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Zurueck in die Nacht

Zurueck in die Nacht

Titel: Zurueck in die Nacht
Autoren: Claudia Walter
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inzwischen jeder einzelne von ihnen
alarmiert. Und es gehört nicht viel dazu, sich auszurechnen, warum wir hier
sind. Sie werden uns einfach bei Clarissa erwarten.
    Nach einigen
Minuten spüre ich, wie die Luft um uns kälter wird. Gleichzeitig wird es einen
Bruchteil heller. Kurz darauf stehen wir auf einmal oben auf der Burgmauer. Leider
aber nicht allein. Vor uns dreht sich genau in diesem Moment ein Wächter um,
und kaum hat er uns erblickt, gibt er auch schon Alarm. Sein Ruf wird irgendwo
unter uns aufgenommen und weitergegeben. In wenigen Augenblicken wird es hier
von ihnen nur so wimmeln.
    Patti stürmt los,
hebt ab und landet mit beiden Füßen vor der Brust des Wächters. Während er zu
Boden geht, kann ich sie gerade noch auffangen. „Weiter!“, keucht sie, befreit
sich von mir und ist schon wieder weg, bevor ich auch nur geblinzelt habe. Mike
und ich rennen hinter ihr her. Fast fällt Patti in ein Loch, das sich plötzlich
im Boden vor ihr auftut. Mike kann sie gerade noch rechtzeitig zurückreißen. Es
scheinen wieder Treppen zu sein. Ohne zu zögern rasen wir abwärts, Mike voran,
Patti hinterher und ich als Nachhut. Die Treppe führt spiralförmig immer
abwärts. Bald befinden wir uns wieder in tiefster Finsternis. Trotzdem habe ich
auf einmal das sichere, wenn auch völlig grundlose Gefühl, dass wir uns auf dem
richtigen Weg befinden. Dass wir uns Clarissa nähern.
    Ein paar Stufen
weiter unten scheint plötzlich Licht durch eine Öffnung. Doch gerade, als wir
den Treppenabsatz erreichen, verdunkelt er sich. Zwei Wächter springen uns
direkt vor die Füße, und hinter ihnen versuchen weitere, einzudringen. Mike
schafft es, die ersten beiden einfach umzurennen, indem er sie wie ein
Wellenbrecher an die Wände drückt. Doch Patti wird von einem von ihnen am Arm
gepackt und zwei weitere, die es geschafft haben, sich ebenfalls in den engen
Raum zu quetschen, stürzen sich auf mich.
    Da das wenige
Licht von den nachkommenden Wächtern völlig verdrängt wird, sehe ich nicht das
Geringste. Man hört nur Schreien, Keuchen, Stampfen. Die beiden Wächter
schlagen blindlings um sich und treffen mich an allen möglichen Körperstellen,
glücklicherweise jedoch nicht an irgendwelchen lebenswichtigen. Ich gebe es
ihnen zurück, so gut ich kann, und versuche dabei, mich langsam in Richtung
Patti und Mike vorwärts zu kämpfen. Durch einen reinen Glücksfall schaffe ich
es, den Kopf eines Gegners in die Hände zu bekommen, und sofort schlage ich mit
meiner Stirn zu. Ich höre irgendetwas knacken und ein dumpfes Stöhnen, dann
spüre ich, wie er in meinen Händen erschlafft. Ich schleudere ihn hinter mich
und taste nach dem nächsten. Dabei stolpere ich über ein Hindernis am Boden –
hoffentlich ein Wächter und nicht Patti oder Mike. Ich kann mich gerade noch
abfangen, bevor ich kopfüber die Stufen hinunterstürze.
    „Arik! Bist du
das?“ Pattis Stimme ertönt ganz nah an meinem Ohr, und ich kann gerade noch
„Ja!“ schreien, bevor sie mich k.o. schlägt. Sie schnappt sich meine Hand und
gemeinsam rennen wir, so schnell wir können, treppab. Von Mike ist weit und
breit nichts zu hören oder zu sehen und mich beschleicht der böse Verdacht,
dass vielleicht doch er es war, der mich fast zu Fall gebracht hätte. Aber wir
haben keine Zeit, umzudrehen, denn hinter uns stürmen mit lautem Gepolter
mindestens drei weitere Wächter her. Einen vierten, der plötzlich mitten im Weg
steht, rennen wir einfach um. Er fällt in hohem Bogen die Treppe hinab. Unten bleibt
er bewegungslos und seltsam verdreht liegen.
    Die Treppe
mündet in einen Gang, der von flackernden Fackeln erhellt wird. Instinktiv
wende ich mich nach rechts. Plötzlich ertönen von links Schritte. Patti und ich
drehen uns gleichzeitig um – doch es ist kein Wächter, sondern Mike, der da
ankommt. Ohne zu warten, rennt er an uns vorbei, und wir folgen ihm.
    Unvermittelt
erweitert sich der Gang und wir stehen in einem großen Gewölbe. Ich weiß
sofort, dass dies der Raum ist, in dem Claire und ich aufbewahrt wurden. Doch
auf meine Freude folgt schnell Ernüchterung. Er ist leer. Clarissa ist nicht
hier.
    „Scheiße!“
    „Hast du
wirklich geglaubt, dass sie es uns so einfach machen?“, fragt Patti atemlos. „Da
wären sie ja schön blöd!“
    „Trotzdem
Scheiße! Was sollen wir denn jetzt machen?“
    „Weitersuchen“,
entgegnet sie lakonisch.
    „Aber sie werden
jeden Moment hier sein!“
    „Dann versucht
doch, uns einen Vorsprung zu
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