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Zur Leidenschaft verfuehrt

Zur Leidenschaft verfuehrt

Titel: Zur Leidenschaft verfuehrt
Autoren: Penny Jordan
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hatte sie geschäumt vor Wut.
    Charley hatte nur Glück gehabt, weil sie fließend Italienisch sprach. Sonst hätte man ihr die Projektleitung wahrscheinlich nicht übertragen. Obwohl sie nach Beendigung dieses Projekts ihren Job vielleicht sowieso los sein würde, aber bis dahin gab es noch Hoffnung. Deshalb musste sie jetzt einfach nur ganz ruhig bleiben, was ihren Job betraf. Aber das bedeutete noch lange nicht, dass sie sich von diesem arroganten Idioten hier alles gefallen lassen musste … ganz bestimmt nicht.
    Raphael registrierte, wie sich die Wut in ihm staute, brodelnd und zischend wie glühende Lava.
    Nachdem der Stadtrat den Beschluss gefasst hatte, den verfallenen Garten am Stadtrand restaurieren zu lassen, hatte Raphael – ursprünglich aus reiner Neugier – nach den Originalplänen gesucht, in der Annahme, sie könnten sich bei der Restaurierung als nützlich erweisen. Als er dann erfahren hatte, dass die Stadt eine viel kostengünstigere Lösung favorisierte, war er empört gewesen. Und als man ihm auf seine Anfrage hin erklärt hatte, dass der Garten entweder mit dem zur Verfügung stehenden schmalen Budget restauriert werden oder aber ganz aufgelöst werden würde, weil er in seinem verwahrlosten Zustand eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit darstellte, war Raphael vor Wut fast der Kragen geplatzt.
    Noch viel weniger als die städtischen Pläne für die Restaurierung des Gartens gefiel Raphael allerdings die Wirkung, die diese junge Britin auf ihn ausübte. Am allerwenigsten aber gefiel ihm die Wut, mit der er auf sie reagierte. Diese Wut musste er unter allen Umständen unter der Decke halten, jederzeit und in jeder Lebenslage.
    Jähzorn und Grausamkeit hatten in seiner Familie eine uralte schlimme Tradition. Sie waren das dunkle Zwillingspaar, aus dem Männer hervorgegangen waren, deren Taten niemals in Vergessenheit geraten durften. Ein sehr düsteres Erbe, das bedauerlicherweise auch ihm im Blut lag. Deshalb hatte er sich bereits als Dreizehnjähriger am Sarg seiner Mutter geschworen, nie eigene Kinder zu haben, damit dieser Zweig der Familie ausgemerzt wurde.
    Unbewusst schweifte Raphaels Blick zu dem mit einem schweren Vorhängeschloss gesicherten Tor des Gartens. Sein dunkles Erbe warf einen langen Schatten, dem zu entkommen unmöglich war. Es hing über ihm wie ein Damoklesschwert, ein Fluch, der sich jederzeit entladen konnte.
    Raphael hatte gelernt, seine Dämonen in Schach zu halten, indem er sich auf seinen Verstand und seine Wertmaßstäbe verließ. Doch diese Britin hatte schlafende Ungeheuer geweckt. Er hätte sie am liebsten gepackt und geschüttelt, bis sie begriff, was für einen Schaden sie diesem wertvollen historischen Bestand zufügen wollte, und es kostete ihn einiges, sich davon abzuhalten.
    Schon als man ihm im Rathaus stolz die Pläne für die Restaurierung präsentiert hatte, war seine Selbstbeherrschung auf eine harte Probe gestellt worden. Und jetzt auch noch diese … diese Person hier, so dünn und zerbrechlich, dass ein laues Lüftchen sie wegwehen konnte. Diese Frau, die es tatsächlich wagte, ihm den Zutritt zum Garten seiner Urahnen zu verweigern. Und die zu allem Überfluss auch noch Beifall erwartete für ihren schändlichen Plan, wertvolle Kunstobjekte durch Kopien zu ersetzen, die an Scheußlichkeit kaum zu überbieten waren.
    „Sie haben kein Recht, hier zu sein …“, hatte sie gerade gesagt. Wirklich nicht? Nun, wenn er dieses Recht nicht hatte, würde er es sich eben nehmen. Und das bedeutete, aus dem Garten das zu machen, was dieser seiner Meinung nach sein sollte, und mit ihr würde er …“
    Mit ihr würde er was? Kurzen Prozess machen?
    Nein! Niemals. Er würde nicht die Beherrschung verlieren, auf gar keinen Fall. Um nichts auf der Welt würde er sich die Kontrolle über diese dunkle Macht aus der Hand nehmen lassen, die in ihm ihr Unwesen trieb.
    Er musste sich sofort an die Verantwortlichen wenden, um sie für einen Plan zu gewinnen, der eben in seinem Kopf Formen anzunehmen begann. Das Projekt gehörte in kompetentere Hände, und zwar sofort.
    Charley, die keine Ahnung hatte, was in dem Italiener vorging, war überrascht und erleichtert, als er abrupt kehrtmachte und sich mit langen Schritten entfernte. Energisch ging er auf den glänzenden Sportwagen zu, der in einiger Entfernung parkte und ebenso stahlgrau war wie seine Augen.

2. KAPITEL
    Verärgert schaute Charley auf ihre Armbanduhr. Wo blieb bloß der Spediteur, der die
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