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Zuckermacher 02 - Aschenblüten

Zuckermacher 02 - Aschenblüten

Titel: Zuckermacher 02 - Aschenblüten
Autoren: Mary Hooper
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von meinem Hemd ab, ging außen ums Feld herum und befeuchtete es in einem Bach. Anne sagte mir, wo ich am dreckigsten war, und ich begann mich zu säubern,
    so gut ich konnte. Ich konnte weder an meinen versengten Augenbrauen etwas ändern noch an dem blauen Fleck auf meiner Wange oder an meinem Haar, das sich, zu meinem Leidwesen, in eine große rote Wolke verwandelt hatte. Doch es gelang mir, allen Schmutz von meinem Gesicht zu wischen, und ich
    fühlte mich um vieles besser - obwohl ich nicht wirklich so viel besser aussah.
    Nach und nach sah man Leute mit Tabletts voll Essen aus dem Lagerhaus der Marine herauskommen, und alle fingen schon an zu jubeln, doch wie sich herausstellte, war auf den Tabletts nur noch mehr harter Schiffszwieback, den niemand mochte. Anne und ich nahmen trotzdem welchen und zerkrümelten, nachdem wir selbst etwas davon gegessen hatten, den Rest für Kitty, und sie nahm ihn dankbar an. Andere fütterten ihre Hunde damit, und die McGibbons verfütterten den Zwieback an drei Hühner aus ihrem Hinterhof, die sie klugerweise mitgenommen hatten, und hofften, sich auf diese Art jeden Tag ein paar frische Eier für ihre Kinder zu sichern.
    Später am selben Tag hörten wir, der König habe angeordnet, dass die Friedensrichter und Statthalter der umliegenden Grafschaften dafür sorgen sollten, dass alle Nahrungsmittel, die erübrigt werden konnten, und insbesondere Brot, auf der Stelle nach London geschickt wurden und dass zu diesem Zweck genau hinter den verbrannten Gebieten in Smithfield, Bishopsgate und Tower Hill vorübergehend Märkte eingerichtet werden sollten. Zudem wurde angeordnet, dass alle Backstuben in der Stadt, die nicht vom Feuer zerstört worden waren, rund um die Uhr Brot backen sollten und dass zu diesem Zweck extra Getreide zur Verfügung gestellt werden sollte. Diese Brotlaibe wurden später nach Moore Fields gebracht, und es gelang uns, außerdem ein wenig Dünnbier und Milch zu ergattern, und so hielten wir uns am Leben. Oft dachte ich an das Zuckerwerk und Konfekt, die wir im Laden zurückgelassen hatten, und wünschte mir, ich hätte daran gedacht, ein wenig davon in die Tasche zu stecken. Doch andere Ladenbesitzer hatten weitaus kostbarere Dinge zurückgelassen: ganze Ballen Seide, die sie bereits für den Michaelismarkt eingekauft hatten, seltene Bücher, Kisten voller Dufthandschuhe aus Persien, Goldmünzen, die, wie wir gehört hatten, in der Hitze geschmolzen und miteinander verklumpt waren, oder silberne Teller, die dasselbe Los ereilt hatte - also schätzten wir uns glücklich, dass wir nichts weiter als gezuckerte Rosenblüten und kandierte Pflaumen verloren hatten.
    Als der Abend kam, versicherte man uns, dass es in manchen Kellern und Lagerhäusern zwar noch brannte, das Feuer sich jedoch nicht weiter ausbreiten würde. Dennoch drängte man uns, vor den Stadttoren zu bleiben, bis die Gefahr ganz und gar vorüber war. Das kam mir ganz gelegen, weil ich immer noch furchtbar erschöpft war und nicht in der Lage gewesen wäre, mich fortzubewegen. Ich wollte einfach nur hier im Gras sitzen und das Gefühl haben, in Sicherheit zu sein, und nicht daran denken müssen, was als Nächstes passieren würde.
    Als es Nacht wurde, war es sehr seltsam, inmitten einer so großen Gesellschaft und unter so außergewöhnlichen Umständen einzuschlafen (oder besser gesagt: zu versuchen einzuschlafen). So weit das Auge reichte, war das Feld voller Menschen. Dicht an dicht saßen oder lagen sie beziehungsweise drängten sie sich mit den Dingen, die sie hatten retten können - einem Bündel Anziehsachen zum Beispiel, einem Stuhl oder einem Waschgestell, einem Tuch mit Nahrungsmitteln darin, ihrem Hausschwein oder irgendeinem kleinen Schatz -, auf einem kleinen Fleckchen zusammen. Es gab auch einige, die es geschafft hatten, eine Kerze mitzunehmen, und als die Nacht hereinbrach, leuchteten eine Reihe flackernder Lichter auf, spiegelten sich auf den Gesichtern der Leute und verwandelten das Feld in eine riesige und seltsame Landschaft, wie man sie sich kaum vorstellen konnte.
    Obwohl wir furchtbar erschöpft waren, fiel es uns schwer, die Augen zu schließen, weil alles so seltsam war: das Rufen und Jammern der Erwachsenen, Kindergeschrei, Hundegebell - und immer mal wieder von der anderen Seite der Mauer her das entfernte Grollen eines beschädigten Hauses, das gerade einstürzte, begleitet von Schreien oder von Funken, die zum Himmel stoben, wenn ein strohgedecktes Dach plötzlich
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