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Zuckermacher 02 - Aschenblüten

Zuckermacher 02 - Aschenblüten

Titel: Zuckermacher 02 - Aschenblüten
Autoren: Mary Hooper
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mich die Frau an. »Die Flammen sind auf das Dach Übergesprungen, und selbst Sein Haus kann Euch jetzt nicht mehr beschützen.«
    Diese Worte rüttelten mich natürlich auf, und zusammen mit ein paar anderen wagte ich mich zu einer der Flügeltüren. Als ich hinausblickte, erkannte ich, dass uns ein Flammenmeer umgab, denn selbst die Gebäude, die bereits verwüstet ausgesehen hatten, brannten nun wieder mit neuer Kraft. Zwischen meinem jetzigen Standort und dem Fluss waren so viele Gebäude zerstört worden, dass ich den ganzen Weg bis zum Ufer von Southwarke schauen konnte, wenn der Wind blies und die Flammen und der Rauch ein wenig weggepustet wurden, und dieser Anblick war sehr seltsam und erschütternd.
    Viele von denen, die mit mir zusammen in der Kathedrale untergekommen waren, waren bereits geflohen. Sie hatten ihr Glück versucht und eine Lücke zwischen den Flammen ausgenutzt, um ihr Leben zu retten, und ich wusste, dass ich dasselbe tun musste, wenn ich Überleben wollte.
    Trotz der furchtbaren Hitze zitterte ich, als ich mich ängstlich umsah. Der dunkle Rauchschleier am Himmel war dichter und, weil das Feuer an allen Ecken und Enden wütete, öliger geworden und brodelte nun wie heißes schwarzes Öl. Plötzlich schössen aus den Tiefen des Rauchs Überall gezackte Blitze hervor, und das darauf folgende Donnergrollen ging beinahe in dem furchtbaren Tosen der Flammen und dem Heulen des Windes unter. Anstelle von Regenschauern fielen nun allerdings Schauer goldener Funken herab.
    Was immer auf das Dach der Kathedrale von St. Paul gefallen war, muss plötzlich aufgeflammt sein, denn eine der Menschengruppen, die in einer gewissen Entfernung der Kathedrale standen, schrie laut auf, wandte sich geschlossen um und starrte auf das mächtige Gebäude, in das ich mich geflüchtet hatte. Die Menschen erstarrten und zeigten bestürzt auf das Dach.
    Ich wusste, dass ich um mein Leben rennen musste, doch Überall um mich herum waren Flammen und ich hatte furchtbare Angst, weil das Feuer so sehr glühte, dass ich nicht sehen konnte, wohin ich mich wenden musste, und zudem hatte ich Angst, dass ein Blitz her-abkam und mich erschlug. Ich trat drei Schritte vor und zwei zurück, dann wandte ich mich in eine andere Richtung, nur um wieder kehrtzumachen, zu erschrocken, um eine Entscheidung treffen zu können.
    Nochmals vier Schritte vor... und wieder zurück, und ich schrie vor Verzweiflung laut auf, weil ich nicht wusste, was ich tun sollte. Tränen liefen mir Übers Gesicht, denn ich hatte das Gefühl, dass ich dazu verdammt war, in dieser Kirche umzukommen und Tom und meine Familie niemals wiederzusehen.
    In diesem Augenblick, als ich am niedergeschlagensten war, hörte ich die Stimme, die mich rettete.
    »Mistress!«, rief jemand. »Hannah!«
    Ich wischte meine Tränen ab und erblickte im Licht der näher kommenden Flammen die Silhouette eines Burschen, der mit einem kleinen, voll beladenen Karren vor sich dastand. »Wer ist da?«, rief ich.
    »Ich bin es, Hannah. Bill!«
    Doch das sagte mir nichts und ich konnte immer noch nicht sehen, wer mich da rief, weil die Flammen mich genauso blendeten, als würde ich direkt in die Sonne schauen.
    »Könnt Ihr Euch nicht an mich erinnern? Bill, Lord Cartmels Stiefelknecht!«, rief die Gestalt. »Springt auf meinen Karren, Mistress!«
    Mein umnachtetes Hirn begriff immer noch nicht, wer sich da an mich wandte, und ich wankte und schwankte und wäre noch auf das schwelende Gras gefallen, wenn der Bursche nicht seinen Karren losgelassen hätte und zu mir gestürzt wäre. Er griff mir eilig unter die Arme, zerrte mich zum Karren, warf einen Haufen Bücher hinunter und mich ohne weitere Umstände hinauf. Ich hielt mich fest, so gut ich konnte, und er begann mich Über die Pflastersteine und die Trümmer von der Kathedrale von St. Paul wegzuschieben, schneller und schneller, bis ich laut schrie, er solle stehen bleiben, damit ich verschnaufen könne. Doch selbst das brachte ihn nicht dazu anzuhalten, und er machte erst dann eine Pause, als wir einen sicheren Ort weit weg vom Feuer erreicht hatten.
    Von dort deutete er atemlos und kopfschüttelnd auf St. Paul's, und ich setzte mich im Karren auf und konnte die Flammen sehen, die sich Über den Rand des hohen Daches der Kathedrale hinausstreckten und in alle Richtungen schössen und alles in der Umgebung in Brand setzten. Die Flammen leuchteten in unterschiedlichen Farben, je nachdem, was sie gerade verbrannten: Rot, Orange, Gelb,
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