Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zuckermacher 02 - Aschenblüten

Zuckermacher 02 - Aschenblüten

Titel: Zuckermacher 02 - Aschenblüten
Autoren: Mary Hooper
Vom Netzwerk:
glaube ich«, sagte ich, »allerdings kenne ich diese Gemeinde nicht so gut.«
    Wir gingen weiter. »Aber wenn sie es ist...«, sagte ich und wies auf zwei große Haufen rauchender Trümmer, »stand dort das Zunfthaus der Tuchmacher ... und dort drüben das der Brauer.«
    In Gedanken versunken, schwiegen wir noch eine Weile. Um uns herum stiegen an verschiedenen Stellen dünne Rauchsäulen auf. In der Ferne schien grauer, dunstiger Nebel Über der Stadt zu hängen, und darin konnten wir ebenso triste Gestalten wie uns erkennen, die sich wie graue Gespenster ihren Weg durch die Asche bahnten. Bei jedem Schritt wirbelten wir lose Asche auf, die uns zum Husten brachte, und Haufen von Staub und Schmutz sammelten sich um jeden verbliebenen Mauersockel. Es gab schwarzen, rußigen Schmutz von dem verbrannten Holz, grauen Schmutz von den zerfallenen Steinen und gelben und roten Schmutz von den Ziegeln, die Feuer gefangen hatten. An den Stellen, wo der Wind den Schmutz im Kreis herumgeweht hatte, war diese Schicht mehrere Zoll dick, und bei diesem Anblick konnte ich mir nicht vorstellen, wie es je gelingen sollte, London wieder sauber zu bekommen.
    Anne trat zu mir und nahm meine Hand. »Es gefällt mir nicht«, sagte sie ängstlich. »Sollen wir zu Mutter nach Hause gehen?«
    Ich drückte ihre Hand. »Wenn wir es schaffen«, sagte ich. »Aber lass uns erst versuchen, den Crown and King Place zu finden. Nur für den Fall...«
    Für welchen Fall, wusste ich allerdings nicht. Für den Fall, dass das Feuer einen Augenblick abgeflaut war und es genau unsere Reihe von Geschäften Übersprungen und unversehrt gelassen hatte. Für den Fall, dass eine eingespielte Mannschaft Brandbekämpfer Handspritzen bekommen und sie genau auf unser Geschäft gerichtet hatten, so dass es vom Feuer verschont geblieben war. Manchmal geschahen Wunder, diese Erfahrung hatte ich bereits gemacht.
    Von der Kirche von St. Alphage aus schlugen wir uns durch die Ruinen in die Richtung, in der wir unseren Laden vermuteten. Unterwegs begegneten wir einigen kleinen Anzeichen von neuem Leben: Ein Mann hatte aus zwei Brettern einen Tisch gebaut und stand nun dahinter und verkaufte Bier, ein anderer hatte aus ein wenig Segeltuch ein primitives Zelt errichtet und sich auf den Überresten seiner Wohnstätte niedergelassen. Eine Familie schien ebenfalls im Keller dessen zu leben, was einst ihr Zuhause gewesen war, denn die Bodenluke, die den Zugang zum Keller bildete, stand offen, es drangen Stimmen von unten herauf, und ein Kind saß auf der Luke und spielte selbstvergessen mitten in einem Haufen Asche.
    Unterwegs hielt uns ein Mann an und erzählte uns, dass dank eines Erlasses des Königs alle Kirchen, Kapellen und anderen öffentlichen Gebäude im Osten der Stadt, die das Feuer unversehrt Überstanden hatten, als Aufbewahrungsstätten für alles, was man dorthin brachte, zur Verfügung standen.
    Ich dankte ihm, und der Mann ging weiter. »Aber wir haben nichts, was wir zur Aufbewahrung geben könnten«, sagte ich zu Anne.
    »Nur Kitty«, sagte sie.
    Leute, die die Stelle fanden, wo ihr Haus gewesen war, standen dort herum und machten einen erschütterten und verlorenen Eindruck. Dennoch sah ich nur sehr wenige, die Tränen vergossen, dafür schienen die Menschen zu bestürzt zu sein. Manche hefteten, wenn sie ihre ehemalige Heimstätte fanden, ein Stück Papier an einen verkohlten Holzstab oder hinterließen eine Notiz auf einem Steinhaufen, auf der stand, um welches Geschäft es sich handelte. Andere wiederum hängten ein Stück Stoff oder irgendeinen Gegenstand auf (ich sah erst eine Schreibfeder und später einen Zinnkrug), um kenntlich zu machen, was einmal an dieser Stelle gestanden hatte.
    Wir zogen weiter, und indem wir sorgfältig auf die Ruinen der Kirchen und mancher Zunfthäuser achteten, bahnten wir uns unseren Weg durch die Überreste der Stadt zu dem, was noch vom Crown and King Place übrig war. Dort angekommen, betrachteten wir die Stelle, wo unsere kleine Reihe Wohnhäuser und Geschäfte gestanden hatte, und dann wusste ich, dass kein Wunder geschehen war. Unser kleiner Laden lag tatsächlich in Schutt und Asche und war zusammen mit allen anderen vollkommen zerstört worden, und das machte mich Überaus traurig und niedergeschlagen.
    Dort trafen wir auch Mr. Newbery an, der, einen Bierseidel in der Hand, auf einem Holzstumpf im ehemaligen Innenraum seines Ladenlokals saß. Er trug weder eine Perücke auf dem Kopf noch war er richtig gekleidet,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher