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Zuckermacher 02 - Aschenblüten

Zuckermacher 02 - Aschenblüten

Titel: Zuckermacher 02 - Aschenblüten
Autoren: Mary Hooper
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Tränen, und ich wandte mich ab, um sie mit meinem Rockzipfel abzutupfen.
    Anne stieß erst einen tiefen Seufzer aus und zupfte mich dann am Ärmel. »Können wir jetzt bitte gehen?«, fragte sie mich flehentlich und fügte einen Augenblick später hinzu: »Eine Kutsche, die Giles Copperly gehört! Glaubst du, dass Sarah und er verlobt sind?«
    Da ich es nicht wusste, schüttelte ich einfach nur den Kopf.
    »Es gibt Überhaupt keinen Grund, noch länger hier zu bleiben!«, fuhr Anne fort. »Es ist schrecklich, ich hasse es, und hier können wir unmöglich Zuckerwerk machen!«
    »Ich weiß«, sagte ich und biss mir auf die Lippen. Ich wollte ebenfalls möglichst schnell fort von hier, doch ich wollte nicht gehen, ohne Tom eine Nachricht zu hinterlassen. Als meine Augen auf Sarahs Brief fielen, wusste ich gleich, was ich tun konnte -nämlich dieselbe Methode wie sie anwenden und ein paar Zeilen schreiben, für den Fall, dass er hier vorbeikam.
    Natürlich hatte ich keine Feder und wollte mir eine von Mr. Newbery borgen, doch er sagte mir, dass seine zurzeit alle in der Truhe im Garten seines Freundes lägen.
    »Dann hänge ich Sarahs Brief eben wieder auf«, sagte ich zu ihm, »das sollte genügen, um klar zu machen, dass wir nach Chertsey gegangen sind. Sollte sich irgendjemand nach mir erkundigen, seid dann bitte so gut und richtet es aus.«
    »Das werde ich gewiss tun!«, sagte Mr. Newbery ziemlich feierlich und in einem so komischen Ton, dass ich mich fragte, wie viel Ale er heute schon getrunken hatte.
    »Wir hoffen, Euch bald wiederzusehen, Mr. Newbery«, sagte ich, »obwohl ich keine Ahnung habe, wann das sein wird.«
    Er winkte mit dem Bierseidel. »Wenn sich noch ein junger Mann nach Euch erkundigt, könnt Ihr gewiss sein, dass ich ihm sagen werde, wohin Ihr gegangen seid.«
    Ich hatte mich schon abgewandt, als mein umnebeltes Hirn schließlich begriff, was er gerade gesagt hatte: Wenn sich noch ein junger Mann... Sofort fragte ich ihn: »Hat sich denn schon jemand nach mir erkundigt?«
    »Vor einer Weile ist ein junger Bursche vorbeigekommen, der recht mitgenommen aussah!« Er nahm einen Schluck von seinem Ale. »Ist in eine Schlägerei geraten, würde ich sagen.«
    »Was wollte er denn?« Mein Herz klopfte wie wild, doch ich versuchte, ruhig zu bleiben. War es Tom gewesen? Oder nur Bill? Hatte ich ihm an dem Abend bei der Kathedrale von St. Paul erzählt, wo sich das Geschäft befand?
    Mr. Newbery zuckte die Achseln. »Er hat sich nur nach Euch erkundigt, und ich habe ihm gesagt, dass ich Euch nicht gesehen habe, weder tot noch lebendig.«
    »Wohin ist er denn gegangen? In welche Richtung?«, fragte ich ungeduldig.
    Mr. Newbery wedelte mit seinem Bierseidel herum, und Ale schwappte heraus. »Wer weiß? In Richtung Schutt und Trümmer.« Er lächelte selbstzufrieden. »Es ist nämlich Überall voller Schutt und Trümmer!«
    Daraufhin ließ ich ihn stehen, rief Anne zu, dass ich gleich wieder zurück wäre, und eilte die Gasse hinauf (so schnell es in den Trümmern ging) bis zur Ecke, wo Doktor da Silvas Geschäft gestanden hatte. Wenn es tatsächlich Tom war, der sich nach mir erkundigt hatte, so dachte ich, und er nicht wusste, wohin er sich wenden sollte, war es gut möglich, dass er zum Laden des Apothekers gegangen war, wo er einmal gelebt hatte.
    Dieser war nicht allzu schwer zu finden, weil er dort gestanden hatte, wo mehrere Gassen aufeinander stießen, deren Verlauf man noch erkennen konnte. Als ich dort, wo ich die Überbleibsel der Apotheke vermutete, die Reste mehrerer schwerer Eisenketten und Vorhängeschlösser fand, mit denen das Geschäft zur Zeit der Pest verriegelt gewesen war, war ich mir sicher, an der richtigen Stelle zu sein. Dieses ganze Eisen lag in einem Klumpen auf dem Boden und war von der Hitze, die darüber hinweggefegt war, vollständig zusammengeschmolzen.
    Nachdem ich Über Steinhaufen geklettert war, sah ich Tom mitten im Schutt kauern. Er hatte sich an irgendwelche Ziegel angelehnt, die Beine aufgestellt und den Kopf darauf gelegt, und schien meine Ankunft Überhaupt nicht zu bemerken.
    Bei seinem Anblick rang ich vollkommen entsetzt nach Atem. Er war nicht nur voller Schmutz und Asche, sondern ich konnte durch sein zerfetztes, blutiges Hemd hindurch auch dunkle Blutergüsse auf seinen Schultern und große Schürfwunden auf seinem Rücken erkennen.
    »Tom!«, rief ich.
    Er hob den Kopf, lächelte mich leise an und schloss die Augen dann wieder. »Verzeih, dass ich nicht
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