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Zuckerpüppchen - Was danach geschah

Zuckerpüppchen - Was danach geschah

Titel: Zuckerpüppchen - Was danach geschah
Autoren: Heidi Hassenmüller
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wunderbare Aura, ganz hell orange. Aber jetzt sind da überall schwarze Flecken, weil Sie aufgegeben haben, weil Sie nicht mehr kämpfen wollen. Sie müssen wieder wollen, Sie haben die Kraft. Gott gibt Ihnen die Kraft.” — “Gott”, sagte Gaby, und es klang wie ein Schimpfwort. “Ja, Gott”, sagte Herr Behn, “und es ist mir egal, wie die Menschen sie nennen, die göttliche Kraft, die unser Leben regiert. Ich”, versprach er ihr und stand auf, “ich werde Ihnen dabei helfen. Aber auch ich bekomme meine Kraft nur durch Ihn. ” Er trat hinter sie. “Ich fasse Sie jetzt an”, sagte er vorsichtig, als wisse er um ihre Angst, überraschend angefaßt zu werden, “entspannen Sie sich. Es wird Ihnen guttun.” Ganz langsam begann er mit kreisenden Bewegungen über ihren Kopf zu streichen, ihren Nacken zu massieren, die Schultern, ihren Rücken. Gaby hatte die Augen wieder geschlossen und gab sich diesen Händen hin, durch die stets mehr Strom zu fließen schien, der unter ihre Haut ging, ihr Blut schneller dahineilen ließ, sie mit einem vibrierenden Prickeln erfüllte.
    Ihr wurde ganz leicht und schwebend zumute, und das erstemal seit langem paßte sie wieder in diesen Körper, der sie in den letzten Monaten mehr und mehr zu Boden ziehen wollte. Ganz langsam begann Herr Behn wieder zu sprechen. “Sie müssen sich selbst lieben lernen. Sich selbst und niemanden anders. Sie haben sich leertrinken lassen, durch all die Menschen um Sie herum. Sie haben Ihre ganze Energie an Ihre Kinder und an Ihren Mann gegeben. Nichts bleibt mehr von Ihnen übrig, sie geben und geben, und was haben Sie bekommen?” — “Meine Kinder lieben mich”, beharrte Gaby. Das zumindest stimmte doch? “Ja”, sagte er, “die Kinder lieben Sie. Vier wunderbare, empfindsame Kinder. Aber auch für Kinder gibt es Grenzen. Sie sollen nicht nur für die Kinder leben. Sie müssen für sich selbst leben wollen. Und dieser Mann”, er legte seine Hände fest auf ihren Nacken, und ein warmer Stromstoß ging von ihnen aus, “dieser Mann ist nichts für Sie.” — “Aber er kann sich doch ändern? Ich meine, er ist doch nicht schlecht?” Sie weigerte sich, an die volle Bedeutung der herabsetzenden Worte des Heilers zu glauben. Jeder Mensch konnte sich ändern, Hubert war nicht schlecht, nur schwach, triebhaft. Oh Gott, wie kam sie auf einmal auf schwach? Sie war doch die Schwache, er war der Starke, Unbeugsame in ihrer Verbindung. “Er ist schwach”, wiederholte Herr Behn ihre Gedanken. “Er lebt nur in fleischlicher Lust. Nicht, daß wir das als Menschen nicht dürfen, es gehört zu uns, ist ein Teil unseres Menschseins. Aber für ihn gibt es keine andere Liebe, nicht die universelle Liebe, die Liebe für Ihren Geist, für Ihre Seele. Und dadurch hat er sie beinahe vernichtet, er hat nur genommen und gefordert, und was hat er Ihnen gegeben?” Gaby dachte an die Geborgenheit, die keine war, an ihr gemeinsames Haus, das auf Treibsand gebaut war, an die vielen teuren Geschenke, die kleinen Aufmerksamkeiten, mit denen er sie so reichlich bedacht hatte. “Er hat versucht, Sie zu kaufen”, fuhr Herr Behn fort, “er ist nicht imstande, sich selbst zu geben. Er hat, um es einmal ganz deutlich zu sagen, eine ganz und gar negative Aura.” Aura, dachte Gaby, Aura hieß Ausstrahlung. Aber es ging doch nicht nur um die Ausstrahlung, die ein Mensch hat? Und Hubert, der war doch überall beliebt, gern gesehen? “Die Aura”, fuhr Herr Behn fort, und wieder war es, als würde er direkt auf ihre Gedanken hin eine Antwort geben, “das ist mehr als nur die Ausstrahlung, die jeden Menschen umgibt. In dieser Ausstrahlung strahlt sein Geist, seine Seele. Ihr Mann, der lebt auf eine ganz und gar materialistische Art und Weise, und er ist zufrieden damit. Er wagt nicht, tiefer in sich zu gehen. Natürlich kann jeder Mensch zu sich selbst, zu seinem echten Sein, finden, aber er muß es wollen. Ihr Mann will nur oberflächlichen Genuß, Lust.”
    Er trat vor sie und strich mit der Hand vor ihrer Stirn entlang, schnippte mit den Fingern, als wolle er ungewünschtes Ungeziefer vertreiben. Dabei begann er wieder zu reden. “Sie werden viel Erfolg haben, Sie sind künstlerisch tätig?” Das letzte war leicht fragend gesagt. “Ich schreibe”, bestätigte Gaby. “Ich sehe noch in diesem Jahr eine große Ehrung auf Sie zukommen, viele Menschen, denen Sie etwas geben können. Sie werden stets stärker und stärker werden. Ihre Aura wird wieder hell und
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