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Zurueck in die Nacht

Zurueck in die Nacht

Titel: Zurueck in die Nacht
Autoren: Claudia Walter
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Augenblick kann ich mich nicht mehr bewegen. Und auch Patti und Mike, die
gerade noch wie ich in einen wilden Kampf mit mindestens vier Gegnern
verwickelt waren, sehen auf einmal wie Statuen aus. Nur die Wächter, von denen
jetzt mehr und mehr zur Tür herein drängen, wirken leider lebendiger als je
zuvor. Jay unter mir rappelt sich langsam auf. Verächtlich schlägt er meinen
Arm zur Seite. Dann gibt er mir einen wütenden Schlag vor die Brust und ich
falle hilflos wie ein Käfer auf den Rücken, den Arm mit dem Messer noch immer
in die Höhe gereckt.
    Eine unbändige
Wut und Verzweiflung packt mich. Das darf nicht sein! Nicht schon wieder! Sie
können mich nicht schon wieder so einfach in die Hände kriegen! Ich kann
Clarissa nicht schon wieder im Stich lassen! Das kann ich einfach nicht! Nicht
ohne Gegenwehr! Diesmal nicht! Nein!
    Plötzlich spüre
ich, wie jemand in meinen Kopf eindringt. Arik! Klingt nach Patti. Ihre
Stimme klingt drängend. ARIK!
    Mühsam
konzentriere ich mich. Es fällt mir verdammt schwer. Was ist?
    Hör auf, dich
zu bemitleiden, verdammt noch mal! Wir müssen was tun!
    Na super. Hat
vielleicht sonst noch jemand ungebeten meine Gedanken gehört?
    Das ist doch
jetzt scheißegal! Sie klingt wütend.
    Ich würde ja
gerne was tun!, fahre ich sie an. Bin nur leider gerade etwas
unbeweglich!
    Dein
menschlicher Teil vielleicht, gibt sie ungerührt zurück.
    Ich bin kein
Mensch!, fahre ich sie an.
    Dann beweise
es endlich!, knurrt sie. Und du gefälligst auch, Mike!
    Plötzlich spüre
ich auch ihn. Und dann kapiere ich endlich, was Patti meint.
    Die Wächter
haben uns und Clarissa in ihrem Käfig mittlerweile umringt. Sie wirkt immer
noch vollkommen leblos. Nur mühsam kann ich mich von ihrem Anblick losreißen
und auf Patti und Mike konzentrieren. Auch wenn ich nicht überzeugt bin, dass
Pattis Idee uns tatsächlich irgendwie helfen könnte. Schließlich haben wir alle
das, was sie vorhat, noch nie gemacht und keine Ahnung, wie – und ob überhaupt
– es funktioniert. Aber es ist unsere einzige Hoffnung. Und was haben wir schon
zu verlieren?
    In meine Gedanken
versunken, habe ich gar nicht mitbekommen, dass sich bei den Wächtern
inzwischen etwas getan hat. Einer ist vorgetreten. Jay! Sofort erwacht wieder
dieser glühende Hass in mir. Wenn ich mich nur bewegen könnte!
    Wächter! Jays
Stimme donnert in meinen Ohren und löscht alle anderen Gedanken aus. Es ist
genug! Endgültig genug!
    Zustimmendes
Gemurmel ertönt. Ich versuche, mich wieder auf das zu konzentrieren, was ich
tun wollte. Aber meine Gedanken entgleiten mir wie Wellen. Jays Stimme übertönt
alles.
    Lasst uns
nicht noch einmal denselben Fehler begehen. Lassen wir sie nicht noch einmal
entkommen! Sie müssen vernichtet werden, ein für allemal! Tut es JETZT! Glühender
Hass klingt aus seiner Stimme.
    Ich sehe, wie
die Wächter sich ansehen. Dann nicken sie einander zu. Und dann strecken sie
langsam ihre Arme vor sich aus. Ich habe diese Geste schon einmal gesehen.
Schlagartig wird mir klar, was sie vorhaben. Und dass wir keine Chance mehr
haben, wenn sie ihre Hände erst ganz auf uns gerichtet haben.
    Ich versuche,
alles andere auszublenden. Die plötzliche Stille der Wächter in meinem Kopf,
die viel lähmender ist als Jays laute Gedanken vorher. Den Anblick der
erdrückenden Übermacht um uns herum. Und vor allem Clarissa in ihrem Käfig. In
meinem Kopf darf nur noch Platz für eins sein. Für Patti und Mike und mich. Und
unsere wahre Natur.
    Ich spüre, wie
die Luft um uns herum dichter wird. Das Atmen wird schwerer. Es wird wärmer.
Ich verstärke meine Anstrengungen, aber ich spüre nichts. Keinerlei Veränderung
in meinem Innern. Und auch Mike und Patti stehen immer noch so versteinert
herum wie zuvor. Ich versuche mit aller mir verbliebenen Kraft, die Energie zu
erspüren, die irgendwo in mir verborgen ist. Sein muss. Denn ich bin nicht nur
ein Mensch. Ich bin mehr! Ich bin wie sie! Und sie haben kein Recht, mich zu
beherrschen! Keinen von uns! Sie sind kein bisschen besser als wir, im
Gegenteil! Denn wir haben etwas, was sie nie besitzen werden. Wir haben die
Liebe. Und sie können uns zwar umbringen. Aber die Liebe können sie uns nicht
nehmen!
     
     
    Clarissa
     
    Ich schrecke
ganz plötzlich auf. Alles ist unverändert dunkel und still. Ich existiere
nicht. Und doch ist irgendetwas anders.
    Clarissa!
    Mein Herz zieht
sich ohne Vorwarnung so schmerzhaft zusammen, dass ich aufstöhne. Dann halte
ich erstarrt
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