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Zuckermacher 02 - Aschenblüten

Zuckermacher 02 - Aschenblüten

Titel: Zuckermacher 02 - Aschenblüten
Autoren: Mary Hooper
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Flammen nicht richtig dunkel wurde -, aber dich habe ich nicht herauskommen sehen.«
    »Das erzähle ich dir später, jetzt schaffe ich es einfach nicht«, sagte ich. »Ich bin schier verhungert! Gibt es irgendwo etwas zu essen?«
    »Es gibt Schiffszwieback«, sagte Anne, »aber er ist scheußlich hart und schmeckt salzig. Allerdings sollen heute noch ein paar Leute vom Land kommen, um Obst, Bier und Milch zu verkaufen, und der König hat versprochen, dass niemand hungern muss.«
    »Wirklich? Wie konnte er so etwas versprechen?«, fragte ich und sah mich auf dem Feld um, denn so weit das Auge reichte, waren Leute in improvisierten Lagern dicht zusammengedrängt. »Die ganze Bevölkerung muss sich an sichere Orte außerhalb der Stadtmauern geflüchtet haben. Wie will er denn ihnen allen Lebensmittel verschaffen?«
    Anne zuckte die Achseln. »Ich weiß es nicht. Er ist der König, nicht ich.«
    Wir saßen sehr lange dort, weil ich mich erschöpft und benommen fühlte - ganz abgesehen davon, dass wir nirgendwo anders hätten hingehen können. Ab und zu bekamen wir zu hören, was zurzeit in Flammen stand, was bereits abgebrannt war und wo es möglich gewesen war, dem Feuer Einhalt zu gebieten. Rauch wehte Über die Stadtmauer, wirbelte um uns herum und blieb Über uns hängen, und Schmutz und Feuerbrände flogen in der Luft herum und sanken zu Boden. Jenseits der Mauern konnten wir das Feuer tosen und den Wind blasen hören sowie Donnern und Krachen aus unterschiedlichen Richtungen, gefolgt von herunterpolternden Steinen Überall dort, wo Häuser mit Schießpulver in die Luft gesprengt wurden.
    Doch noch am Nachmittag desselben Tages, einem Mittwoch, verbreitete sich die Nachricht, dass der Wind dabei wäre, sich zu legen. Später hörten wir, dass die meisten Brände gelöscht waren und dass man glaubte, die übrigen unter Kontrolle zu haben.
    Diese Neuigkeit machte Überall in Moore Fields die Runde, bis sie auch in die hinterste Ecke gedrungen war, doch es kam nur sehr wenig Begeisterung oder Freude auf, weil wir alle furchtbar müde, hungrig und verwirrt waren. Außerdem hatten die meisten von uns ihr ganzes Hab und Gut bereits verloren. Wir nahmen die Nachricht auf und freuten uns darüber, doch wir waren nicht in der Lage, irgendeine Gefühlsregung zu zeigen. Gefühle äußerten sich nur dann, wenn der eine oder andere Bürger, dem irgendein Gerücht zu Ohren gekommen war, behauptete, ein Franzose, ein Holländer oder irgendein anderer Fremder habe den Brand gestiftet, und versuchte, andere aufzuhetzen. Im Lauf des Tages hörten wir viele Geschichten in dieser Art, darunter, dass ein Mann gesehen worden sei, als er brennende Scheite in einen Kaufladen warf und daraufhin von der Menge zerstückelt worden sei. Auch soll eine Frau, die das Feuer vorausgesagt hatte, als Hexe verbrannt worden sein, doch ich weiß nicht, ob diese Geschichten wahr sind.
    »Was sollen wir tun?«, fragte mich Anne häufig im Lauf des Tages. »Was soll aus uns werden?«
    Jedes Mal, wenn sie das fragte, schüttelte ich den Kopf, weil ich es einfach nicht wusste. Ich fühlte mich weder in der Lage noch auch nur alt genug, mich mit solchen Fragen auseinander zu setzen, und wünschte mir nichts sehnlicher, als dass Sarah bei uns wäre, damit ich keine Entscheidungen zu treffen brauchte.
    Anne sah unordentlich aus, aber im Übrigen fast so wie sonst, doch sie schaute mich unentwegt an und lächelte amüsiert Über mein Erscheinungsbild. Als ich das bemerkte, bat ich sie, mich zu entschuldigen, und borgte mir einen Spiegel von einer Familie, die ihr Lager neben uns aufgeschlagen hatte. Ich war bestürzt, als ich sah, was aus mir geworden war.
    »Ich bin ein grindiger, verrußter und dreckiger Bettler!«, sagte ich, drehte und wendete den Spiegel in alle möglichen Richtungen und betrachtete mein Spiegelbild mit Entsetzen.
    »Das bist du wirklich«, sagte Anne. »Ich glaube, dass nicht einmal dein Liebster dich erkennen würde.«
    »Hast du irgendetwas - ein Stück Stoff oder ein Taschentuch -, mit dem ich mich abwischen könnte?«, fragte ich sie.
    Sie schüttelte den Kopf. »Auch keinen Kamm, um dein Haar zu entwirren, oder Seife, um dich zu waschen, oder irgendein Blütenwasser, um den Rußgeruch, der dir anhaftet, zu verdecken.« Als ich protestierend aufseufzte, fügte sie hinzu: »Aber alle sehen so aus, Hannah. Es fällt nicht auf.«
    Dass sie Tom erwähnte, stachelte mich an, etwas zu unternehmen, und nach einer Weile riss ich ein Stück
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