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Zum Glueck ein Poerßenel-Trainer

Zum Glueck ein Poerßenel-Trainer

Titel: Zum Glueck ein Poerßenel-Trainer
Autoren: Babsy Tom
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nicht jeden Tag zu Gesicht bekommen, aber ich lebte in dem Bewusstsein, dass sie alle ganz in meiner Nähe waren und allein das war zurzeit noch von monumentaler Wichtigkeit.

    Während Opa Johann nun anfing, die Kinder zu bespaßen, betrat meine Mutter die Küche und platzierte sich neben mich auf einen Tresenhocker, so konnten wir beide Thea beim Werkeln zusehen. Inzwischen war diese damit beschäftigt, auch schon das Abendbrot vorzubereiten. Auf die Frage meiner Mutter, was das wohl werden sollte, antwortete Thea: „Sesam-Fischburger! Die sind so gesund und haben ganz viele Omega-3-Fettsäuren. Die stocken die Hirnsubstanz auf!“ Mir kam es bei dem Gedanken allein sauer hoch und ich grübelte, ob ich meine Schwester daran erinnern sollte, dass das ein Kindergeburtstag war und kein Bootcamp für Erziehungsresistente. Aber noch bevor ich etwas äußern konnte, schüttelte Bernd schnell den Kopf und legte seinen Zeigefinger auf die Lippen, das sollte wohl „Halts Maul!“ bedeuten. Zusammen mit einem Schluck Kaffee schluckte ich meine Empörung hinunter.
    Bernd setzte inzwischen die nächste Kanne Kaffee für uns auf und kochte Kakao für die Kinder. Ein Bild wie aus dem Ehebilderbuch „Die gelungene Zweisamkeit“. Neidvoll beobachtete ich die beiden, wobei mir ein Gespräch mit Thea von letzter Woche in den Sinn kam, in dem sie mir schilderte, dass sie eine App auf ihrem Smartphone entdeckt hätte und sie nun Buch über ihre sexuellen Aktivitäten führte. Dabei sei ihr wohl aufgefallen, dass Bernd und sie ein „Dauertief“ in der Kiste hatten. „Nur noch fünf Mal im Monat Sex, Paula!“, jammerte sie niedergeschmettert, „früher hatten wir fünf Mal im Monat nicht!“, wobei das Wort „nicht“ geradezu neurotisch schrill klang. Wer führte schon Tagebuch über seinen Geschlechtsverkehr? Also ich nicht, aber - ach ja - ich praktizierte ja momentan auch keinen.
    Das erneute Klingeln an der Tür riss mich aus meinen Gedanken: „Ach wie? Noch mehr Kinder?“, fragte ich erstaunt. Der Lärmpegel glich jetzt schon dem eines Justin-Biber-Konzerts. Thea sah augenzwinkernd und frohlockend zu Bernd hinüber: „Mach du mal die Tür auf Schatz, ich erklär es ihr schon mal“, brachte sie grinsend hervor und zwinkerte verschwörerisch mit einem Auge. Was hatte das denn zu bedeuteten?
    „Was erklärst du ihr schon mal?“, neugierte ich. „Na das würde ich jetzt aber auch gerne mal wissen“, mischte Ilse-Dore mit.
    Überschwänglich flötete Thea: „Wir haben den Lutz eingeladen, den Arbeitskollegen von Bernd, den, der letztes Jahr von seiner Frau verlassen wurde.“ Sie biss sich auf die Unterlippe und meine Mutter stichelte von der Seite: „Wie schön! Noch ein Bademeister! Wärst du nur bei Peter geblieben, der war wenigstens...“ „ZAAAHNAAAARZT“, vollendeten Thea und ich im Duett den Satz und schüttelten simultan ratlos den Kopf.
    Bernd betrat mit Lutz die Küche: „Wer muss zum Zahnarzt?“, erkundigte sich Bernd. Eine Antwort blieb man ihm schuldig.
    Meine Mutter schaute von der Apothekenrundschau über ihre Brille zu dem Verlassenen, der hinter Bernd die Küche betrat und musterte ihn von oben bis unten. Ich auch. Ich überlegte, warum seine Frau ihn wohl in die Wüste geschickt hatte. Vielleicht war er ja notorischer Fremdgänger.
    Ein kurzer Seitenblick auf Ilse-Dores mürrische Mine verriet mir, dass diese garantiert das gemeinsame Jahreseinkommen und die Anzahl der Kinder, die wir davon ernähren könnten, überschlug. Lutz war ein groß gewachsener, dunkelhaariger Mann, für meinen Geschmack etwas schlaksig und auch weit entfernt von gut aussehend . Er hatte kleine, braune, freundliche Augen hinter einer schwarzen, modischen Hornbrille, Marke Nerd. Seine Augen standen etwas zu weit auseinander und seine Nase hatte einen Touch von Geier, dafür war sein Mund eine Spur zu klein. Er trug Jeans und ein zeitloses, kariertes Hemd. Ich nahm mir vor, unvoreingenommen zu sein. Vielleicht entdeckte ich ja innere Schönheit. Oder vielleicht wurde er schöner, wenn ich ein Auge zudrückte? Oder vielleicht doch lieber beide?
    „Wo ist denn das Geburtstagskind?“, erkundigte sich Lutz und durchbrach meine Schallmauer. Lucy witterte wohl Geschenke und kam nun um die Ecke geschossen. Nach einer kurzen, herzlichen Begrüßung zauberte der Bademeister zwei Kinogutscheine aus seiner Hosentasche. Lucy entriss sie ihm freudestrahlend und entschwand sogleich mit einem lauten „Danke lieber Lutz“.
    Auf
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