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Lustschreie

Lustschreie

Titel: Lustschreie
Autoren: Corinna Rueckert
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Verabredung mit einem Unbekannten
Isabelle erwachte seufzend aus einem süßen Nachmittagstraum. Sie hatte sich gerade den kundigen Händen eines unbekannten Mannes hingegeben. Kurz vor der Erfüllung erklang jedoch ein energisches Hämmern an der Tür, das der erotischen Begegnung ein vorzeitiges Ende bereitete. Sie schälte sich aus ihrem Laken, das die reifen Rundungen ihres Körpers eher betonte als verdeckte. Das Haar noch zerzaust, streifte sie sich hastig ein kurzes Hemd über und öffnete die Tür. Es war heiß.
     
Schweißperlen benetzten die Haut des jungenhaften Mannes, der in Shorts und Badelatschen vor ihr stand. Er wedelte mit einer Postkarte vor ihren Augen.
     
Als sie danach griff, zog er sie weg und lächelte sie süffisant an. «Ihr heimlicher Verehrer legt sich aber mächtig ins Zeug. Jetzt will er Sie sogar treffen …»
     
Er grinste, versuchte, sie zu umarmen. Sie nutzte die Chance und entwand ihm die Karte.
     
«Und?», fuhr er unbeirrt fort, «werden Sie hingehen? Sie sollten lieber mit mir ausgehen, da wissen Sie wenigstens, was Sie bekommen. Aber Sie wollen ja lieber die Katze im Sack …»
     
Mit der einen Hand schob sie ihn energisch von sich, in der anderen hielt sie die Karte. Ihre Augen jagten über die Zeilen.
     
«Das geht dich gar nichts an. Und bevor ich mit dir ausgehe, musst du dir erst mal ein paar Manieren zulegen!»
     
Ehe er etwas erwidern konnte, ließ sie direkt vor ihm die Tür energisch ins Schloss fallen. Auf dem Weg zum Badezimmer las sie die Karte immer wieder …
     
Im Bad angekommen, streifte ein zufriedenes Lächeln ihr Gesicht. Sie strahlte sich im Spiegel an, der von unzähligen Postkarten gerahmt war. Wahllos zupfte sie eine Karte hervor und ließ sich die Worte auf der Zunge zergehen.
     
« … als ich Ihnen das erste Mal auf der Straße begegnete, heftete sich mein Blick auf die Wölbungen Ihres Hintern. Mit jedem Schritt wogten die Backen auf und ab. An jenem Tag blieben Sie vor einem Schaufenster stehen und gaben mir Zeit, Ihr Profil ausgiebig zu studieren …»
     
Eine andere Karte offenbarte die eindeutigen Absichten des unbekannten Verehrers: « … das Verlangen, Sie zu besitzen, brennt in jeder Pore meines Leibes. Erhören Sie mich, und sei es aus Mitleid mit meiner verlorenen Seele, die an nichts anderes mehr zu denken vermag.»
     
Dann las sie die letzte Karte noch einmal laut: «Madame, es ist Zeit für eine Entscheidung. Wie es um mich steht, habe ich Ihnen anvertraut. Wenn meine Worte Sie berühren, Sie erregt haben, dann stellen Sie sich Ihren Gelüsten. Sind Sie bereit, sich mir hinzugeben? Dann erwarte ich Sie heute um 18.00 Uhr an der Kastanie auf dem Rathausplatz.»
     
Isabelle steckte die Karte zu den anderen unter den Rand des Spiegels, wie eine Trophäe, und begann, die verschwitzten Spuren ihres nachmittäglichen Schlafs wegzuwischen.
     
Erfrischt stand sie schließlich vor ihrem Schrank, griff nach einer Hose, hielt inne, dachte nach – und dann fällte sie eine Entscheidung … Ihre Wahl fiel auf ein graues, sehr enges Kostüm, dessen kurz geschnittener Rock vorn züchtig zugeknöpft war, aber hinten mit einem frechen Schlitz lockte. Bei der Unterwäsche zögerte sie: Weiß war zu mädchenhaft, Rot zu eindeutig, und was sie an schwarzen Dessous besaß, ließ sie äußerst unnahbar erscheinen. Letzteres schien ihr der Situation jedoch sehr angemessen. Sollte er sie ruhig für spröde halten. Vielleicht trieb ihn das zu ungeahnten Fähigkeiten an.
     
Nach all den Schmeicheleien über ihre Weiblichkeit, die sanften Rundungen ihres Körpers, das begehrliche Kreisen ihrer Hüften und sogar über die vorwitzigen Sommersprossen auf ihrer Nase (wann war er ihr je so nahe gekommen, dass er sie so genau betrachten konnte?), nach all den kleinen Andeutungen, die sie zwischen den Zeilen las, war sie sich völlig im Klaren, dass er nur ihren Körper wollte.
     
Sie hatte sich dagegen gewehrt, die Vorstellung erregend zu finden, von einem fremden Mann berührt, entkleidet und verführt zu werden. Aber je länger sein Schweigen nach der letzten Karte dauerte, desto mehr ergriff die Phantasie einer hemmungslosen Nacht mit diesem Unbekannten von ihr Besitz. Ihr Körper war förmlich ausgedörrt, schien nach einer leidenschaftlichen Umarmung zu lechzen. Wie lange hatte sie eigentlich schon keinen Sex mehr gehabt?
     
Der Fremde hatte mit seinen schmeichelhaften Bemerkungen eine Saite in ihr zum Klingen gebracht, die von Postkarte zu Postkarte
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