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Zurueck in die Nacht

Zurueck in die Nacht

Titel: Zurueck in die Nacht
Autoren: Claudia Walter
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etwas später bemerkt hätten, was los war?
Wenn Clarissa nicht geschrien und mich damit aufgeschreckt hätte? Wenn wir auch
nur wenige Minuten später aufmerksam geworden wären, hätte auch ich nichts mehr
tun können. Dann wären wir einfach verbrannt. Mir wird eiskalt bei dem
Gedanken. Clarissas Schreie, ihre Panik lassen mir einfach keine Ruhe. Ich
merke, wie mir immer kälter wird und ich meine Zähne fest zusammenbeißen muss,
damit sie nicht aufeinanderschlagen. Und ich glaube nicht, dass das irgendetwas
mit den nächtlichen Temperaturen zu tun hat. Zu sehr ähnelt diese Angst um
Clarissa einer anderen, von der ich gehofft hatte, dass ich sie nie mehr
erleben müsste. Nur, dass diese andere Angst von den Wächtern verursacht wurde
und dies hier nichts mit ihnen zu tun hat. Absolut nichts. Oder?
    Als mir dieser
Gedanke kommt, halte ich entsetzt die Luft an. Wäre es möglich… Energisch
schüttele ich den Kopf. Schluss damit! Ich muss aufhören, immer und überall nur
an sie zu denken. Ich weiß, dass sie Gedanken spüren können. Und je öfter ich
an sie denke, desto wahrscheinlicher ist es, dass ich sie genau damit auf meine
Spur bringe.
    Plötzlich bereue
ich es total, dass ich mich so habe gehen lassen und aus reiner Schwäche meinem
Vorsatz untreu geworden bin. Ich war haarscharf davor, auch noch meine letzten Prinzipien
über Bord zu werfen. Ich bin so schwach, dass ich, statt an Clarissas Wohl zu
denken, immer wieder ihre Nähe suche. Sie zu verlassen, das bringe ich einfach
nicht fertig.
    Plötzlich schrecke
ich aus meinen Gedanken auf. Irgendetwas habe ich gespürt. Vorsichtig strecke
ich den Kopf vor. Aber die Straße liegt genau so ruhig da wie zuvor. Nichts
rührt sich. Langsam lehne ich mich wieder zurück an die kalte Wand, aber ich
öffne alle meine Sinne. Die nächsten ein, zwei Minuten tut sich nichts, doch
dann spüre ich es wieder. Irgendjemand ist in meiner Nähe. Keine Ahnung, woher
ich es weiß, aber ich bin mir ganz sicher. Da lauert etwas in der Dunkelheit. Ich
halte den Atem an und warte ab. Wenn dieses Etwas das Feuer verursacht hat,
werde ich es irgendwann sehen. Aber eigentlich würde ich am liebsten
aufspringen, Clarissa packen und weglaufen. Ganz weit weg.
    Ich habe das
Gefühl, dass die Luft um mich herum dicker wird. Fester. Das Atmen fällt mir
schwerer. Mein Herz klopft lauter und lauter und das Blut rauscht in meinen
Ohren. Wenn sich nicht bald etwas tut, werde ich gar nichts mehr davon
mitkriegen, so sehr ist mein Inneres in Aufruhr. Als ich es einfach nicht mehr
aushalte, weil ich das Gefühl habe, gleich zu ersticken, erstarre ich
plötzlich. Ich sehe etwas. Es kommt näher. Zwei Lichter. Ein Auto?
    Erst, als es
noch näher kommt, erkenne ich meinen Irrtum, und mir bleibt fast das Herz
stehen. Denn das, was da genau auf mich zurast, ist kein Auto. Es sind zwei
Motorräder.
     
     
    Clarissa
     
    Ich wusste
nicht, wie lange ich bewegungslos an der Haustür gestanden hatte mit immer nur denselben
Gedanken im Kopf: Arik. Wo ist er? Was macht er? Warum kommt er nicht
zurück? Ich fühlte mich, als wäre die Zeit stehen geblieben. Als wäre ich
in einem Vakuum gefangen. Nichts konnte mich erreichen, bis er wiederkam.
    Irgendwann
jedoch hörte ich etwas. Ein Brummen. Vorsichtig zog ich die Haustür bis auf
einen Spalt zu und sah hinaus. Zwei Lichter näherten sich, und dann sah ich
zwei Motorräder vorbeifahren. Als ihre Scheinwerfer über die Tür huschten,
erstarrte ich und hielt die Luft an. Hatten sie mich gesehen? Mein Herz klopfte
plötzlich wie verrückt. Ich schlug die Tür zu und wich zurück. Das
Motorengeräusch entfernte sich um die Hausecke, dann erstarb es plötzlich. Ich
wagte nicht zu atmen. Ich hatte das unheimliche Gefühl, dass, wer auch immer
das dort draußen war, mich auf keinen Fall bemerken durfte. Unversehens ergriff
mich Panik mit voller Wucht. Meine Knie begannen so stark zu zittern, dass ich
haltlos an der Wand hinab in mich zusammensank. Ich starrte blicklos ins Dunkel,
als es plötzlich draußen einmal grell aufblitzte. Instinktiv verbarg ich meinen
Kopf in den Händen. Und so blieb ich sitzen.
     
     
    Arik
     
    Ich ziehe mich
so weit wie möglich in den kleinen Raum zwischen Mülltonnen und Wand zurück und
wage kaum noch zu atmen, während mein Herz wie verrückt hämmert. Denn ich
befinde mich plötzlich wieder in meinem schlimmsten Alptraum. Nur, dass es
leider kein Traum ist.
    Die Motorräder
fahren genau bis zu Clarissas Haus. Ihre
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