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Zur Leidenschaft verfuehrt

Zur Leidenschaft verfuehrt

Titel: Zur Leidenschaft verfuehrt
Autoren: Penny Jordan
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Ordnung, während sie ihren Laptop vom Schoß nahm und sich von der Steinbank, auf der sie saß, erhob.
    Der Mann war groß und dunkelhaarig und wirkte wie ein Vulkan kurz vor dem Ausbruch. Und er sah wirklich atemberaubend aus. Das ebenmäßige, arrogante, wie gemeißelte Gesicht zeugte von aristokratischen Vorfahren. Er hatte olivfarbene Haut und überraschend helle, stahlgraue Augen, in denen im Moment unverhüllte Verachtung stand.
    Charley beendete den Blickkontakt, aber damit löste sie ihr Problem auch nicht, weil sie gleich darauf feststellen musste, dass ihr Blick wie magnetisch von seinem Mund angezogen wurde. Sie versuchte wegzuschauen, schaffte es jedoch nicht. Ihre Haut begann zu kribbeln, aber es war zu spät. Die Wahrnehmung von ihm als Mann traf sie wie ein Blitz aus heiterem Himmel, und zwar mit schockierender Dringlichkeit. Ihr Mund wurde trocken, ihre Nerven spielten verrückt. Sie spürte, wie ihre Lippen weich und anschmiegsam wurden, so als wollten sie sich auf den Kuss eines Liebhabers vorbereiten. Er schaute jetzt mit zusammengekniffenen Lidern auf ihren Mund. Den Ausdruck in seinen Augen konnte sie nicht erkennen, aber irgendwie zweifelte sie keine Sekunde daran, dass es mit Arroganz gepaarte Verachtung für ihre Schwäche war. Ein Mann wie er würde niemals so auf den Mund einer Frau blicken wie sie eben auf seinen Mund gestarrt hatte. Ein Mann wie er würde niemals einen derartigen Kontrollverlust erleiden.
    Mühsam um Fassung ringend setzte sich Charley ihre Sonnenbrille wieder auf, die sie sich ins Haar gesteckt hatte. Aber auch das rettete sie nicht, wie ihr sofort klar wurde. Er hatte ihre Reaktion längst mitbekommen, und die Geringschätzung, die über sein Gesicht huschte, verriet nur allzu deutlich, was er von ihr hielt. Ihr Gesicht, ihr ganzer Körper brannte in einer Mischung aus Ungläubigkeit und Scham, wobei sie immer noch zu verstehen versuchte, was da eben mit ihr passiert war. Sie hatte noch nie – absolut nie – auf einen Mann derart reagiert, es war so ungewöhnlich, dass sie sich in ihren Grundfesten erschüttert fühlte. Wie konnte das sein? Und dann ausgerechnet auch noch bei diesem Mann! Sie verspürte den fast unwiderstehlichen Drang, ihre Lippen zu berühren, um zu überprüfen, ob sie wirklich so angeschwollen waren wie sie sich anfühlten.
    Der Vorfall musste eine Reaktion auf all den Druck und Stress sein, der mit diesem Projekt einherging. Das war die einzig rationale Erklärung. Warum sollte sie wohl sonst in dieser für sie völlig untypischen Weise reagieren? Obwohl ihre Sinne immer noch verrücktspielten. Ihr Künstlerauge erfasste die primitive männliche Kraft, die sich da unter einem unübersehbar teuren dunkelgrauen Anzug bündelte. Ein Anzug, der einen jener muskelgestählten Körper verhüllte, die den berühmten florentinischen Bildhauern und Malern im Mittelalter so darstellenswert erschienen waren.
    Mit Verspätung wurde ihr klar, dass er immer noch auf eine Antwort wartete. Um wenigstens etwas verlorenes Terrain zurückzugewinnen, reckte Charley kämpferisch das Kinn und sagte: „Richtig, ich arbeite für Kentham Brothers.“ Sie unterbrach sich und blickte, sich innerlich windend, auf das in der Tat recht schäbige Sammelsurium aus Imitaten, das dem Fremden so missfiel, bevor sie fortfuhr: „Und diese Scheußlichkeiten da kosten in Wahrheit richtig Geld.“
    Um seine Mundwinkel huschte ein Zucken. Diese verächtliche Reaktion, die offensichtlich nicht nur den Dummys, sondern auch ihr selbst galt, bestätigte Charley alles, was sie längst wusste. Die deprimierende Wahrheit war, dass es ihr an Schönheit, Stil und Eleganz ebenso gebrach wie den Imitaten an künstlerischer Ausstrahlung. Und dieses Wissen – das Wissen, dass sie von einem Mann, von dem jede Frau nur träumen konnte, als mangelhaft eingestuft wurde – veranlasste sie, trotzig fortzufahren: „Obwohl Sie das eigentlich nichts angeht … Signor …?“
    Die dunklen Augenbrauen zogen sich zusammen, während sich das Stahlgrau seiner Augen in geschmolzenes Platin verwandelte und er mit einem abschätzigen Blick auf sie sagte: „Nicht Signor , Mrs. Wareham. Ich bin Raphael Della Striozzi, Graf von Raverno. Man nennt mich hier in der Stadt auch Il Conte, genauso wie vor mir meinen Vater und davor meinen Großvater und meinen Urgroßvater, immer so weiter durch viele Jahrhunderte.“
    Er war ein Graf? Nun, sie dachte ja gar nicht daran, jetzt vor Ehrfurcht zu erstarren. Besonders
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