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Zum Glueck ein Poerßenel-Trainer

Zum Glueck ein Poerßenel-Trainer

Titel: Zum Glueck ein Poerßenel-Trainer
Autoren: Babsy Tom
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doch, dass sie nach Pforzheim gezogen ist und das sind immerhin 660 Kilometer, die fährt man nicht mal eben“, erklärte ich ihr und ich fühlte mit ihr, weil auch ich meine kleine Schwester schmerzlich vermisste. Gerade an Tagen wie diesen. Rosa war in der Familie schon immer meine heimliche Verbündete gewesen. Aber „Wo die Liebe hinfällt, da bleibt sie liegen und wär’ es ein Misthaufen“. Und sie lag nun mal eben in Pforzheim, bei Horst, den sie vor fünf Jahren während ihrer Schneiderlehre dort kennen- und liebengelernt hatte. Horst war Pharmareferent und hatte eine leitende Stellung in einem hiesigen Pharmaunternehmen. Für Rosa stellte sich eines Tages nicht mehr die Frage, ob sie zurückkehren sollte nach Berlin. Horst war Rosas große Liebe. So wurde sie bei Horst in Pforzheim ansässig und schmiedete gemeinsam mit ihm Zukunftspläne. Inzwischen planten sie sogar schon seit geraumer Zeit, gemeinsam eine Familie zu gründen. Immerhin hatten wir regen E-Mail-Kontakt und so blieben wir auch auf die Entfernung auf dem Laufenden, was das Leben des Anderen betraf, dennoch war es nicht wie früher. Ich vermisste unsere gemeinsamen Nachmittage in unserem Lieblingscafé oder die Kino- und DVD-Abende, an denen wir ausschließlich Horrorschocker konsumierten. Ich vermisste Rosas Nähe und der Rest der Familie vermisste sie offensichtlich ebenso.
    Ich kuschelte mich unter Lucys Bettdecke und genoss den Augenblick, in dem sie mich mit ihren kleinen Ärmchen umschlang. Wie immer nestelte sie unter ihrer Bettdecke ein dickes Märchenbuch hervor, welches mir prophezeite, dass ich ihr zum zwanzigsten Mal die Geschichte von Rapunzel vorzulesen hatte. Lucy schmiegte sich in meinen Arm, schaute mich versonnen an und ich begann von Prinzen, Hexen und Rapunzeln vorzulesen und zwar solange, bis ich selbst ganz schläfrig war. Lucy war nach dem ersten Kapitel in meinem Arm eingeschlummert und die kleinen Herzen an ihren winzigen Öhrchen sahen bezaubernd aus. Insgeheim wünschte ich mir, ich würde so ein hübsches, warmes Kind auch mal mein Eigen nennen dürfen. Ich gab ihr einen Kuss auf die Stirn und wurschtelte mich aus dem Bett. Als ich mich zurück in die Küche begab, hatten meine Eltern zu meiner Erleichterung bereits den Heimweg angetreten.
    „Thea, Bernd, ich mach mich auch langsam auf die Socken“, setzte ich an, mich von meiner Schwester und deren Mann zu verabschieden. Das schien Lutz‘ Stichwort zu sein. Kurzerhand sprang er auf und bot sich an: „Darf ich dich nach Hause fahren?“ Lutz sah mir offen in die Augen. Täuschte ich mich oder sah ich da etwa stilles Flehen in seinem Blick? Eine Panoramaschau über den nun frisch eingedeckten Küchentisch setzte mich ins Bild. Lutz wollte sich aller Wahrscheinlichkeit nach Theas Öko-Spinatcrackern entziehen und dem zweifellos dazu passenden Bio-Rotwein. Sollte ich mich erbarmen? Ich dachte nicht daran. Nicht nach dem ersten Kennenlernen und schon gar nicht nach einer versuchten Kuppelei.
    Ich räusperte mich. „Äh, Tschuldigung Lutz, das geht leider nicht, ich bin mit meinem Fahrrad hier und das kann ich unmöglich hier stehen lassen, da es mein einziges Fortbewegungsmittel ist“, sagte ich mit tiefem Bedauern in meiner Stimme. Augenblicklich stand Lutz die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Nun lächelte ich ihn zumindest teilnahmsvoll an und reichte ihm zum Abschied die Hand. „Aber vielen Dank für das freundliche Angebot.“ Jetzt tat er mir wirklich ein bisschen leid. Sein Blick hatte sowohl einen Hauch von Pudel als auch von Dackel, einerseits begossen, andererseits treudoof. Er hatte doch tatsächlich einen halben Tag lang Kindergeburtstag und Omega 3 auf sich genommen, um mich kennenzulernen. Das sollte ich doch eigentlich anerkennen und auch honorieren, aber so recht wollte die Frau in mir nicht schwach werden. Thea machte nun den Eindruck, als wäre sie zutiefst enttäuscht und müsse sich für meine Rückweisung bei Lutz entschuldigen. Bevor sie an ihren Gedanken erstickte, presste sie hervor: „Und außerdem kann man Paula nicht nach Hause fahren, sie hat überhaupt keins. Paula lebt in einem Wohnwagen.“ Na welch Überraschung! Da hatte sie es mir aber gegeben!
    „Ehrlich?“, entfuhr es Lutz. Vielen Dank Thea, Arschloch, geile Sau, tourettierte ich, leider nur gedanklich.
    „Es ist nur eine Übergangslösung“, verharmloste ich meine derzeitige Wohnsituation. „Bis ich eine schöne, bezahlbare Wohnung hier in der Nähe finde,
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