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Zuckermacher 02 - Aschenblüten

Zuckermacher 02 - Aschenblüten

Titel: Zuckermacher 02 - Aschenblüten
Autoren: Mary Hooper
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Feuer fing.
    Mit der Dunkelheit kam auch die Kälte, weil Feuchtigkeit vom Boden aufstieg, so dass Anne und ich froren, obwohl wir uns so eng wie möglich aneinander schmiegten. Neben der Kälte drohten noch andere Gefahren, denn die Ungeheuerlichkeit des Loses, das die Stadt ereilt hatte, hatte nichts am grundlegenden
    Teil des gemeinen Charakters mancher Leute geändert, und zwielichtige Burschen streunten auf der Suche nach unbewachten Dingen herum, die sie stehlen könnten. In der Tat geschah es einmal, dass ich einschlief, nur um gleich wieder von der Hand eines Burschen geweckt zu werden, die sich unter meinen Röcken an meinem Geldbeutel zu schaffen machte. Ich setzte mich sofort auf und schrie um Hilfe, und er stahl sich schnell in der Dunkelheit davon.
    So, nur hin und wieder schlafend, brachten wir die Nacht durch, ohne zu wissen, was aus uns werden sollte.
    Am nächsten Morgen herrschte große Aufregung und die Stimmung wurde wieder heiterer, weil der König höchstpersönlich kam, um mit uns zu sprechen. Ein Fanfarenstoß kündigte seine Ankunft an, die Menschenmenge teilte sich, und dann erschien er in Begleitung einiger Höflinge. In einer eleganten Reitjacke auf seinem schönen Rappen sitzend, sprach er Über die schwierige Lage, in der sich die Stadt befand.
    »Die Strafe, die London getroffen hat, kommt geradewegs von Gott. Ihr könnt gewiss sein, dass keine Franzosen, Holländer oder Katholiken irgendetwas damit zu tun hatten, dass Euch ein solches Leid ereilt hat«, sagte er in klarem und deutlichem Ton. »Ich versichere Euch, dass ich keinerlei Grund habe anzunehmen, dass irgendjemand etwas mit dem Feuer in der Stadt zu tun hatte, und wünsche mir, dass Ihr Euch keine weiteren Gedanken darÜber macht. Ich, Euer
    König, werde, so Gott will, mit Euch leben und sterben und besonders gut für Euch alle Sorge tragen.«
    Von seiner Rede waren wir alle sehr gerührt, und als er sich entfernte, um mit einer anderen Gruppe Menschen zu sprechen, vergossen viele von uns Tränen wegen seiner freundlichen und ritterlichen Absichten (und ich bin mir sicher, dass kein Einziger an seine Affären oder seine Bastarde dachte). Anne war besonders angetan von ihm und sprach bewundernd von seinen fürstlichen Manieren, seinem guten Aussehen und seiner Männlichkeit und sagte, dass sie ihn für den vornehmsten Mann der Welt hielt.
    An diesem Nachmittag hörten wir, dass eine Abordnung von zweihundert Soldaten mit Karren voll Schippen und Eimern aus Hertfordshire anrückte, um zu verhindern, dass die restlichen kleinen Brände sich weiter ausbreiteten. In Moore Fields waren alle sehr froh, diese Neuigkeit zu hören, weil wir völlig erschöpft waren und eine große Mattigkeit sich unserer bemächtigt hatte. Ich träumte von nichts anderem als davon, wieder in meiner Schlafstube in Chert-sey zu sein, in frischen Kleidern, während Mutter meine Schürfwunden versorgte und mir beruhigende Kamillentränke bereitete. Diese herrliche Vision schien jedoch ebenso weit von der Wirklichkeit entfernt und ebenso unmöglich zu realisieren wie diejenige, die Graf deAth zu Beginn seiner Zaubervorstellung versprochen hatte.

KAPITEL 13

Die zerstörte Stadt
      
    » ZU WASSER ZUM PAULS-KAI. DORT HERUMGELAUFEN UND GESEHEN, DASS DIE GANZE STADT NIEDERGEBRANNT IST, UND DIE KATHEDRALE VON ST. PAUL BIETET MIT DEN EINGESTÜRZTEN DÄCHERN UND DEM ZERSTÖRTEN CHORRAUM EINEN TRAURIGEN ANBLICK ... «

Am Freitag und Samstag begann der Rückzug in die Stadt, weil die Trägheit, in die alle verfallen waren, wieder einigermaßen überwunden war und die meisten von uns in der Zwischenzeit sehr neugierig waren, was von London übrig war, nachdem man dem Feuer nun Einhalt geboten hatte, und ob noch irgendetwas von ihrem Zuhause stand oder nicht. Diejenigen, die wieder in die Stadt gingen, wurden gebeten, gut aufzupassen, auf alles zu achten, was verdächtig sein könnte, und jegliche Glut auszutreten, die sie noch sahen, damit es nicht wieder anfing zu brennen.
    Einige beschlossen, gar nicht erst in die Stadt zurückzukehren. Sie sagten, dass sie es nicht ertragen könnten, mit eigenen Augen zu sehen, wie ihr Hab und Gut zerstört worden war. Diese Leute machten sich zu Fuß überall dorthin auf, wo sie Freunde oder Verwandte hatten und vielleicht einen Neuanfang machen konnten. Es war nämlich angeordnet worden, dass alle Städte im ganzen Land, große wie kleine, die Londoner Flüchtlinge in Not aufnehmen und willkommen heißen und ihnen auch
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