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Zuckerpüppchen - Was danach geschah

Zuckerpüppchen - Was danach geschah

Titel: Zuckerpüppchen - Was danach geschah
Autoren: Heidi Hassenmüller
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Beziehung aufgebaut hatte. Billy war entsetzt. “Was ist von dir noch übrig”, fragte sie, “was kann der Mann noch mit dir machen?” Gaby schwieg. “Ich bin am Ende”, gestand sie leise, “ich kann nicht mehr kämpfen, ich will nicht mehr.” Sie erzählte stockend von ihren stets häufiger werdenden Ohnmächten. “Gestern abend bin ich in der Küche umgefallen. Mit dem Kopf gegen einen Schrank. Als ich wieder zu mir kam, saß Alex blaß und verschreckt neben mir. Er warf seinem Vater einen haßerfüllten Blick zu. Später erzählte er mir schluchzend, daß Hubert mich so habe liegen lassen. Als der Junge in die Küche kam, hätte er zu ihm gesagt: ‘Paß auf, da liegt einer im Weg.’ ”
    Sie schwieg, unfähig, ihre Gefühle weiter zu beschreiben. Hubert hatte ihr Alex’ Worte achselzuckend bestätigt. “Ich wollte das Kind nur beruhigen. Ist ja nicht gerade schön, wenn seine Mutter dauernd umfällt.”
    “Ich kann nicht mehr.”
    Billy nahm ihre Hand, versuchte ihr Mut zuzusprechen, aber alles glitt an Gaby ab. “Ich habe hier eine Adresse für dich”, sagte sie endlich. “Gehe zu diesem Mann. Er hat besondere Kräfte. Ein Magnetiseur mit heilenden Händen. Rufe ihn an, er wird dir helfen.” Ihre Worte klangen seltsam eindringlich. Warum nicht, dachte Gaby, vielleicht kann er mir helfen. Zumindest, was das Umfallen angeht. Wenn das besser werden würde. Hubert hat ja recht, wenn er sagt, daß das für die Kinder kein schöner Anblick sei. Einmal hatte Alex sie mit einer blutenden Kopfwunde gefunden, kalt vom stundenlangen Liegen auf den Fliesen. Für die Kinder wollte sie zu diesem Mann gehen. Nicht für sich selbst. Ihr konnte keiner helfen.

    Jean fuhr sie zu dem Heiler. Gaby konnte nicht mehr Auto fahren. Ihre Hände und Beine zitterten so stark, sie konnte sie nicht mehr unter Kontrolle halten.
    Herr Behn empfing sie in seinem kleinen Behandlungszimmer. Auf seinem Schreibtisch standen Bilder von Kindern, jungen und älteren Menschen. Davor standen Kerzen. Auf einem Sockel standen verschiedene Ikonen und eine Marienstatue, an der Wand hing ein Kreuz. Sie setzte sich auf den Stuhl mitten im Zimmer, er setzte sich vor sie auf einen Hocker. “Nichts sagen”, befahl er, “ich will erst wissen, was ich fühle.” Er schloß die Augen und bewegte die Hände vor ihrem Gesicht auf und ab, berührte sie nicht. Dann glitten seine Hände über ihren Körper, im Abstand von zehn bis zwanzig Zentimetern, als striche er über eine unsichtbare Hülle, die sie umgab.
    Er nahm ein Blatt Papier und begann, Aufzeichnungen zu machen, dazwischen Kreise, Punkte, Striche. Gaby schloß die Augen und wurde ruhig. Langsam entspannte sie sich, das Zittern hörte auf. “Sie haben eine schlimme Kindheit gehabt”, begann Herr Behn, und es klang, als spräche er halb in Trance. “Ich sehe viel Gewalt, Gewalt an Körper und Seele. Aber Sie sind rein geblieben, sie haben gekämpft und überlebt. Dann sehe ich da einen Mann, zwei Kinder, und dann wieder Tränen, Gewalt.” Er nahm ihre Hand, ganz vorsichtig, “Sie haben wieder gekämpft.” Er betrachtete seine Aufzeichnungen. “Und dann dieser Mann, Ihr Mann.” Er schwieg einige Minuten, und Gaby fragte sich, wie er das alles wissen konnte. Sie hatte an nichts gedacht, an überhaupt nichts, als sie sich langsam auf dem Stuhl entspannte. Und sie erinnerte sich an Billys Worte, daß Herr Behn auch Hellseher sei und überhaupt ganz besondere Kräfte habe. “Was haben Sie mit sich machen lassen?” Herrn Behns Stimme schwoll an, er richtete sich auf seinem Hocker auf. “Dieser Mann, er hat Sie jahrelang mißbraucht für seine Begierde, seine Lust, Sie haben sich als Fußabtreter benutzen lassen.” Gaby schossen Tränen in die Augen. “Ich habe ihn geliebt, ich liebe ihn noch immer, und er sagte, er liebe mich.” Verächtlich wie ein wütender Stier blies Herr Behn die Luft durch die Nase aus. “Liebe? Dieser Mann weiß gar nicht, was Liebe ist. Er kennt nur fleischliche Liebe, nur Schein und Materie, er will besitzen, beherrschen. Er hat Sie leergesogen, ausgehöhlt, und Sie haben es geschehen lassen.” Das war ein Vorwurf. “Ich liebe ihn so sehr”, klagte Gaby schluchzend, “ich kann nicht ohne ihn leben, ohne ihn bin ich nichts.” Es tat gut, so zu weinen, wie ein Kind, das getröstet werden will. Herr Behn faßte sie das erste Mal an, er hob ihr Kinn in die Höhe, ganz sanft. “Was reden Sie da für dummes Zeug”, sagte er leise. “Sie haben eine
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