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Zum Glueck ein Poerßenel-Trainer

Zum Glueck ein Poerßenel-Trainer

Titel: Zum Glueck ein Poerßenel-Trainer
Autoren: Babsy Tom
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meinen fragenden Blick hin entgegnete Thea: „Das ist der Lutz, der Lucy das Schwimmen beigebracht hat.“ Lutz reichte mir die Hand und ich murmelte: „Paula Prügel, die Schwester von Thea oder auch das schwarze, trostlose Schaf der Familie.“ Im Augenwinkel bemerkte ich, wie meine Mutter vehement nickte.
    „Freut mich“, entgegnete Lutz und lächelte. Es war ein aufrichtiges Lächeln, aber genau genommen hatte ich den Eindruck, dass er die Situation genauso unbehaglich empfand wie ich. Ich kam mir vor, wie das kleine unfähige Kind mit Beziehungsbehinderung. Die, der man mal auf die Sprünge helfen musste. Das hatten die beiden ja geschickt eingefädelt. Mein Unterbewusstsein schüttelte genervt den Kopf und ich verkniff mir einen tiefen, lauten Seufzer. Für den Bruchteil einer Sekunde überlegte ich, wie wohl meine liebe Familie dreinblicken würde, wenn ich dreimal hintereinander lauthals „Arschloch, geile Sau!“ dazwischen werfen würde, um mich hinterher diskret mit meinem Tourette-Syndrom zu rechtfertigen: „Tschuldigung! Mein Tourette! Ach, das ist mir jetzt aber peinlich! Nein sowas! Geile Sau!“ Da hätte Thea den netten Bademeister in Gänze umsonst herbeordert. Welch Zeitverschwendung! Meine Mutter hätte das sicher gutgeheißen. Ich sage nur „Bademeister“! Ich verwarf den Tourette- Gedanken und befleißigte mich, meiner Schwester beim Eindecken der Kaffeetafel zu helfen. Später als wir uns zu Kaffee und Kuchen im Wohnzimmer niederließen, pflanzte sich Lutz mir gegenüber. Ich hätte mich nicht gewundert, wenn Thea noch Platzkärtchen gebastelt hätte. Aber Lutz wusste auch von ganz allein, welcher Stuhl für ihn bestimmt war. Nun saß er mir gegenüber und mir entging nicht, dass er bemüht war, Augenkontakt herzustellen. Ich beschloss, ihm eine Chance zu geben. Während mein Vater damit beschäftigt war, die halb zerkaute Bio-Torte diskret in die Serviette zu spucken, fragte ich Lutz: „Du hast Lucy also das Schwimmen beigebracht, ja?“ Ilse-Dore antwortete statt seiner mit vollem Mund: „Das ist ja überhaupt das Blödeste, das ich je gehört habe. Da hat Lucy einen Bademeister zum Vater und da muss ein Fremder...“, jetzt deutete sie mit ihrer Kuchengabel auf Lutz und man hätte das Wort „Fremder“ auch durch „irgendein Dahergelaufener“ ersetzen können, „... unserer Lucy das Schwimmen beibringen. Pah!“ Und beim Wort „Pah“ flog ein Möhrenkrümel aus ihrem Mund quer über den Tisch, direkt in Lutz‘ Kaffeetasse. Huch! Auf Lutz‘ Gesicht spiegelte sich Unglauben, aber auch Entsetzen wider, aber er war wohl zu gut erzogen (der Arme), um seiner Missbilligung Ausdruck zu verleihen. Lutz ließ seinen Kaffee wenigstens unangerührt.
    „Naja, es ist ja nicht so, dass ich es nicht versucht habe...“, rechtfertigte sich Bernd entschuldigend, „... aber wenn es das eigene Kind ist, kann man halt schwer loslassen.“ Thea griff nach Bernds Hand und tätschelte sie wie bei einem Kleinkind. „Ich verstehe dich, mein Schatz und die Hauptsache ist ja auch, dass Lucy endlich schwimmen kann.“ Das ließ Ilse-Dore so aber nicht gelten. „Ja, aber zu irgendetwas muss es doch gut gewesen sein, dass unsere Thea einen Bademeister...“, und noch bevor Ilse-Dore den Satz beenden konnte, trat Opa Johann unter dem Tisch nach seiner Frau, warf ihr einen vielsagenden Blick zu und ein letztes: „Na ist doch wahr“ entfuhr es ihr dennoch, bevor sie das nächste Stück Kuchen von ihrer Gabel klaubte. Meine Mutter war pensionierte Grundschullehrerin und alles was nicht akademisch war, war weder ihrer, noch ihrer Töchter würdig. Am Tisch saßen nur Unwürdige, abgesehen von Thea, aber auch sie hatte sich disqualifiziert, da sie sich von einem unakademischen Bademeister hatte schwängern lassen. Tja, so kann es kommen.
    Nachdem eine peinliche Schweigeminute ihr Ende fand, sagte Thea: „Paula geht gerne joggen.“ Aufmunternd nickte sie in die Runde. Das war das nächste gefundene Fressen für Ilse-Dore: „Ja also Paula, das würde mich ja jetzt auch mal interessieren, wovor du eigentlich davon läufst! Jeden Tag diese vielen Kilometer! Das ist doch pathologisch!“, schüttelte sie verständnislos vehement den Kopf und sah dabei aus wie der Wackeldackel auf Opas Hutablage.
    „Wieso kippst du nicht eigentlich noch mehr Öl ins Feuer?“, wandte ich mich an meine große Schwester, die jetzt, peinlich berührt im nicht vorhandenen Grund ihrer Kaffeetasse las.
    Ich würgte den Kloß in
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