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Acht Pfeifen an Bord und kein Land in Sicht - Rick ; Bd.2

Acht Pfeifen an Bord und kein Land in Sicht - Rick ; Bd.2

Titel: Acht Pfeifen an Bord und kein Land in Sicht - Rick ; Bd.2
Autoren: Westfalen> F.-Coppenrath-Verlag <Münster
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Puh, das war knapp!
    Beinah wäre ich kleben geblieben, so wie es mir die fiese Püttelmeyer prophezeit hatte. Doch in allerletzter Sekunde hab ich noch mal die Kurve gekriegt. Rasiermesserklingenscharf an der Ehrenrunde vorbei.
    Elias aus meiner Klasse hatte allerdings weniger Glück. Das war wohl auch der Grund, warum er jetzt ziemlich angefressen aus der Wäsche glotzte. Aber deshalb gleich mit beleidigter Leberwurststimme »Streber!« zu mir zu sagen, war echt daneben.
    »Danke, Elias. Dir auch schöne Ferien«, knurrte ich ihn an, zeigte ihm mein berüchtigtes, lautloses, zahnpastaweißes Extremgrinsen und zog ab.
    Auf der anderen Seite des Schulhofs hatte sich meine Familie im Halbkreis aufgebaut. Sie stierten mir entgegen wie Kühe, die sich aufs Melken freuen.
    »Ich bin mächtig stolz auf dich, Rick!« Wutz fuhr sich durch die Haare, sodass sie ihm wie elektrisiert vom Kopf abstanden.
    Mary drückte mir einen feuchten Schmatzkuss auf die linke Wange und tätschelte gleichzeitig meine rechte. »Ich auch, mein Großer. Hat sich das ganze Pauken am Ende doch gelohnt.«
    Dann war Pa an der Reihe. Er sah aus, als ob er jeden Augenblick zu einer phänomenalen Lobrede auf seinen einzigen Sohn ansetzen würde, dem tatsächlich das Unfassbare gelungen war, in die siebte Klasse versetzt zu werden. Mitfeierlicher Miene schaute er in die Runde. Gerade als ich dachte: Ey, jetzt mach mal endlich hinne!, wurde sein Blick plötzlich fragend.
    »Wo ist Finn?«
    »Ja, wo ist eigentlich Finn?«, wunderte sich nun auch Linda … und sah mich an.
    Ich hob die Schultern. »Null Plan!«
    Warum sollte ich bitte schön wissen, wo Finn steckte? Nur weil ich ihn seit der Nacht im Museum nicht mehr ganz so bekloppt fand, war ich doch nicht automatisch zu seinem Babysitter geworden. Waffenstillstand: okay. Freunde: never!
    Leider wollten Pa und Linda das einfach nicht checken. Aber bevor ich es den beiden noch einmal ausführlich erklären konnte, kam das Monster in Gestalt meiner Klassenlehrerin auf uns zugerollt und streckte die schwabbeligen Arme nach Linda aus.
    »Ich werde dich schrecklich vermissen, Lindalein«, säuselte die Püttelmeyer.
    Höchste Zeit, mich vom Acker zu machen, entschied ich und wandte mich um.
    »Ich geh mal Finn suchen.« Während ich mich durch die Schülermassen Richtung Aula schlängelte, wurde mir klar, dass ich jetzt zum allerletzten Mal als Sechstklässler über den Schulhof lief.
    Gerade als ich die breite Glastür erreicht hatte, öffnete sie sich wie von Geisterhand, und Nelly stand vor mir.
    »Rick, wo willst du denn hin?«
    Ich starrte sie verblüfft an. »Nelly, wo kommst du denn her?«
    Nelly verzog ihren Mund zu einem schiefen Grinsen und strich sich eine widerspenstige rote Locke aus dem Gesicht.
    »Ich hatte was im Klassenzimmer vergessen. Und du? Kannst dich wohl nicht von der Schule trennen, was?«, kicherte sie.
    Ich kratzte mich am Hinterkopf. Und mit einem Mal – keine Ahnung, warum – machte es in meinem Kopf laut
KAWUUUMMMMS!
und schon lief ein Spielfilm vor meinem inneren Auge ab – ein schnulziger Liebesfilm mit Nelly und mir (!) in den Hauptrollen. Wir düsten in voller Eishockeymontur übers Eis, kämpften um den Puck, schenkten uns nichts. Ich war vor Nelly im Strafraum, doch wenige Millimeter vorm Tor pflückte sie mir den Puck vom Schläger und versenkte ihn mit einem außerirdisch lauten
Ziiisch
im Netz. Triumphierend riss sie die Arme hoch und strahlte mich durch die Gitterstäbe ihres Helms an.
    Und urplötzlich schnallte ich etwas: Nelly war ein Mädchen! Also nicht, dass ich das nicht schon vorher gewusst hätte. Aber mir war nie zuvor aufgefallen, dass meine Young-Indians-Mannschaftskameradin nicht nur extrem cool, sondern dazu auch noch richtig … ähm … na ja, wie soll ich es sagen …
hübsch
war. Und diese unglaubliche Tatsache traf mich nun ohne Vorwarnung wie ein Tausend-Volt-Stromschlag.
    »Hey, Rick, was ist los? Warum guckst du so komisch?« Nelly verpasste mir einen Knuff gegen den Oberarm.
    Ich war wie paralysiert. Stand einfach nur da und starrte Nelly wie der absolute Volldepp an. Und während die Stimme in meinem Kopf mir verzweifelt ›Nun sag doch was!‹ zurief, begannen meine Hände, unkontrolliert zu zittern.
    »Geht es dir nicht gut?«
    Ich gab einen seltsam röchelnden Laut von mir, von dem ich mir erhofft hatte, dass er sich wie
alles paletti
anhören würde.
    »Was hast du denn? Fällt dir der Abschied so schwer, dass es dir die Sprache
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