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Zuckermacher 02 - Aschenblüten

Zuckermacher 02 - Aschenblüten

Titel: Zuckermacher 02 - Aschenblüten
Autoren: Mary Hooper
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kann.«
    »Natürlich gibt es eine«, sagte Sarah und nickte. »Lady Jane hat sich bestimmt auf unsere Ankunft vorbereitet. Es gibt dort sicher eine echte Amme und eine Zofe und eine Kinderstube, und vielleicht sind sogar ein paar kleine Cousins und Cousinen da, mit denen Grace spielen kann. Das arme Ding braucht auch Kleidung - das kleine Stück Tuch, in das wir sie gewickelt haben, ist alles, was sie hat.«
    Als wir Grace durch das Fenster aus dem pestverseuchten Haus herausgeholt hatten, war sie nackt gewesen, damit sie frei von Pestkeimen war. Wir hatten sie in ein weiches Leintuch gewickelt, das wir mitgebracht hatten, doch davon hatten wir im Lauf der Reise Streifen abreißen müssen, die wir als Windeln benutzten, so dass es inzwischen auf ein Viertel seiner ursprünglichen Größe geschrumpft war.
    »Wenn die Fahrt noch lange dauert, kommt es noch so weit, dass wir unsere eigenen Hemden für sie zerreißen«, sagte ich.
    Sarah rückte auf ihrem Sitz näher zu mir. »Kannst du sie mir einen Augenblick abnehmen, Hannah? Ich möchte mich ein wenig zurechtmachen. Mr. Carter sagt, dass wir beinahe schon da sind, und ich möchte ordentlich aussehen.«
    »Sind wir wirklich endlich da?«
    Sarah warf einen Blick aus dem Fenster. »Beinahe. Er sagte, wir wüssten, dass wir da sind, wenn wir in einen Park mit vielen schönen und seltenen Bäumen einbiegen.«
    »Und das muss er sein!«, sagte ich, denn rechts und links von uns sah ich, so weit das Auge reichte, viele schöne, alte Bäume mit goldenen, lindgrünen, smaragdenen, bernsteinfarbenen und tiefroten Blättern.
    Ich nahm meiner Schwester Grace vorsichtig ab und achtete dabei darauf, dass ihr kleiner runder Kopf sicher in meiner Hand lag. Sie war ein hübsches Baby mit zarter blasser Haut, dichtem dunklem Haar und Augen so blau wie Vergissmeinnicht. Ich hatte ihre Mutter, Mrs. Beauchurch, nie gesehen, doch Abby zufolge ähnelte sie eher ihr als Mr. Beauchurch, den sie einmal als rotgesichtigen Trottel mit Knollennase beschrieben hatte. Doch Graces Eltern waren jetzt beide bei Gott, rief ich mich zur Ordnung, und es war nicht richtig, schlecht von Toten zu sprechen. In der Tat würde ich, wenn Grace groß war und mich je fragte, was ihr Vater für ein Mann gewesen sei, lügen und behaupten, dass er so schön war wie ein Märchenprinz und alle vornehmen Eigenschaften in sich vereinte, die man sich nur denken konnte.
    Da wir uns unserem Ziel näherten, begann ich mich zu fragen, was für einen Empfang Lady Jane uns bereiten würde. »Mylady wird bestimmt froh sein, wenn ihre kleine Nichte bei ihr in Sicherheit ist«, sagte ich zu Sarah, die gerade aufgestanden war, sich an den Haltegurten in der Kutsche festhielt und versuchte, die Falten aus ihrem Kleid herauszubekommen. »Glaubst du, dass sie uns dafür belohnen wird?«
    »Hannah!«, sagte Sarah vorwurfsvoll. »Wir tun es nicht des Geldes wegen. Dass wir Grace das Leben retten und selbst sicher aus London herauskommen, ist schon Belohnung genug.«
    »Ja, aber es könnte ja trotzdem sein, dass sie uns eine Belohnung gibt...«
    Sarah lächelte ein wenig. »Ja, das könnte sein.«
    »Ich frage mich, ob sie uns als Gesellschafterinnen bei sich in dem großen Haus behält. Oder meinst du, sie wird uns wie Bedienstete behandeln?«
    Sarah zuckte die Achseln. »Ich habe keine Ahnung. Wir wissen nichts von ihr. Wir wissen nicht, ob sie einen großen Hausstand oder eigene Kinder hat. Wir wissen nicht einmal, wie alt sie ist.«
    »Ganz sicher wird sie uns so dankbar sein, dass sie uns wie Familienangehörige behandelt und in ihrem vornehmen Haus schöne Zimmer mit Himmelbetten gibt.«
    »Wenn wir da sind, werde ich eine Woche lang nur schlafen, ganz egal, wie unsere Zimmer aussehen«, sagte Sarah und rieb sich den Nacken. »Ich könnte schwören, dass ich von dem ganzen Gerüttel in diesem Kasten hier voller blauer Flecke bin.«
    »Abby hat mir erzählt, dass das Haus neu gebaut ist«, sagte ich, »und dass es einen Raum gibt, der nur zum Baden da ist, mit kaltem und warmem Wasser, das aus einem Hahn in der Wand kommt.«
    Sarah machte große Augen. »Wirklich? So etwas habe ich noch nie gehört.«
    Nachdem ich eine Weile Über dieses Wunder nachgedacht hatte, wanderten meine Gedanken wieder nach London zurück. Und von London natürlich zu Tom, meinem Liebsten. »Was glaubst du, wie lange wir wohl in Dorchester bleiben müssen?«, fragte ich.
    Sarah zuckte die Achseln. »Bis wir hören, dass London von der Pest befreit ist.
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