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Zurueck in die Nacht

Zurueck in die Nacht

Titel: Zurueck in die Nacht
Autoren: Claudia Walter
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Feuer
    Clarissa
     
    Ich hatte nie
viel über mein erstes Mal nachgedacht. Bis Arik kam. Ab diesem Moment konnte
ich an nichts anderes mehr denken. Jedes Mal, wenn er mich berührte, stand ich
lichterloh in Flammen. Er wirkte auf mich wie ein unwiderstehlich starker
Magnet, dessen Anziehungskraft ich absolut nichts entgegenzusetzen hatte. Arik.
Mein wunderbarer Freund, der auf einmal wie vom Himmel gefallen vor mir
gestanden hatte und dem ich sofort mit Haut und Haar verfallen war. Arik, der
kein normaler Mensch war, sondern ein Zeitreisender. Und der behauptete, dass
er sich in der Zukunft in mich verliebt hatte und nun von dort zu mir
zurückgekommen war.
    Die Situation
wurde auch dadurch nicht erleichtert, dass wir uns allein in der Wohnung meiner
Mutter befanden, während sie sich mit ihrem Liebsten Phil auf Hochzeitsreise
befand. Unsere ersten gemeinsamen Nächte verbrachten wir noch mühsam auf
Abstand. Wir redeten bis zum Umfallen und taumelten dann in unsere getrennten
Zimmer und Betten, wo zumindest ich dann vor lauter Herzklopfen und
Schmetterlingen im Bauch bis zum Morgen wach lag. Nach der dritten oder vierten
solchermaßen schlaflosen Nacht blieben wir, ohne weiter darüber zu sprechen,
gleich gemeinsam im Wohnzimmer auf der nicht gerade bequemen Couch und
verbrachten die Nacht dort aneinander geschmiegt – und gleichermaßen schlaflos.
Die Rückenschmerzen, die ich den ganzen nächsten Tag hatte, gaben mir den Mut,
am nächsten Abend schüchtern vorzuschlagen, dass wir doch eigentlich unsere
Betten in einem Zimmer zusammenstellen konnten. Doch auch das brachte keine
Verbesserung meiner Schlafsituation, im Gegenteil. Arik nun so nah – zum
Greifen nah – neben mir zu haben und ihn doch nicht zu berühren zu wagen,
brachte mich fast an den Rand des Wahnsinns. Und er tat nichts, um es mir
leichter zu machen. Auch wenn er kaum seine Augen und seine Hände von mir
lassen konnte, so machte er doch jedes Mal einen Rückzieher, wenn bei mir
gerade die letzten Schranken fallen wollten. Und natürlich war ich viel zu
schüchtern, um trotzdem weiterzumachen.
    Und dann kam mir
ausgerechnet meine Mutter zu Hilfe.
     
     
    Arik
     
    Das Telefon
klingelt und rettet mich gerade noch davor, völlig den Kopf zu verlieren und
etwas zu tun, das ich hinterher bitter bereuen würde.
    Ich habe immer
geglaubt, die Menschen wissen gar nicht wirklich, was Liebe ist. Das, was sie
Liebe nennen, führe nur zu Tod und Zerstörung. Und dann habe ich Clarissa
getroffen und begonnen, die Liebe zu verstehen. Doch tief in mir lebt immer
noch die Furcht, dass es trotzdem stimmt. Nur umgekehrt. Dass meine Liebe sie zerstören wird, wie sie es schon einmal fast getan hat. Und
deshalb werde ich alles tun, um sie davor zu beschützen. Und nicht einfach
meinen Instinkten nachgeben. Auch, wenn mir das von Nacht zu Nacht schwerer
fällt.
    Nach einem
kurzen Gespräch kommt Clarissa zurück. Sie sieht nicht sehr glücklich aus. „Das
war meine Mutter. Sie und Phil kommen morgen nach Hause.“ Unschlüssig bleibt
sie vor mir stehen.
    „Aha.“ Mehr
fällt mir erst mal nicht ein.
    Clarissa sieht
mich an. Scheint auf irgendwas zu warten. Dann sagt sie: „Und? Was willst du
jetzt tun?“
    „Ich?“ Mir ist
nicht klar, worauf sie hinaus will.
    „Naja. Ich
meine… Wenn Amanda wieder hier ist, könnte es vielleicht Probleme geben… mit
dem Übernachten.“
    Ich kapiere
immer noch nicht. „Wieso?“
    Clarissa sieht
mich an, als wäre ich nicht der Allerhellste. „Ehrlich gesagt, so großzügig
meine Mutter auch bei sich selber in dieser Hinsicht ist, glaube ich nicht,
dass sie begeistert wäre, wenn sie merkt, dass du jede Nacht bei mir schläfst.
Oder überhaupt in unserer Wohnung.“
    „Oh. Dann
sollten wir es sie wohl besser nicht merken lassen, oder?“
    „Und was heißt
das?“ Sie sieht mich unsicher an.
    „Ich… weiß auch
nicht. Vielleicht…“, beginne ich und stocke dann wieder. Natürlich weiß ich,
was ich tun sollte . Nämlich schleunigst verschwinden und Clarissa in
Ruhe lassen. Sie nicht weiter durch meine Anwesenheit in Gefahr bringen. Je
länger ich bei ihr bleibe und je näher wir uns kommen, desto größer wird diese
Gefahr. Ich kannnicht mit ihr zusammen bleiben. Denn dann würde es
früher oder später auch zum Äußersten kommen… Allein beim Gedanken daran wird
mir heiß und kalt. Mein Herz beginnt, schneller zu schlagen, wenn ich mir
vorstelle, Clarissa nicht mehr nur in den Armen zu halten, sondern… Ich
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