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Zuckerguss und Liebeslieder Roman

Zuckerguss und Liebeslieder Roman

Titel: Zuckerguss und Liebeslieder Roman
Autoren: Rosie Wilde
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natürlich.«
    »Aber ich sollte schon auf dem Weg zum Flughafen sein!«, jammere ich. »Mein Visum läuft heute ab.«
    »Das ist kein Problem«, sagt Wyatt.
    Ich glaube nicht, dass die US-Einwanderungsbehörde diese Einstellung teilt. Um nicht die Orientierung zu verlieren, schaue ich mich um. O verdammt! Sheriff Billy ist uns gefolgt: Er steht am Eingang zum Labyrinth und redet mit Caseys Opa. Ich hätte ihm nicht zuwinken sollen. Alle Verbrecher begehen einen fatalen Fehler, und das war der meine. Mit Entsetzen sehe ich, dass Caseys Opa ins Labyrinth zeigt und Sheriff Billy offensichtlich erklärt, wo er mich finden kann. Er will mich einsperren! Man wird mir die Fingerabdrücke abnehmen und mich in Handschellen in meinen Flieger nach Hause verfrachten. Was mache ich, wenn ich mal aufs Klo muss?
    Ich eile Wyatt hinterher.
    »Alice«, sagt er.
    »Pscht. Sonst findet er mich«, wispere ich.
    »Wer?«
    Ich bin in heller Panik, renne los, vorbei an dem völlig verdutzten Wyatt, biege links ab, dann rechts und wieder links. Oder war es rechts? Die Maisstauden sehen alle gleich aus.
    »Alice«, höre ich Wyatt rufen.
    Jetzt habe ich mich vollständig verfranzt. »Pscht«, flüstere ich wieder.

    »Sind Sie das?«, brüllt er. »Alice, bleiben Sie stehen«, kommandiert Wyatt. »Ich komme Sie holen.«
    »Wo ist Sheriff Billy?«, rufe ich über die Schulter hinweg und laufe tiefer in das Labyrinth hinein.
    »Gibt Caseys Opa das Geld vom Benefizkonzert?«, ruft Wyatt zurück. Er klingt ziemlich weit weg.
    »Nein, er ist meinetwegen da«, fauche ich. »Mein letztes Stündlein hat geschlagen! Begreifen Sie nicht?«
    »Nein, nicht so ganz.« Wyatt kommt näher. »Alice, wollen Sie wohl stehen bleiben, verdammt noch mal.«
    »Ich bin eine illegale Einwanderin. Ich muss flüchten und untertauchen.«
    Mein Geständnis scheint Wyatt nicht sonderlich zu beunruhigen. »Nein, sind Sie nicht. Phoebe hat das alles geregelt.«
    »Phoebe«, zische ich und renne weiter. »Die zählt nicht zu meinen Freunden. Sie würde das Blaue vom Himmel herunterreden, um Sie dazu zu bringen, das zu tun, was sie will.«
    »Das weiß ich. Ich bin kein kompletter Idiot.«
    Er ist jetzt sehr nahe, darum raffe ich allen Mut zusammen und bewege mich nur noch im Schritttempo weiter. »Ich dachte, Sie mögen sie«, rufe ich. »Ich dachte, sie bekommt ›Take My Hand‹ von Ihnen.« Ich fühle mich wieder genauso verletzt und verstört wie gestern Abend, als ich Phoebe und Wyatt belauscht habe.
    »Nein«, sagt Wyatt. »Sie ist der letzte Mensch auf Gottes weiter Erden, der ich meinen Song überlassen würde.«
    Ich gebe mir keine Zeit zum Nachdenken. Ich fühle mich schlicht betrogen und durcheinander. »Wieso haben Sie ihr dann erzählt, Sie hätten ein Album geschrieben? Das haben Sie mir gegenüber nie erwähnt«, platze ich heraus.

    Zu spät wird mir klar, dass ich Wyatt jetzt meine Lauscherei beichten muss. »Ich bin ins Haus gekommen, um ein paar Decken zu holen«, sage ich und wiederhole dann alles, was ich mit angehört habe; hoffentlich brülle ich in die richtige Richtung. »Und dann bin ich zurück zu Mary Lou gegangen.«
    Ich bilde mir ein, gerade Wyatt durch die Maisstauden hindurch erspäht zu haben.
    »Ich habe kein Album geschrieben«, sagt Wyatt geduldig. »Sondern nur einen einzigen Song.«
    Jetzt sieht er mich. Wir beäugen uns durch die einen Meter dicke Maiswand.
    »Was haben Sie Phoebe dann vorgespielt?«
    »›Vale of Tears‹.«
    »Was?«
    »Es ging nicht anders. Sonst wäre ich sie nie losgeworden. Ich musste sie davon überzeugen, dass mein neues Album vielleicht doch nicht so spannend ist.«
    »Hat es funktioniert?«
    Statt einer Antwort stimmt Wyatt »Vale of Tears« an. Bloß dass er sich noch viel einschläfernder als Madison anhört. » Shattered dreams, Faded hopes … «
    »Großer Gott.« Bittebitte, er soll aufhören.
    »Dann habe ich ihr erzählt, dass ich auf meinem nächsten Album das menschliche Elend auslote und am Schluss noch ein paar Songs anhänge, die mögliche Rettung verheißen.«
    »Was hat sie dazu gesagt?«, frage ich fassungslos.
    »Dass sie erst mit ihrem Kreativteam darüber sprechen müsste. Und dann hat sie Andeutungen gemacht, mich von meinem Vertrag zu entbinden. Ich schätze, sie hat schon was aufgesetzt, womit Carmichael Music drum herumkommt, mein nächstes Album zu produzieren.«

    »Aber was ist mit ›Take My Hand‹? Das will sie doch sicher haben?«
    »Nicht mehr, nachdem ich ihr erzählt habe,
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