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Zurueck in die Nacht

Zurueck in die Nacht

Titel: Zurueck in die Nacht
Autoren: Claudia Walter
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träumte ich nicht, sondern tauchte, sobald ich
einschlief, in eine andere Wirklichkeit ein. Eine schönere Wirklichkeit, in der
Arik bei mir war. Und die mir bei weitem wirklicher vorkam als mein echtes
Leben. Am liebsten wäre ich nie wieder aufgewacht, sondern hätte für immer
weiter geträumt.

Zurück
    Mike
     
    Ich
habe mir das Nachhausekommen leichter vorgestellt.
    Dabei
hatte Arik mich gewarnt. „Denk dran, er weiß von nichts!“
    „Wer?“
    „Na,
dein Vater.“
    „ Unser Vater“, korrigierte ich ihn.
    Aber
er schüttelte den Kopf. „Das meine ich eben. Er weiß nichts von mir. Oder von
Clarissa. Alles, was seit Clarissas Ankunft in Inverness passiert ist, ist nicht passiert.“
    Daran
musste ich mich erst gewöhnen. „Und was ist stattdessen passiert?“
    Arik
zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Hoffentlich nichts Besonderes. Du
wirst es schon merken.“
    Mir
wurde etwas mulmig. Ich wollte in eine mir völlig unbekannte Zukunft
zurückkehren und so tun, als wäre ich nie weg gewesen. Plötzlich kam mir ein
noch beunruhigenderer Gedanke. „Sag mal, gibt es mich dann möglicherweise
doppelt? Den Mike, der in Schottland geblieben ist, und mich?“
    Er
winkte ab. „Nein, glaube ich nicht.“
    „Du glaubst nicht? Solltest du das nicht wissen?“
    Arik
hob abwehrend die Hände. „He, Mann, ich bin auch kein Experte, okay? Alles, was
ich weiß, habe ich mir selbst beigebracht. Woher soll ich wissen, ob das immer
so ist? Am besten wäre sowieso, du gehst gar nicht zurück. Du begibst dich  nur
unnötig wieder in Gefahr! Wenn die Wächter uns noch suchen, suchen sie schließlich
in Inverness zuerst.“
    „Und
wo soll ich deiner Meinung nach sonst hin? Ich kann doch nicht einfach verschwinden
und Raphael allein lassen!“
    „Naja,
wie du schon gesagt hast, vielleicht ist er ja gar nicht allein. Aber du musst
es ja wissen“, fügte er schnell hinzu, als er meinen Gesichtsausdruck sah. „Nimm
dich einfach in Acht. Vor allem vor Patti.“
    Daran
hatte ich ebenfalls nicht mehr gedacht. Mich fröstelte. Noch ein Problem.
„Meinst du, sie ist noch da?“
    Wir
hatten Patti, unsere verlogene Mitschülerin, gefesselt in Ariks Abstellkammer
zurückgelassen, nachdem sich herausgestellt hatte, dass sie eine Wächterin war
und vorhatte, uns umzubringen, bevor wir direkt in die Vergangenheit zu
Clarissa gefahren waren, um zu verhindern, dass all die Ereignisse, die die
Wächter auf unsere Spur gebracht hatten, überhaupt geschehen würden. Und obwohl
ich wusste, dass es aufgrund der veränderten Ereignisse logisch war, dass Patti
nie in der Abstellkammer gelandet war, so lief mir doch ein Schauer den Rücken
herunter bei dem Gedanken daran, dass sie vielleicht langsam dort vor sich hin
moderte, weil sie nie jemand befreit hatte. Auch wenn es jetzt, als ich das
dachte, noch gar nicht Dezember, sondern erst April war, sie also noch gar
nicht in der Kammer stecken konnte. Oder? So langsam wusste ich überhaupt nichts
mehr.
    „Alles
ist möglich.“ Ariks Stimme klang düster. „Irgendwann und irgendwie muss sie zur
Wächterin geworden sein. Blöderweise habe ich keine Ahnung, wie das
funktioniert. Also behalte sie gut im Auge, falls du auf sie triffst. Und beim
geringsten Anzeichen von Gefahr haust du ab, klar? Versuch nicht, es mit den
Wächtern aufzunehmen. Das kannst du nicht. Und ansonsten – halt dich bedeckt.
Am besten, du nimmst dein altes Leben wieder auf und tust keinen Schritt mehr durch
die Zeit. Vergiss nicht, die Wächter können überall sein. Aber solange du
einfach nur ein Mensch bist, interessieren sie sich hoffentlich nicht für
dich.“
    „Man
könnte ja fast meinen, du machst dir Sorgen um mich, Brüderchen“, versuchte
ich, meine wachsende Beklemmung zu überspielen.
    Aber
Arik ging nicht darauf ein. „Bild dir mal nichts ein! Aber wenn die Wächter
dich erwischen, kriegen sie auch uns. Alle. Clarissa. Mich. Raphael. Also, bau
keinen Scheiß!“, schloss er finster. Und seine Worte begleiteten mich auf
meinem ganzen Weg zurück.
     
    Nach
einigem Hin und Her habe ich mich entschieden, nach Ende Oktober
zurückzukehren. Kurz bevor mein Vater aus Südamerika nach Hause kommt und
Clarissa zum ersten Mal trifft. Kurz bevor die Wächter sie entführt haben.
Hätten. Wenn sie gekommen wäre.
    Es
ist ein seltsames Gefühl, als ich wieder vor unserem Haus stehe. Ich fühle mich
unsicher und fremd, als sei ich monatelang weg gewesen und nicht nur ein paar
Wochen. Vorsichtig schiebe ich das
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