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Showman

Showman

Titel: Showman
Autoren: Jason Dark
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»Noch einmal von vorn, Steven«, bat ich, »denn was Sie mir erzählt haben, ist so ungeheuerlich, daß ich es kaum glauben kann. Sie werden das bestimmt verstehen.«
    Er nickte, aber ich wußte nicht, ob er es auch so gemeint hatte.
    Seine rechte Hand griff nach dem Wasserglas, das noch zur Hälfte gefüllt war.
    Er leerte es mit einem Schluck und stellte es wieder hart auf meinen Schreibtisch zurück. »Soll ich alles noch einmal erzählen, Mr. Sinclair? Oder nur zusammenfassen?«
    Ich wußte, daß es Steven Dancer nicht recht war, aber ich wollte die ganze Geschichte hören, sie klang zu unglaubwürdig.
    Dancer strich über seine dunkle Igelfrisur. Im Nacken trug er die Haare lang. Sie reichten ihm bis zu den Schultern. Er ordnete sie, bevor er wieder anfing zu sprechen.
    »Den Namen der Rockband haben Sie behalten?«
    »Ja, sie nannte sich Lived.«
    »Genau, Mr. Sinclair. Wenn Sie den Namen umdrehen, kommt dabei Devil heraus.«
    »Sie huldigten dem Teufel.«
    Steven Dancer nickte und goß Wasser nach. »Ja, so ist es. Sie huldigten dem Teufel, aber nicht nur ihm, auch anderen Dämonen, deren Namen ich vergessen habe. Sie produzierten Songs mit immer demselben Inhalt. Sie sangen von der Verdammnis, von den großartigen Welten der Finsternis und von Menschen, die geköpft werden mußten, um in diese Welten zu gelangen.«
    »Wie lange blieb es bei der Theorie?«
    »Über zwei Jahre«, murmelte Steven. »Es hat sich auch niemand über die Texte beschwert. Sie kamen ja an in dieser gottlosen Zeit, und auch ich war damals davon angetan. Besonders von dem Chef der Gruppe, der sich Showman nannte.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Seltsamerweise habe ich von ihm nie etwas gehört.«
    »Das kann ich gut nachvollziehen, Mr. Sinclair. Sie gehören schließlich nicht zur Szene.«
    »Allerdings, obwohl ich inzwischen weiß, daß die Szene boomte oder noch immer boomt.«
    »Ja, nur ohne mich.«
    »Sie sind also ausgestiegen.«
    Steven Dancer nickte. »Wie ich es Ihnen sagte. Ich wollte nicht mehr dabeisein, ich stieg aus, und das habe ich einem alten Freund zu verdanken, den ich zufällig traf.«
    Ich stoppte seine Rede durch das Heben der Arme.
    »Lassen wir die Einzelheiten weg, die ich ja kenne. Nur dieser junge Freund hatte einen anderen Weg eingeschlagen. Er hat sich dafür entschieden, in ein Kloster zu gehen.«
    »Er war schon dort.«
    »Und Sie unterhielten sich.«
    »Klar. Ich erfuhr, auf welcher Seite er stand, und ich erlebte die innere Freude mit, die ein alter Kumpel in sich trug. Ich konnte das sogar erkennen. Ich sah es seinen Augen an, als er vom Leben hinter den Klostermauern berichtete. Wie froh er darüber war, dort sein zu dürfen und im Kreise Gleichgesinnter zu lernen, zu beten und natürlich auch zu arbeiten. Das war so fremd für mich, und er schaffte es tatsächlich, mich mit seiner Begeisterung anzustecken. Ich bin dann seinem Vorschlag gefolgt und habe in dem Kloster eine Woche als Gast verbracht.«
    Dancer trank noch einmal und sprach dann weiter. Seine dunklen Augen blickten ins Leere, aber die Lippen waren zu einem Lächeln verzogen.
    »Sie können sich nicht vorstellen, was in mir passierte.«
    »Doch«, unterbrach ich ihn lächelnd. »Sie haben es mir ja gesagt, Steven.«
    »Okay. Ich fasse mich kurz. Es kam zu meiner Wandlung, was aber nicht allein an mir lag, sondern auch an meinem ehemaligen Freund, der dazu beitrug. Ich hatte mit ihm über meine Sorgen gesprochen und wunderte mich, wie gut er informiert war. Diese Klosterleute leben nicht hinter dem Mond, wie viele Menschen annehmen. Die wissen genau, was in der Welt passiert, und mein Kumpel kannte auch die Szene. Er sprach sehr vernünftig mit mir, als ich ihm von meiner Begeisterung dafür berichtete, und er hat mir dann geraten, es sein zu lassen. Es war ein guter Rat, auch wenn er ihn mehrmals wiederholen mußte, aber er ist auf fruchtbaren Boden gefallen. Ich wollte nicht mehr, ich fing an, über all den Schaden nachzudenken, den die Gruppe bei einem Menschen verursachen kann, und das ehemalige Gefühl der Begeisterung kehrte sich um.«
    »Sie fingen an zu hassen!«
    Für einen Moment schaute er mich an, als wollte er herausfinden, ob ich es positiv oder negativ aufnahm. Ich blieb neutral und nickte ihm zu.
    Dancer kam nicht mehr dazu, weiterzureden, denn die Bürotür wurde geöffnet, und Suko betrat den Raum. Er hatte etwas zu essen besorgt.
    Hamburger und Limo. Einzuweihen brauchten wir ihn nicht mehr, denn er war schon bei der ersten
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