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Zuckermacher 02 - Aschenblüten

Zuckermacher 02 - Aschenblüten

Titel: Zuckermacher 02 - Aschenblüten
Autoren: Mary Hooper
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sondern er hatte ein altes weites indisches Gewand an, wie es Privatiers zu Hause trugen. Doch dieses war zerrissen, unordentlich und Über und Über mit kleinen Brandflecken bedeckt, als sei er damit durch einen Funkenregen spaziert.
    Er erhob sich schwankend und machte eine kleine Verbeugung. »Aha, Ihr habt also den Weg zurückgefunden«, sagte er so ungezwungen, als würde er uns in seinem Salon empfangen. Ich nickte und starrte ihn an (ich wusste, dass Anne das Gleiche tat), weil sein kahler Schädel mit großen Rußflecken bedeckt war und seine Wangen so aussahen, als seien sie absichtlich mit grauer Asche bepudert. »Ich habe eine ganze Weile gebraucht, um den Weg hierher zu finden, weil alle Schankstuben verschwunden sind und ich keine Vorstellung davon hatte, wo ich mich befand.«
    »Haben unsere Nachbarn alle Überlebt? Habt Ihr irgendjemanden gesehen?«, fragte ich ihn.
    »Ja, einige«, antwortete er. »Es sind nur wenige gestorben.« Und dann fügte er auf seine übliche Art hinzu: »Allerdings habe ich gehört, dass in Bridewell die Flammen derartig heiß waren und so sehr gewütet haben, dass selbst die Toten in ihren Gräbern verbrannt sind!«, und bei diesen Worten konnte ich mir ein Lachen nicht verkneifen.
    »Wollt Ihr hier bleiben?«, fragte Anne ihn.
    Er nickte. »Ich habe es geschafft, meine Kleidung und einen Teil meiner Ware zu retten und zu einem Freund in Bishopsgate zu bringen. Er hat sie in Kisten gepackt und diese zur Sicherheit in seinem Garten vergraben, doch zum Glück ist der Brand nicht bis dorthin vorgedrungen.«
    »Aber wo werdet Ihr wohnen?«, fragte ich ihn.
    »Die Soldaten bauen gerade Zelte auf, also werde ich meine Ware holen und so bald wie möglich wieder Handel treiben. Ich will hier sein, um Anweisungen für den Wiederaufbau meines Geschäfts zu geben.«
    »Ich verstehe«, sagte ich und bat ihn dann, uns zu entschuldigen, weil wir, wie ich hinzufügte, zu gern wissen wollten, wie es innen in unserem eigenen Laden aussah.
    »Ach, es ist nichts davon übrig!«, rief er uns hinterher.
    Unser Kaufladen war durch zwei schäbige kleine Behausungen von seinem Geschäft getrennt gewesen. Diese gab es jetzt nicht mehr, und ein halber Stumpf Eichenholz war alles, was von unserem Türpfosten übrig geblieben war. Er war zwar niedergebrannt und verkohlt, doch wir konnten immerhin erkennen, wo sich der Eingang zu unserem Geschäft befunden hatte. Wenn wir mit den Füßen im Schutt auf der Erde scharrten (was wir mit Vorsicht tun mussten, weil die Asche teilweise noch heiß war), konnten wir die Umrisse des Ladens und den Durchgang zum Hinterzimmer erkennen. Seltsamerweise war auch der verbrannte Strunk des kräftigen Rosmarinstrauchs zu sehen, der in unserem Hinterhof gestanden hatte.
    Ich kann gar nicht sagen, wie seltsam es sich anfühlte, in unserem Geschäft zu stehen - und zugleich nicht in unserem Geschäft, weil es voller Trümmer vom Dach und dem oberen Stockwerk und nach oben hin offen war. Zur rechten Seite hin konnten wir dorthin schauen, wo Mr. Newbery saß und aus seinem Bierseidel trank, und zur Linken sahen wir durch die verwüsteten Häuser hindurch die abgebrochene Turmspitze und die Ruinen unserer Gemeindekirche.
    Kitty, die sich eigentlich immer ruhig verhielt, wenn sie in ihrem Korb saß, begann auf einmal zu miauen, als wüsste sie, dass sie zu Hause war, doch wir trauten uns natürlich nicht, sie hinauszulassen.
    »Sieh mal! Hier hängt eine Notiz an einer Holzstrebe«, rief Anne plötzlich aus.
    »Wirklich?«, sagte ich und trat so schnell zu ihr, dass meine langen Röcke den Staub aufwirbelten. »Lass mal sehen.«
    Das kleine Stück Pergament war an eine verkohlte Stütze genagelt, und ich löste es vorsichtig und mit klopfendem Herzen ab, weil ich erkannte, dass die Nachricht in Sarahs sorgfältiger Handschrift verfasst war.
    Ich las laut vor:
    Wir haben von dem furchtbaren Brand gehört und sind nach London gekommen, und zusammen mit Giles Copperly erwarte ich dich und Anne, um euch nach Chertsey zurückzubringen. Da wir die Kutsche nicht in die Innenstadt mitnehmen können, weil die Straßen alle voller Schutt und nicht befahrbar sind, werden wir auf der Seite von Southwarke bleiben und dort warten, bis ihr bei uns seid. Ich bete zu Gott, dass ihr beide unversehrt seid. Deine Schwester Sarah
    Beim Gedanken an meine ältere Schwester, die auf der anderen Seite des Flusses war und sehnsüchtig darauf wartete, von uns zu hören, füllten sich meine Augen mit
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