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Zur Leidenschaft verfuehrt

Zur Leidenschaft verfuehrt

Titel: Zur Leidenschaft verfuehrt
Autoren: Penny Jordan
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vorstellen.
    Sie kramte in ihrer Tasche nach ihrem Handy, um im Rathaus nachzufragen, wo man das Taxi für sie angefordert hatte.
    Der weiße Van war inzwischen weg, und der Graf kam wieder auf sie zu.
    „Wir haben einiges zu besprechen“, sagte er in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete.
    „Ich warte auf mein Taxi, ich muss zum Flughafen.“
    „Die Bestellung wurde storniert.“
    Storniert? Charley war mittlerweile so aufgeregt, dass ihr ganz schlecht war, sie war jedoch entschlossen, sich keine Blöße zu geben.
    „Kommen Sie mit“, befahl er schroff.
    Sie sollte mitkommen? Wohin? Charley wollte widersprechen, aber sie zögerte, weil ihr klar wurde, dass er ein Mann war, der keinen Widerspruch duldete.
    Und wenn schon, dachte sie trotzig. Er konnte sie schließlich zu einer Kooperation nicht zwingen.
    Aber dann tat sie doch, was er von ihr verlangte … obwohl sie es nicht wollte. Sie erschauerte. Was war los mit ihr?
    Er ging bereits mit langen Schritten zu seinem Wagen, wobei er völlig selbstverständlich davon ausging, dass sie ihm folgte. Bei dem Sportwagen angelangt hielt er die Beifahrertür auf, damit Charley einsteigen konnte.
    Hieß das, dass er sie zum Flughafen bringen wollte? Und wie war es zu verstehen, dass jetzt plötzlich er für das Projekt zuständig war?
    Charley musste nicht viel Fantasie aufbieten, um ihn sich zu Zeiten der Medicis in Florenz vorstellen zu können, als einen dieser reichen und einflussreichen Bankiers und Kaufleute, die die Politiker manipuliert und für ihre eigenen Zwecke einzuspannen versucht hatten, notfalls sogar mit Waffengewalt. Wenn er damals gelebt hätte, hätte er sich bestimmt rücksichtslos genommen, was er wollte, das spürte man an der gefährlichen Aura, die er ausstrahlte. Charley erschauerte wieder, und diesmal ging mit der körperlichen Reaktion eine höchst beunruhigende Bewusstwerdung von ihm als Mann einher.
    Er war kein Mensch, der Mitleid mit Schwächeren hatte, besonders nicht, wenn sie ihm im Weg standen. Aber Charley hatte Wichtigeres zu tun, als sich über ihn den Kopf zu zerbrechen. Zum Beispiel musste sie dafür sorgen, dass sie ihren Job behielt, und zwar unter allen Umständen. Andernfalls würde die gesamte Sorge für die Familie allein an ihrer älteren Schwester Lizzie hängen bleiben. Wo Lizzie doch sowieso schon viel zu selbstlos war und immer zuerst an die anderen dachte. So viel Edelmut war schon fast ungesund. Hinzu kam, dass Lizzie alle Opfer, die sie brachte, auch noch als völlig selbstverständlich hinstellte, sodass kein Mensch je auf die Idee kam, sie könnte sich vielleicht ein eigenes Leben wünschen. Was man von ihr, Charley, nicht so ohne Weiteres behaupten konnte. Bei ihr gab es durchaus Momente, in denen sie gegen eine gewisse Schwermut ankämpfen musste, weil sie damals gezwungen gewesen war, ihr Kunststudium an den Nagel zu hängen.
    Raphael glitt hinters Steuer, schlug die Fahrertür zu und startete den Motor.
    Im Rathaus war man mehr als erfreut gewesen, die Verantwortung für das Gartenprojekt an ihn abgeben zu können, besonders nachdem er angeboten hatte, die Finanzierung selbst zu übernehmen. Die chronisch leeren Haushaltskassen hatten zu dieser Entscheidung natürlich nicht unwesentlich beigetragen. Aber war da neben überraschter Dankbarkeit nicht auch eine Spur Angst in der Reaktion der Verantwortlichen spürbar gewesen? Oder bildete Raphael sich das nur ein? Das Wissen um das grausame Erbe seiner Vorfahren war in der Stadt allgegenwärtig und verband sich mit einem Namen, der den Menschen einen eisigen Schauer über den Rücken jagte. Beccelli! Wer würde nicht zusammenzucken bei diesem Namen, den man nur hinter vorgehaltener Hand zu flüstern wagte?
    Nun, er zum Beispiel. Weil er tagtäglich gezwungen war, sich auseinanderzusetzen mit dem, was er war und was ihm im Blut lag. Und wenn er Pech hatte, bedeutete das, dass sich bei ihm die Anlagen zu Jähzorn und Grausamkeit jederzeit Bahn brechen konnten. Er kämpfte mit einem Erbe, das vor ihm schon andere in seiner Familie in die Knie gezwungen hatte. Darunter seine Mutter, die nach dem tragischen Tod seines Vaters unfähig gewesen war, mit der Bürde ihrer Abstammung weiterzuleben. Raphael versteifte sich bei der unerwünschten Gemütsaufwallung. Er hatte bereits vor langer Zeit beschlossen, die Dämonen der Vergangenheit ruhen zu lassen und alle diesbezüglichen Gedanken und Gefühle in die hinterste Ecke seines Bewusstseins zu verbannen. Vor allem
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