Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zuckerpüppchen - Was danach geschah

Zuckerpüppchen - Was danach geschah

Titel: Zuckerpüppchen - Was danach geschah
Autoren: Heidi Hassenmüller
Vom Netzwerk:
ungetrübt strahlen.” — “Und mein Mann?” Nichts anderes interessierte Gaby wirklich, nicht jetzt und zu diesem Zeitpunkt. “Wird es mit ihm nicht wieder gut? Können wir nicht wieder zueinander finden?” — “Sie müssen jetzt nicht weiter daran denken”, wich Herr Behn aus. “Denken Sie an mich, wenn es Ihnen schlecht geht. Zünden Sie sich eine Kerze an, und konzentrieren Sie sich auf mein Gesicht.” Er zögerte einen Moment. “Ich gebe Ihnen meine geheime Telefonnummer. Zögern Sie nicht, mich anzurufen, wenn Sie mich nötig haben. Lassen Sie sich von den negativen Kräften um Sie herum nicht zu Boden ziehen.” Wieder knipste er vor ihrer Stirn, laut und fordernd. “Sie haben viel Kraft in den nächsten Wochen nötig. Aber ich werde Ihnen helfen, die Kraft zu bekommen. Sie haben sie in sich. Es ist nur so, daß Ihre Energiezufuhr nicht mehr funktioniert. Wachsen verbraucht viel Energie. Und Sie sind dabei, zu wachsen, sich endlich selbst zu finden.” Benommen, aber mit erhobenem Kopf, verließ Gaby nach einer Stunde das Behandlungszimmer von Herrn Behn. Sie lief im Wartezimmer an Jean vorbei. “Hallo, darf ich auch noch mit?” Verblüfft lief Jean hinter ihr her. “Was ist mit dir los? Du strahlst förmlich? Dein Zittern, du bewegst dich ja wieder wie ein normaler Mensch. Entschuldige”, fügte sie gleich hinzu, “das ist mir nur so herausgerutscht.” — “Schon gut”, Gaby winkte ab, nahm ihrer Freundin automatisch den Autoschlüssel aus der Hand. “Du hast ja recht. Komm, wir fahren zurück.” Jean sah sie an wie eine Erscheinung. “Sag mal, was hat der Mann mit dir gemacht? Das ist ja, als wäre da eine Metamorphose geschehen. Ich kenne dich nicht mehr wieder. Vor einer Stunde schleppst du dich zitternd in seine Praxis, und jetzt stehst du da, aufrecht und voller Energie.” — “Er hat mich aufgeladen, aufgeladen wie eine Batterie”, lachte Gaby und stieg ins Auto. Unterwegs erzählte sie ihrer Freundin in groben Zügen, was Herr Behn ihr gesagt hatte. “Nur, ob es wieder gut wird zwischen Hubert und mir, das hat er nicht gesagt. Aber ich fühle mich auf einmal wieder stark. Na ja”, schwächte sie gleichzeitig ihre eigenen Worte ab, “es ist mehr so ein Gefühl, daß ich zwar zerbrechlich bin, aber daß ich nicht daran zerbrechen werde. Was auch immer geschieht.” Sie holte tief Luft, auch das hatte ihr Herr Behn gesagt: “Bis zum Bauch hin Luft holen, Sie brauchen mehr Sauerstoff’, dann fuhr sie fort: “Und anscheinend kommt noch einiges auf mich zu. Sonst hätte er mir bestimmt nicht seine geheime Telefonnummer gegeben. Ich kann ihn jederzeit anrufen, wenn es mir schlecht geht.”
    Schon zwei Tage später sollte sie das erstemal von der geheimen Telefonnummer Gebrauch machen. “Ich muß dir etwas sagen”, sagte Hubert und setzte sich mit verschränkten Armen auf die Couch. Gaby atmete tief durch. Was kam jetzt? Wollte er doch gehen? Trotz allem? Sie hatte in den letzten Wochen nicht einmal ihre Stimme erhoben, ihn von vorne bis hinten bedient, keinen Vorwurf über Vergangenes geäußert, keine Hoffnung für die Zukunft ausgesprochen. Heute abend hatten sie Xenia und ihren Freund zum Abendessen dagehabt, und es war ein gelungener Abend gewesen. Nicht, daß Hubert sie mit einem lieben Wort bedacht hätte, aber er war zuvorkommend und freundlich gewesen, hatte sie nicht spottend angesehen, und das war doch auch schon etwas. Er brauchte Zeit, und die wollte sie ihm geben. Egal, was Herr Behn sagte, sie glaubte, daß jeder sich ändern konnte, wenn er nur wollte. Das war der Punkt, das wußte sie auch, aber sie wollte nicht darüber nachdenken. Sie setzte sich Hubert gegenüber, angespannt von den gekrümmten Zehen bis hinauf zu den Haarwurzeln. “Manfred hat mich heute angerufen. Er braucht wieder einmal Geld, einen größeren Betrag. Er hat seine Miete nicht bezahlt. Und weil ich nicht bereit war, ihm schon wieder auszuhelfen, rückte er diesmal mit der Wahrheit heraus.” Er verschränkte seine Arme fester und fuhr fort: “Manfred spielt. Seit Jahren schon, gestand er mir, deswegen hat er aufgehört zu studieren, deswegen jobbt er nur, deswegen hat er nie Geld.” — “Was spielt er?” Im ersten Augenblick hatte Gaby schon erleichtert aufatmen wollen, als sie hörte, daß es sich nur um Geld handelte, nicht um etwas Lebensbedrohendes. Doch dies war anders, hier drehte es sich anscheinend nicht nur um ein einmaliges verbotenes Glücksspiel. “Was spielt er?”
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher