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Zur Leidenschaft verfuehrt

Zur Leidenschaft verfuehrt

Titel: Zur Leidenschaft verfuehrt
Autoren: Penny Jordan
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wusste er, dass er sich nie verletzlich zeigen durfte, auch wenn er sich damit unbeliebt machte. Er suchte bei anderen weder Rat noch Anerkennung, sondern ging unbeirrbar seinen Weg. Das hatte er früh im Leben lernen müssen, als er, ein halbes Kind noch, mit seinem grausamen Erbe allein zurückgeblieben war.
    Bis zu seiner Volljährigkeit hatten sich Treuhänder um die Verwaltung des Riesenvermögens gekümmert, das er geerbt hatte. Verwandte hatten ihn in wechselnder Folge bei sich aufgenommen, bis er alt genug gewesen war, um allein zu leben.
    Raphael wusste, dass die Cousine seines Vaters ihn sich zum Schwiegersohn wünschte, aber er hatte sich geschworen, nie zu heiraten und erst recht keine Kinder zu zeugen. Selbst wenn es heute durch gezielte Therapien möglich sein mochte, bestimmte Vererbungsrisiken zu minimieren, war es doch unmöglich, Jähzorn und Grausamkeit aus den Genen zu eliminieren oder einem Menschen die schwere Last von den Schultern zu nehmen, die eine solch entsetzliche Familiengeschichte darstellte.
    Sie fuhren durch die hereinbrechende Dunkelheit des Frühlingsabends, als Charley beim Blick auf ein Straßenschild wieder Herzklopfen bekam.
    „Das ist aber nicht der Weg zum Flughafen“, protestierte sie.
    „Nein.“
    „Dann halten Sie an. Ich will aussteigen. Sofort.“
    „Machen Sie sich nicht lächerlich.“
    „Das ist nicht lächerlich. Mein Chef erwartet mich morgen in England zurück, und Sie versuchen hier praktisch, mich zu entführen!“
    „Ihr Chef ist für das Projekt nicht mehr zuständig“, informierte Raphael sie. „Ich habe vorhin mit ihm telefoniert, und er hat mich regelrecht angefleht, Sie weiterzubeschäftigen, womit auch immer.“
    Charley öffnete den Mund, um sich gegen die Unterstellung zu wehren, die in seinen Worten mitschwang, doch als sie das mutwillige Glitzern in seinen Augen sah, zog sie es vor, zu schweigen. Er wollte sie nur provozieren, aber da war er bei ihr an der falschen Adresse. Deshalb überhörte sie seine Bemerkung und fragte nur sachlich: „Sie haben das Projekt übernommen?“
    „So ist es. Ich habe beschlossen, die Restaurierung aus eigener Tasche zu finanzieren. Und wollen Sie auch wissen warum? Weil ich so einen Pfusch, wie Sie ihn vorhaben, schlicht nicht dulden kann.“
    Sie schluckte eine passende Bemerkung hinunter und fragte nur: „Dann kündigen Sie also unseren Vertrag?“
    „Ich wüsste nicht, was ich lieber täte. Aber die Zeit drängt, und ich fürchte, es wird mir nicht möglich sein, so schnell einen Ersatz für Sie zu finden. Trotzdem habe ich allergrößte Bedenken, ob Sie in der Lage sein werden, das Projekt in meinem Sinne zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen.“
    Er wollte sie feuern, er wusste nur noch nicht genau, wie er das anstellen sollte.
    „Ich fürchte, man muss davon ausgehen, dass jemand wie Sie bei diesem Projekt schlicht eine Fehlbesetzung ist. Immerhin sind Sie bei Ihrem Kunststudium nicht übers zweite Semester hinausgekommen.“
    Diese Information konnte nur von ihrem Chef stammen. Charley war empört. „Ich habe Betriebswirtschaft studiert. Aber meine Berufswahl ist meine Privatsache“, verteidigte sie sich. Sie dachte ja gar nicht daran, sich damit zu rechtfertigen, dass sie sich nach dem Tod ihrer Eltern moralisch verpflichtet gefühlt hatte, etwas Praktischeres zu studieren, damit sie möglichst schnell etwas zum Lebensunterhalt der Familie beitragen konnte.
    „In meinen Augen nicht. Immerhin wollen Sie für Ihre Arbeit ja bezahlt werden, aber lassen wir das. Am Ende ist nur wichtig, was dabei herauskommt. Von jetzt an sind Sie mir gegenüber Rechenschaft pflichtig, und falls Sie meinen Ansprüchen nicht genügen, habe ich das Recht, Sie jederzeit zu entlassen. Ihr Chef hat zugesagt, mir umgehend Ersatz zu schicken.“
    „Ja klar, seine Tochter“, sagte Charley zähneknirschend. „Die kein Wort Italienisch spricht.“
    Doch Raphael beachtete ihren Einwurf gar nicht und fuhr fort: „Ich plane, den Garten in seiner ursprünglichen Form wieder aufleben zu lassen.“
    Charley starrte ihn an. Inzwischen war es dunkel geworden, und der Mond versilberte sein stolzes Profil mit seinem Licht.
    „Aber das kostet doch ein Vermögen“, wandte sie ein. „Außerdem dürfte es ziemlich schwierig werden, Steinmetze mit der nötigen Erfahrung aufzutreiben und …“
    „Diese Sorge können Sie getrost mir überlassen. Ich habe Verbindungen zu einem Verein in Florenz, der sich um die Erhaltung der
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