderben zu rennen.“ Jetzt ist es endlich
raus. Ich mache mich auf empörten Protest gefasst.
    Doch Patti sagt
erst mal gar nichts. Sieht mich nur an. Nimmt meine andere Hand. Mir wird warm.
„Mike.“ Ihre Stimme ist ernst. „Was glaubst du denn, warum ich hier bin? Etwa
wegen dieser Clarissa?“ Sie schüttelt den Kopf. „Die kenne ich doch gar nicht.
Oder wegen der Wächter? Die sind mir erst recht völlig egal. Nein.“ Ihr Blick
wird noch intensiver. „Der einzige Grund, warum ich hier bin, bist du, klar?
Einfach nur du. Ich will nämlich auch nicht, dass du mit offenen Augen in dein
Verderben rennst. Und ich fände es ganz schrecklich, wenn dir etwas zustoßen
würde. Also pass gefälligst verdammt noch mal auf dich auf!“ Ihre Augen
leuchten im Dunkeln.
    Und auf einmal,
keine Ahnung, wie es geschehen ist, liegen wir uns in den Armen. Ich drücke sie
so fest, dass es ihr bestimmt weh tun muss. Aber sie erwidert die Umarmung so, als
ob es ihr noch nicht genug wäre. Und dann spüre ich ihre Lippen auf meinen und
vergesse alles um mich herum. Ich wünschte, dieser Augenblick würde nie
vergehen.
    Ein Räuspern
holt mich viel zu schnell in die grausame
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